Von ĝhēi- aus: aksl. zějǫ `hio' (*ĝhēi̯ō).
Von ĝhii̯-ā- aus:
lat. hiō, -āre (*ĝhii̯a-i̯ō) `gähnen, klaffen, aufgesperrt sein', osk. eehianasúm `ēmittendārum (hostiārum)', umbr. ehiato `ēmissōs';
lit. žió-ju, -ti `öffnen', reflexiv žiótis `gähnen' (žiótys Pl. f. `Riß, tiefe Kluft; Mund, Rachen'), wozu lit. žióvauti, lett. žãvâtiês `gähnen' (žāvas f. Pl. `Gähnen')
und mit p: lit. žiopsaũ, -sóti `mit offenem Munde dastehen, dasitzen';
skr. zjâm, zjȁti `den Mund aufsperren', Iterativa aksl. zijają, zijati, russ. zijáju, -átь ds. und sloven. zẹ́vati `den Mund geöffnet halten', čech. zívati, russ. zěvátь `gähnen' (sloven. zẹ̀v, poln. ziew, russ. zěv `Rachen');
mit p (vgl. unten die Wzf. ĝheip-): blg. zě́pam, poln. ziepać `mit Mühe atmen', klr. zḯpaty `nach Atem schnappen', čech. zípati `keuchen'.
Ähnlich, aber nach den ē-Verben, ahd. gīēn `gähnen' (wäre got. *gijan, -aida); daneben mit noch klärungsbedürftigem (aber schwerlich aus der Wzf. ĝhēu- stammendem) w im Hiat ahd. anagiwēn `inhiare', gēwōn `den Mund aufsperren, gähnen' (mhd. gewen, giwen ds.), ags. giwian, giowian `verlangen, fordern' (aus `*mit offenem Munde, gierig wonach lechzen'); dazu aisl. gjā f. (*giwō) einerseits `Spalte, Kluft in der Erde', andrerseits (von `lechzen' aus) `wollüstiges Leben', mhd. giude (*giwiþō) `geräuschvolle Freude', giuden `prahlen, großtun (*den Mund weit auftun); in geräuschvoller Freude sein, verschwenderisch leben', nhd. vergeuden; ahd. inginnan `auftun, öffnen, aufschneiden, spalten' aus *ginu̯an ist wohl Faktitiv zu ahd. ginēn (s. unten) in formellem Anschlußan das lautähnliche biginnan.
sko-Präsens: lat. hīscō, -ere (*ĝhī-sk̂ō) `gähnen, klaffen, aufgesperrt sein'; ähnlich ags. giscian, mhd. gischen `schluchzen' und norw. mdartl. geiska `die Beine ausspreizen' (s. Persson Beitr. 318).
n-Präsentien und zugehörige Nomina: aisl. gīna st. V., ags. tō-gīnan st. V. `klaffen, gähnen'; mit ĭ aisl. gine, ahd. ginēn, mhd. ginēn, genēn, nhd. gähnen = ags. ginian, gionian `weit offen sein', aisl. gina `gähnen', gin n. `Schlund', ags. gin n. ds.; mit germ. ai (idg. ĝhǝi-? oder vielmehr der Präteritalablaut des st. V. gīnan?) ahd. geinōn, schweiz. gäine, got. *gainon, ags. gānian; aber engl. yawn, `gähnen' für *yone aus ags. gionian;
aksl. zinǫ, -ǫti (*ĝhīnō) `χαίνειν'.
Andere Nominalbildungen:
mit u̯: ags. giw, gēow m. `Geier' (*gīwaz `der Gierige');
mit m: aisl. gīma f. `Öffnung', schweiz. gīm ds.; aisl. geimi m. `Meeresschlund'; nisl. geimr `großer, leerer Raum';
mit r: germ. *gīr(i)a- `gierig' (eigentl. `*lechzend'), in norw. mdartl. gīr m. `Begierde, Leidenschaft', ahd. gīri `begierig', gīr `Geier';
mit l: aisl. norw. gil n. `Felsspalt', schwed. mdartl. gilja f. `Hohlweg', ahd. mhd. gil `Bruch, hernia'; aisl. geil f. `Hohlweg, Engpaß'; mnd. gīlen `begehren, betteln' (von *gīla- Adj. `begehrend', vgl. zur Bed. oben ags. gīwaz).
Mit Bed.-Entw. von `klaffen' zu `schief abstehen (zunächst z. B. von Hölzern u. dgl.)' ist wohl anzureihen ndd. ndl. gillen `schräg abschneiden', ndl. gillinghout `schräg durchgeschnittenes Holz', weiter isl. geila `trennen' (`*klaffen machen'), ags. gǣlan (*gailjan) `hindern, zögern'; von r-Formen nd. gīren, ndl. (daraus nhd.) gieren, norw. mdartl. gīra `vom Kurs abweichen'; ndl. geeren ds., norw. mdartl. geira `schief laufen'.
Erweiterungen mit i-Vokalismus:
*ĝhei-gh- : aisl. norw. dial., geiga `seitwärts abschwenken', aisl. geigr m. `Schaden' (ursprgl. Anschauung `*schief abstehen, klaffen' z. B. von Hölzern); vgl. nhd. schweiz. Geigle `Doppelast an einem Baume, der in beliebigem Winkel auseinandergeht; Pl. die Schenkel', nhd. Heugeige `Stecken mit seitwarts abstehenden Astresten zum Aufschobern des Heus'; nhd. dial. geigen `sich hin und her bewegen', aisl. gīgja, aus mnd. mhd. gīge, nhd. Geige als Musikinstrument; ags. for-, of-gǣgan `abweichen von, überschreiten', gǣgl und gāgol `ausgelassen, ausschweifend', afries. gēia `übertreten, unterlassen, Buße zahlen für, büßen'; norw. dial. giga, gigla, gigra `lose stehen, wackeln', engl. gig (nord. Lw.) `leichter Wagen, leichtes Boot', whirligig, dän. gig `Kreisel als Spielzeug'; ndd. giggelen, engl. to giggle `versteckt, spöttisch lachen'; als `frei abstehende, bewegliche Segelstange' hierher ndl. gei `Raa' (Grundf. geig(*j)a?), ndd. gīk, ndl. gijk ds. und mnd. geck von drehbaren Dingen (z. B. Deckel, Fensterladen, Pumpstangen), auch `Narr' (nhd. Geck); hierher (nach Wissmann Nom. postverb. 41) got. geigō f. `Gier', ga-geigan `gewinnen', faíhu-geigan `begehren'; s. S. 427.
Ähnlich ist (von ĝhii̯ā- aus) mit gh gebildet lit. ziógauti `gähnen', žiógas `Heuschrecke', žiõgris `Palisade'.
ĝhei-p- (im Germ. vielleicht z. T. auch ĝhei-bh-):
Lat. (Gloss.) hippitāre, exippitāre (*hīpitāre) `hietare, oscitare' (span. hipar `schluchzen'); čech. zípati `keuchen' (usw., s. oben);
ags. gīfer `Fresser', aisl. gīfr m. `Unhold'; nhd. dial. geifen, geiben, geipen `gähnen, gaffen, gierig verlangen'; aus `schief abstehen, locker abstehen' norw. dial. geivla `seitwärts abschwenken; schlottern', auch geivra; vom Verziehen des Mundes ndd. gib(b)elen `spottend lachen', nhd. geifeln `spottend lachen', engl. to gibe, jibe `spotten'.
Im Germ. auch:
ĝhei-b-, germ. *gī̆p-: aisl. gīpr m. `Maul, Rachen', FlN für Gipa, norw. mdartl. gipa `klaffen machen, nach Luft schnappen' = ags. gīpian `nach Luft schnappen'; mnd. gippelt `töricht, dumm'; schwed. dial. gippa `Riß, Spalte'; mit ī schwed dial. gipa `den Mund verziehen', ndd. gīpen `nach Luft schnappen, strehen nach'; nhd. bair. gaif(f)en von einem nicht festsitzenden, schlotternden Schuh; mit der Bed. `spöttisch den Mund verziehen u. dgl.'.
Mit germ. ai: aisl. geipa `schwatzen', norw. dial. geipa `schwatzen; den Mund weit aufsperren; mit ausgespreizten Beinen sitzen oder gehen' u. dgl.;
aisl. geispa `nach Luft schnappen', mengl. gaspen < ags. *gāspian, wohl aus *gaipsōn (durch Verquickung von *gaip- und *gais).
gheis-: isl. gisinn `von Trockenheit rissig, undicht' (Partiz. von *gīsa =) norw. dial. gīsa `grinsen, blinzeln'; norw. dial. gista `sich öffnen, dünn werden, vom Walde', aschwed. gistinn `von Trockenheit rissig'; aus dieser Bed. weiter mnd. gēst, afries. gēst, gāst `das höhere trockene Land im Gegensatz zur Marschniederung' (zugehörige u-Formen nd. güste, ndl. gust `unfruchtbar, trocken, gelt' von der Basis ĝhēu-?? S. Persson Beitr. 318).
Erweiterungen mit ē- : ǝ-Vokalismus (fast nur germ.):
*ĝhǝgh- (: ĝhēgh-):
Ags. gēagl m. n. `Kinnbacken, Kehle', Pl. `Backenzähne', mnd. gāgel, gēgel m. n. `Gaumen, Zahnfleisch' (*gāgula-, -ila);
nhd. dial. gagen, gageln, gagern `(sich) spreizen (von den Beinen, den Fingern), wackeln, gestikulieren, gaukeln', gackelicht `närrisch', mhd. gagen, gageren `sich hin und her bewegen, zappeln', aisl. gagr `gekrümmt, zurückgebogen', gaghals `mit zurückgespreiztem, zurückgebogenem Halse', norw. dial. gag `rückwärts gebogen (z. B. von schief abstehenden Gerätteilen)', engl. gag-toothed (nord. Lw.) `mit hervorstehenden Zähnen': ablaut. aisl. gǣgjask `sich vorrecken, um zu gucken', und (zugleich mit Kons.-Schärfung) md. gāken `gaffen'.
Aisl. gjǫgrar Pl. `Felsklüfte' (*gegura-) vergleicht Lidén Armen. Stud. 70 f. wohl richtiger mit arm. gez `Spalte, Riß, Kerbe'.
*ĝhēp-:
Ai. hāphikā `das Galmen' (mit jungem ph statt p, Persson Beitr. 565).
*ĝhǝb-: aisl. gap `weite Öffnung, Loch, Chaos; Ruf, Schrei', gapa `den Mund aufsperren, schreien', ags. gapian, ndd. gāpen, mhd. nhd. gaffen `mit offenem Munde anschauen'.
*ĝhǝbh-:
Ags. geaflas Pl. `Kiefern' (in der Bedeutung gerichtet nach ceafl `Kiefer', s. unter ĝeph-), älter dän. paa gafle `weit offen', schwed. på gavel ds.;
aisl. gabba `Spott oder Scherz treiben', ags. gabbian `schwätzen; verspotten, verhöhnen', gaffetung `Hohn', gafsprǣc `törichte Rede', ndl. gabberen `nugari, jocari' u. dgl. (wohl aus dem Ndd. stammen lit. gabl(i)ó-ju, -ti `necken, vexieren', gablỹs `wer neckt, vexiert', s. Berneker 287 f. - auch über poln. gabać `reizen, necken').
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