Slav. *olnī (idg. *oln-ei) = aksl. lani, čech. loni, poln. loni `im vorigen Sommer, im vorigen Jahre' (`in jenem Jahr', vgl. lat. ollī `tunc').
Die Bed. von ir. alltar, allaid (s. unten) läßt auch Verwandtschaft von ai. áraṇa- `fern, fremd' (= av. auruna- `wild'?), árād `aus der Ferne', ārḗ `fern' als möglich erscheinen. Hierzu auch vielleicht ai. arí `Fremder, Fremdling', ar(i)yá- `zum Fremden gehörig' (vgl. ahd. eli-lenti `fremdes Land'), dann Subst. `gastlich, Herr', dazu ā́r(i)ya- `zu den ar(i)yá- gehörig, wirtlich', daher VN `Arier', āryaka- `ehrwürdiger Mann', aryamáṇ- n. `Gastlichkeit', m. `Gastfreund'; av. airyō (= ārya), apers. āriya (= ariya), arisch', av. airyaman `Gast, Freund', npers. ērmān `Gast', dazu der sarmat. VN ᾽Αλανοί (osset. *alan), osset. ir `Ossete', iron `ossetisch' (P. Thieme*), Der Fremdling im Rigveda, Abb. f. d. Kunde d. Morgenl. XXIII 2, 1938; Specht KZ. 68, 42 ff.); air. aire (*arios) und airech `Adliger, Freier' können zur Präp. air- `vor', also `an erster Stelle stehend', gehören (Thurneysen ZCP. 20, 354); der sagenhafte ir. Stammvater Е́remón ist eine gelehrte Neubildung zu Ériu `Irland'. S. auch unter ari̯o- `Неrr, Gebieter'.
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*) Wenn Thieme (aaO. 159 f.) richtig das verstarkende Präfix gr. ἐρι- (Red.-Stufe ἀρι-) hierherstellt, z. B. ἀρί-γνωτος `leicht (dem Fremdling) erkennbar', müßten ai. arí- usw. allerdings auf idg. *er- zurückgehen. Thieme stellt ferner hierher ai. sūrí- `Herr' als su-ri- `gastlich' und ri-śā́das `Sorge für den Fremdling tragend'.
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Air. oll Adj. `amplus, groß, umfassend', eigentlich `über (das Gewöhnliche) hinausgehend' (formell = lat. ollus, idg. *olnos), Komp. (h)uilliu `amplius', Adv. ind-oll `ultra', woraus vielleicht auch innonn, innunn `hinüber' (mit Assimilation unter Mitwirkung von inonn `derselbe'; Thurneysen KZ. 43, 55 f.; anders Pedersen KG. II 195), ol-chen(a)e `außerdem, sonst', eigentlich `jenseits (und) diesseits davon'; ol-foirbthe `plusquamperfectum', oldāu, oldaas `als ich, als er', eigentlich `über (das) hinaus, was ich bin, was er ist', inaill `sicher', eigentlich `jenseits befindlich' (davon inoillus `Sicherheit'; inuilligud `Sicherung'; mit ol(l) `ultra' deckt sich vielleicht ol `inquit' als `ultra, weiter', ursprüngl. beim Bericht über eine fortgesetzte Rede). Die Konjunktion ol `weil' hält Thurneysen Grammar 559 dagegen für verwandt mit cymr. ol `Fußspur'.
Daneben mit a: air. al (mit Akk.) jenseits, über - hinaus' (Vereinfachung aus *all im Vorton), Adv. tall (*to-al-nā) `jenseits, dort', anall `von jenseits, vondort, herüber', mit suffigiertem Pron. der 3. Person alle, allae, jünger alla `jenseits' (erweist ursprüngliche Zweisilbigkeit auch der nicht mit Pronominalsuffix versehenen Präpositionalform, s. Thurneysen KZ. 48, 55 f., also nicht aus endungslosem idg. *ol oder *al); Ableitungen: alltar `das Jenseits', auch von `jenseits gelegenen wilden Gegenden', alltarach `jenseitig'.
Gall. alla `aliud', allos `zweiter' (Thurneysen ZCP. 16, 299), VN Allo-broges = mcymr. all-fro `verbannt' (zu bro `Land'), all-tud `Ausländer', acymr. allann, ncymr. allan `draußen'; air. all-slige `zweites Aushauen'.
Got. alls, aisl. allr, ags. eall, ahd. all `all', daneben im Kompositum germ. ala- (ohne -no-Suffix) in agerm. Matronennamen Ala-teivia, Ala-gabiae usw., got. ala-mans `alle Menschen, Menschheit', ahd. ala-wāri `ganz wahr' (nhd. albern); vgl. air. oll-athair (Beiname des ir. Göttervaters Dagdae `der gute Gott') = anord. al-fǫðr (Beiname des Odin), `Allvater'.
Lat. alers, allers `doctus, sollers' nach Landgraf ALL. 9, 362, Ernout Él. dial. lat. 104 aus *ad-ers, *allers (Gegensatz zu iners).
Von einern Adverb *ali `dort, jeweils' (anders Debrunner REtIE. 3, 10 f.) sind abgeleitet:
ali̯os `anderer':
arm. ail `anderer';
gr. ἄλλος `anderer' (kypr. αἴλος), n. ἄλλο, vgl. ἀλλοδ-απός `von anderswoher, fremd' (= lat. aliud, Formans wie in lat. longinquus), dazu ἀλλήλων usw. `einander', ἀλλάττω `mache anders, verändere', ἀλλαγή `Veränderung, Wechsel, Tausch, Verkehr': ἀλλότριος `einem andern gehörig, fremd', aus einem dem ai. anyátra `anderswo' entsprechenden Adverb;
lat. alius = osk. allo `alia', n. aliud = gr. ἄλλο, dazu vom Adverb ali: aliēnus `fremd' (aus *ali-i̯es-nos), ali-quis, ali-cubi usw.; Komparativ alter, -era, -erum `der eine von zweien' = osk. alttram `alteram' (aus *aliteros-), bei Plautus auch altro-; in altrinsecus, altrōvorsum ist die Synkope durch die Länge des Wortganzen bedingt; hierher auch alterāre, adulter, alternus, altercāri;
gall. alios (Loth RC. 41, 35), air. aile (*ali̯os), n. aill (aus adverbialem all aus *al-nā; das palat. l stammt von aile), cymr. ail, bret. eil (aus *eliüs, Komparativ *alii̯ōs), gedoppelt air. alaile, araile, n. alaill, araill, mcymr. usw. arall, Pl. ereill (das ll aus dem Adverb all);
got. aljis `anderer', sonst nur in Zusammensetzungen, wie as. eli-lendi n. `fremdes Land', ahd. eli-lenti ds. = nhd. `Elend', got. alja-leikō `anders', aisl. elligar, ellar, ags. ellicor, elcor `sonst', ahd. elichōr `ferner', und in Adverbien, wie ags. elles, engl. else `anders', anord. alla `andernfalls' usw.; eine Komparativbildung *alira ist ags. elra `der andere';
toch. A ālya-kǝ, В alye-kǝ `ἄλλος τις' (*ali̯e-kǝ, Pedersen Groupement 26, Tocharisch 117); unklar ist das Fehlen der Palatalisierung in A ā̆lakǝ `anderer', ālamǝ `einander', В āläm `anderswo', aletste `Fremder';
ostiran. usw. hal-ci `quicumque'.
Über einen allfalligen idg. Lautwandel von *ani̯os zu *ali̯os s. Debrunner REtIE. 3, 1 ff., über angebl. pejorativen Charakter des a s. Specht KZ. 68, 52, Die alten Sprachen 5, 115.
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