Anders - auf Grund von idg. meis-, mois-, mis- - Schrader Sprvgl.2 367, 3II 140, Fick II4 205: merula aus *misula, cymr. mwyalch usw. aus meisalkā, endlich mit -oi- ahd. *meisa, ags. māse, aisl. meisingr `Meise'. Doch wird letztere in der Bed. abweichende Gruppe von Wood KZ. 45, 70 wohl richtiger auf ein Adj. *maisa- `klein, winzig' bezogen wegen norw. mdartl. meis `dünne, schwächliche Person', meiseleg `dünn und schwächlich', wfläm. mijzen `zerkrümeln', mejzel `Bißchen. Krümchen'. Am zuverlässigsten ist der Vergleich des lat. mit dem brit. Worte.
Beziehung zu *apo `ab', ai. ápara- `hinterer, späterer' als Dehnstufenbildung wird von Specht Dekl. 23 angenommen.
got. af Präf. und Präp. m. Dat. `von, von-weg, von-her', anord. af Adv. und Präp. m. Dat., ags. æf, of, as. af, ahd. aba, ab- `von, von-weg', nhd. ab-.
Vgl. auch lit. apačià `der untere Teil' (als `abgewandter Teil', *apoti̯ā, zu ai. ápatya- n. `Nachkommenschaft' und hitt. ap-pé-iz-zi-ia-aš (appezii̯as) `hinterer'. Als kelt. Abkömmlinge von *apo werden in Anspruch genommen acymr. ncymr. o `ex, ab, de', a.-mcorn., a.-nbret. a ds. Doch kommt für diese lautarmen brit. Gebilde eher Zugehörigkeit zu air. ō, ua in Betracht (Thurneysen Gr. 524), so daß alles Brit. ganz unsicher bleibt.
In hett. a-ap-pa (apa) `hinter, zurück' (vgl. gr. ἀπο-δίδωμι `gebe zurück') sind vielleicht idg. apo und epi zusammengefallen (Pedersen Hitt. 188, Couvreur H̯ 94 f., Lohmann IF. 51, 324 f.).
Ableitungen: apо-tero-, ap-ero-, ap-i̯o-, ap-ōko- und oben apoti̯ā, apeti̯o-.
Ai. apataram Adv. `weiter weg', ap. apataram Adv. `abseits, anderswo', gr. ἀπωτέρω `weiter entfernt' (ἀπωτάτω `sehr weit entfernt'); vielleicht got. aftarō `von hinten, rückwärts', aftuma, aftumists `der letzte', ags. æftemest ds. und got. aftra `zurück, wiederum', ahd. as. aftar Adv. `hinten, nach' und Рräp. m. Dat. `nach, hinter-her, gemäß', ags. æfter ds., anord. eptir Adv. und Рräp. m. Dat. und Akk. `nach', aptr Adv. `zurück, rückwärts'.
Für diese germ. Worte steht aber auch Verwandtschaft mit gr. ὄπιθεν, idg. *epi, *opi zur Erwagung (Schulze KZ. 40, 414 Anm. 3), vgl. noch got. afta `hinten', ags. æft `hinter, später', got. aftana `von hinten', anord. aptan, ags. æftan, as. aftan, mhd. aften `hernach'.
Ai. ápara- `hinterer, späterer, folgender, anderer', Adv. -ám `nachher, später', av. ap. apara- `hinterer, späterer, folgender', Adv. -ǝm, -am, Sup. ai. apamá-, av. apǝma- `der entfernteste, letzte'; got. afar Adv. und Präp. mit Dat. und Akk. `nach, nachher', ahd. avar, abur (letzteres aus *apu-ró-m, wie anord. aur- `unterer, hinterer' in Kompos., s. Falk-Torp, 11 f.) `wieder, abermals, dagegen' (nhd. aber), anord. afar `besonders, sehr' (vgl. zur Bed. ai. ápara- auch `absonderlich, außergewöhnlich', Lidén Stud. 74 ff.; ags. eafora, as. aƀaro `Nachkomme'). S. noch *āpero- `Ufer'.
Gr. ἄπιος `abgelegen, fern' (wohl auch anord. efja f. Bucht in einem Fluß, in der die Strömung zurückläuft', ags. ebba m. `Ebbe', as. ebbia f., mndd. ebbe, woher nhd. Ebbe entlehnt, als `Abfluten').
Ai. ápāka- `abseits liegend, entfernt, von vorn kommend', arm. haka- als 1. Kompositionsglied `entgegen', hakem `piegare ad una parte, inclinare', aksl. opaky `wiederum', ksl. opako, opaky, opače `zurück, verkehrt', in welchen freilich z. T. auch zu *opi, gr. ὄπιθεν gehörige Formen stecken können (vgl. lat. opācus `schattig' = `von der Sonne abgewendet'; Liter. zur Bildung bei Brugmann Grdr. II2 1, 482). Daneben anord. ǫfugr `nach rückwärts gekehrt', as. aƀuh, avuh, ahd. abuh, abah `abgekehrt, verkehrt, böse' (nhd. äbig, äbicht), ags. *afoc in engl. awkward, aus *apu-ko-s (oder aus *opu-ko-s : ὄπιθεν, so daß im Ablaut zu got. ibuks `rückwärts gehend', ahd. ippihhōn `zurückrollen'? Johansson PBrB. 15, 230, im Konsonanten auf πυ-γή verweisend, s. auch Falk-Torp u. avet).
pō̆:
av. pa-zdayeiti `läßt wegrücken, scheucht'; lat. po-situs, pōnō aus *po-s[i]nō, po-liō, po-lūbrum, pōrcet aus *po-arcet; alb. pa m. Akk. `ohne', pa- `un-' (Gl. Meyer Alb. Wb. 317); afries. fån `von', as. fana, fan, ahd. fona, fon m. Dat. (= *Abl.) `von' (das ahd. -o- ist nach Persson IF. 2, 215 aus idg. *pu neben *po herzuleiten). Eine ähnliche Form sucht Trautmann Apr. 389 in apr. pan-s-dau `danach'. Gänzlich unsicher ist, ob arm. oɫork `poliert, schlüpfrig, glatt' nach Lidén Arm. St. 60 ff. o- aus *po- enthält. Dagegen hierher trotz vielfach abweichender Bed. (Brugmann Grdr. II2 2, 808 erwägt Aufsaugung von idg. *upo, und für sl. po in der Bed. `hinter, nach' m. Lok. wohl richtig Entstehung aus *pos): aksl. po `nach, an, bei, über etwas hin' (lit. pō mit Gen. u. Dat. `nach', mit Instr. `unter'), als wesentlich nur mehr perfektivierendes Verbalpräfix lit. pa-, aksl. po- (als Nominalpräfix aksl. pa-, lit. pa und pó-, vgl. z. B. aksl. pamьněti `sich erinnern', pamętь `Andenken'); apr. pa- wesentlich in nominaler, pō- in verbaler Kompos., vgl. Trautmann 203, Meillet Slave comm.2 505.
Über slav. po-dъ `unterhalb, unter' s. Brugmann Grdr. II2 2, 733 f. - S. noch idg. *po-ti und *po-s.
ap-u steht neben *apo (Lit. s. u. *pu) in ark. kypr. lesb. thess. ἀπύ, in ahd. abo = aba, anord. au-virđi n. `verächtliche Person' (Falk-Torp 11 f.), vgl. auch oben *apu-ro- neben *apero-, *apu-ko-, und *pu neben *po. Das -u vielleicht enklit. Partikel `und, auch' (Feist Зa, 508a, WH. I 87). Vgl. auch Schwyzer Gr. Gr. I 182.
pu (s. о. *apu) meist in der Bed. (`abgewendet' =) `hinter, zurück':
ahd. fona (s. o.), ai. punar `wieder zurück', gr. πύματος `der letzte'; ganz unsicher lat. puppis `Hinterteil des Schiffes'.
vielleicht bierher alb. butë `weich' aus *bhug(h)-to- `biegsam';
ir. fid-bocc `hölzerner Bogen', wohl auch bocc `tener' (`*biegsam'), nir. bog `weich' (aus*buggo-), KZ. 33, 77, Fick II4; für abret. buc `putris', pl. bocion `putres', nbret. amsir poug `temps mou', die brit. -ch- = ir. -gg- erwarten ließen, erwägt Pedersen KG. I 161 Entlehnung aus dem Ir.
Im Germ. *bheugh-: got. biugan, ahd. biogan `biegen', aisl. Partiz. boginn `gebogen'; ablaut. ags. būgan `sich biegen', mit fram `fliehen'; Kaus. aisl. beygja, as. bōgian, ags. bīegan, ahd.bougen, nhd. beugen; aisl. biūgr `gebogen', ahd. biugo `sinus'; aisl. bogi, ags. boga (engl. bow), ahd. bogo, nhd. Bogen (ahd. swibogo `Schwibbogen' aus *swi[bi-]bogo); vielleicht dazu got. bugjan `kaufen', aisl. byggia `eine Frau kaufen', ags. bycgan, as. buggian `kaufen' (vgl. nhd. dial. `sich etwas beibiegen' = `erwerben, nehmen');
dazu wohl lett. bauga und baũgurs `Hügel'.
Intensivum (mit Verschärfung) germ. *bukjan im mhd. bücken, schweiz. bukche; mnd. bucken, afries. buckia `sich bücken' (Wissmann Nom. postverb. 171, 181).
alb. bungë f., bunk, bungu m. `(Speise)eiche' (als `Nährbaum', Postverbale = `Kostgewährer');
lat. fungor `verrichte, werde fertig mit', mit Akk., später Abl., dēfungor `bringe zu Ende, überstehe', perfungor `genieße ganz, verwalte zu Ende'.
Da aus lat. fiscus `geflochtener Korh; Geldkorb, Kasse', fiscina `geflochtener Korb' (aus *bhidh-sko-) für unsere Sippe eine Grundbed. `geflochtenes Gefäß' erschlossen werden darf, gehört sie wohl zu einer Wz. bheidh- `binden, flechten'.
Gr. φίλος `lieb, wert' usw. stellt Kretschmer (IF. 45, 267 f.) als vorgriechisch zu lyd. bilis `sein'; dagegen Loewe aaO., der die Betonung der ersten Silbe aus dem Vokativ erklärt.
gr. νέφος, -ους n. `Wolke, Nebel' (Denom. primärer Form ξυννέφει `es umzieht sich', ξυννένοφε `es ist wolkig');
auch (s. u. nem- `biegen') air. nem (n. es-St.), nir. neamh, cymr. corn. nef `Himmel';
abg. nebo, -ese n. `Himmel', zum i-St. umgebildet in lit. debesìs f. und m. `Wolke' (aber alter konson. Pl., z. B. Gen. Pl. debesų̃! d für n durch Einfluß von dangùs `Himmel');
hitt. ne-pi-iš (nebis) n. `Himmel' Gen. nebisas;
mit l-Formans (nebhelā):
gr. νεφέλη `Wolke, Nebel' = lat. nebula `Dunst, Nebel, Wolke';
aber air. nēl m., Gen. nīuil `Wolke, Nebel' nicht aus *nebhlo-, sondern Lehnwort aus cymr. niwl, nifwl, ncorn. niul ds. (die wiederum nach Loth RC 20, 346 f. Lw. aus spätlat. *nibulus für nūbilus);
ahd. nebul m. `Nebel', as. neƀal `Nebel, Dunkel', ags. nifol ds., aisl. nifl-heimr u. dgl., njōl `Dunkelheit, Nacht' (germ. *neƀla- und *niƀula- aus -elo-; aisl. nifl- aus *niƀila-);
unsicher ai. nabhanú- m., nabhanū́- f., wahrscheinlich `Quelle'; av. aiwi-naptīm asti `er (befeuchtet =) besudelt mit Blut', napta- `feucht' (*nab-ta-), npers. neft `Naphtha';
vielleicht hierher lat. Neptūnus `Gott der Quellen und Flüsse, dann des Meeres' aus *nebh-tu-s; des -p- im skyth. FlN Naparis, apers. Quell N Νάπας stammt aus iran. apa- `Wasser, Quelle' (Brandenstein, OLZ 1940, 435 ff.).
m̥bh-(ro-):
ai. abhrá- m. `trübes Wetter, Gewölk', n. `Wolke, Luftraum' (*m̥bhros), av. awra- n. `Wolke'; fern bleibt wegen der Bedeutung gr. ἀφρός `Schaum' (Meillet BSL 31, 51);
in die i-Dekl. übergetreten lat. imber, imbris `Regenguß' = osk. Anafríss, wohl `imbribus'.
Hierher auch die Flußnamen gall. *Ambrā, mcymr. Amir, Amyr sowie nhd. Amper und Ammer (kelt. *Ambrā), Emmer (kelt. *Ambriā); dazu auch engl. Amber; frz. Ambre, Ambrole; span. Ambron, Ambror; ital. Ambra, Ambria, Ambro, Ambrio usw., letztere sind bestimmt ven.-illyrisch; vgl. ohne formantisches r gall. inter ambes `inter rivos', ambe `rivo', abrit. Amboglanna `Ufer des Stromes', sowie arm. amb und (mit idg. b) amp `Wolke'.
emb(h)- : omb(h)- :
ai. ámbhas- n. `Regenwasser'; ambu n. `Wasser', gr. ὄμβρος m. `Regen' (zum b vgl. oben arm. amp und Schwyzer Gr. Gr. I 333); hierher auch lak. ὀμφά `Geruch, Hauch', arkad. εὔομφος `wohlriechend', usw.
nembh-:
pehl. namb, nam, npers. nem `feucht, Feuchtigkeit', pehl. nambītan `befeuchten';
lat. nimbus `Sturzregen, Platzregen; Sturmwolke, Regenwolke'.
gr. ὄρνις, -ῑθος, dor. -ῑχος `Vogel; Hahn, Henne', ὄρνεον `Vogel';
air. irar, mir. auch ilar, cymr. eryr, mbret. erer (nbret. corn. er durch Haplologie, kaum = lit. ẽras) `Adler' (*erur-);
got. ara, aisl. ari, ǫrn (aus *arnuz), ags. earn, ahd. aro, aru `Aar, Adler', mhd. adel-ar `edler Aar', nhd. Adler; urgerm. *aran- = hitt. aran-;
lit. erẽlis, dial. arẽlis, apr. arelie (lies arelis), lett. ḕrglis (aus ḕrdlis) `Adler'; balt. Grundform *ereli̯а-, vgl. lit. ẽras, ãras `Adler' (ob alt?);
abg. orъlъ (*arila-) `Adler', russ. orëɫ, Gen. orɫá;
ob urn. erilaR, aisl. jarl, ags. eorl, as. erl `Mann', bes. `vornehmer Mann', damit zu verbinden sei nach Maßgabe von aisl. jǫfurr `Fürst', eigentlich `Eber', ist unsicher;
hitt. ḫa-a-ra-aš (ḫaras), Gen. ḫa-ra-na-aš (ḫaranas), n-St. `Adler', wie got. ara.
arm. unain `leer' (idg. ū);
gr. εὖνις, -ιδος `beraubt, ermangelnd'; über gr. ἐτός, ()ετώσιος, das auch hierher gehören könnte, s. oben S. 73;
vielleicht hierher lat. vānus `leer, nichtig'; sehr zweifelhaft (da die k-Erweiterung nur im Ital. bezeugt ist) vacō, -āre `leer, frei sein' (daneben vocō, -āre EM2 1069); umbr. vac̨etum, uasetom `vitiatum', antervakaze, anderuacose `intermissiō', uas `vitium';
got. wans `mangelnd, fehlend' (*u̯-ono-s oder *u̯ǝ-no-s), aisl. van-r, afries. ags. as. ahd.wan ds.;
nach Mühlenbach-Endzelin IV 462 hierher lit. vañs-kariai `unausgebrütete Eier', lett. vàns-kar(i)s `unfruchtbares Ei' (mit s-k aus s-p).
Verwandt scheint u̯āsto-s `öde' in:
lat. vāstus `öde, verwüstet, leer' = air. fās `leer', fāsach `Wüste', ahd. wuosti `öde, unbebaut, leer, wüst', as. wōsti, ags. w-ēste `wüst' (mhd. nengl. waste `Wüste' aber aus dem Lat.).
gr. γοργός `Furcht erregend, grausig, wild', Γοργώ `Schreckgespenst', γοργοῦσθαι `wild werden (von Pferden, d. i. sich erschrecken)', γοργώψ, γοργωπός `schrecklich blickend' (die gr. Worte aus *γαργό- assimiliert??);
air. garg, gargg `rauh, wild';
andrerseits mir. grāin `Häßlichkeit, Ekel, Scheu' (*gragnis), grānda (*gragnodi̯os) `häßlich', cymr. graen `Trauer, Kummer; abscheulich';
lit. gražóju, gražóti `bedrohen', lett. gražuôt `grollen, eigensinnig sein', gręzuôt `drohen' (zum lett. e aus a hinter r s. Endzelin Lett. Gr. 36 f.);
aksl. groza `Graus, Schauder', skr. gròzá, poln. groza ds., russ. grozá `Drohung, Strenge, Unwetter', ksl. groziti `drohen', sloven. groziti, poln. grozić, russ. grozitь ds.; gróznyj `schrecklich, grausam'.
lat. gaudeō (*gāu̯-edh-ei̯ō) `freue mich', gaudium `Freude';
mir. gūaire `edel' (*gauri̯os);
umgestellt lit. džiaugiúos `freue mich' (aus *gaudžiúos);
nach Pedersen (Toch. 109) hierher toch. В kāw- `begehren', kāwo `Verlangen', A kāwas ds., kāwälte `schön'.
lit. žãbas m. `Ast, Reisig, Zaum', žabà f. `Rute', žãbaras `dürrer Ast', žabóju, žabóti `aufzäumen', žaboklas m. `Zügel', į́-žaboklis `Knebel', ablaut. žúobris (Kurschat žuobrỹs) `Pflugschar', lett. žabuôt `dem Tier einen Knebel ins Maul stecken'.
got. keinan, us-keinan `keimen', us-kijans `hervorgekeimt'; ahd. chīnan `keimen, sich spalten, öffnen', ags. cīnan `bersten, offenstehen'; ahd. chīmo m., asächs. kīmo `Keim'; ags. cīð, as. kīð m. `Keim, junger Trieb', ahd. frumakīdi `erster Trieb'; as. kio, ags. cēon, cīun `branchia' (wohl *kijan-). Hierher wohl mit einer erst vom Bilde der aufberstenden Knospe ausgegangenen allgemeinen Bed. `bersten, sich spalten' ahd. kīl, nhd. Keil, mnd. kīl, norw. kīle m. `Keil' (oder diese von der spitz zulaufenden Form des Pflanzenkeimes? Formell aus *kī-ðlā́-, vgl. *kī́-þla- in:) ahd. kīdel, nhd. mdartl. keidel m. `Keil'; aisl. kīll m. `enge Meerbucht' (`*Spalt'), ablautend norw. keila f. `kleine Rinne, Kanal', mnd. kēl m. `enge Meerbucht'; mit ĭ ags. cinu f. `Ritze, Spalte', dän. mdartl. kin `Spalte'; vielleicht amhd. chil `porrus', mhd. kil m. `Zwiebeldes Lauchs', nhd. Kiel m. ds. (vgl. bair. auskielen von Eicheln, Zwiebeln u. dgl., `keimend die Schale, die Haut durchbrechen');
lett. zẽiju, ziêt `hervorblühen, zum Vorschein kommen', woneben mit d-Erw. (wohl ursprünglich d-Präsens) lit. žýd(ži)u žydė́ti `blühen', pražýstu, -žýdau, -žýsti `aufblühen', žíedas `Blüte, Ring', lett. ziêdu (ziêžu), ziêdêt `blühen'.
1. Gutturalerweiterungen:
a. Auf idg. -g: vermutlich gr. γυργαθός `aus Weiden geflochtener Korb, Fischreuse' (-υ-Reduktionsvokal, Ausgang wie in κάλαθος `geflochtener Handkorb');
anord. kraki `Stange mit Haken; magere Person'; ahd. krācho (*krēkan-), kracco (als *kraggan-, Geminationsform zu germ. *krag- s. unten) `hakenförmiges Gerät', anord. krākr und ablautend krōkr `Biegung, Bucht, Haken' (daraus mengl. crōk, nengl. crook `Krümmung usw.'), krøkja `krümmen, greifen', schwed. kräka, norw. dial. kreka krak `kriechen', kreken `schwach, hinfallig'. Daneben auf germ. -g (wohl = idg. -k) ahd. krāgo `Haken'; vielleicht auch ags. crōg, ahd. kruog `Krug', wenn nicht in irgendwelcher Lehnbeziehung zu gr. κρωσσός (siehe unten u. greu-g-). Vgl. von derWurzelf. gr-ei- die gleiche Erweiterung in anord. krīkr `Biegung, Bucht', -kriki (woraus mengl. crike, creke, nengl. creek) `Krümmung, Bucht';
vielleicht lett. gredzens `Ring'.
b. Auf idg. -k: aksl. sъgrъčiti sę `contrahi', bulg. gъ́rča se `krümme mich, ziehe mich zusammen', gь́rča `Runzel', zgъ́rčen `zusammengeschrumpft', serb. gȑč `Krampf'.
c. Nasaliert:
Auf idg. -k sicher anord. krā `Ecke, Winkel' (*kraŋhō) und wahrscheinlich auch die germ. Formen auf -g: anord. kringr m. `Ring' = mhd. krinc, -ges `Ring, Kampfplatz', nhd. Kring, anord. kringla `Kreisring, Zirkel', mnd. kringel(e) `Ring, rundes Gebäck', mhd. kringel (und ablautend krengel) ds., nhd. Kringel; mhd. kranc, -ges `Kreis, Ring, Bezirk', nhd. schweiz. chrangel `Krümmung', mhd. krangel `Not, Drangsal' (aus `Verwicklung, Krümmung') und `Ring, Kreis'; anord.cranga `kriechen, sich schleppen', mit übertragener Bed. krangr `schwach, gebrechlich'; ags.cringan `fallen';
auf idg. -ĝ: ags. cranc-stæf `ein Webergerät', crencestre `Weberin', mengl. crinkled `gedreht', engl. crinkle `Biegung, Krümmung, Falte', crank `Krümmung' (wie nhd. schweiz. chrank), älter auch cranke `Garnwickel', mndd. krunke `Falte, Runzel, Krause', holl. kronkel `Falte', krinkel `Schlinge, Falte, Runzel', norw. krenkja `verrenken'; mit der Bed.-Entw. zu `von Krankheit gebeugt': ahd. krankolōn `straucheln, schwach werden', mhd. krank `schmal, gering, schwach', nhd. krank, ags. cranc `schwächlich, gebrechlich', sowie ags. crincan `im Kampfe fallen'(`*sich im Todeskampfe krümmen');
auf idg. -ĝ (nicht -g) weist balt. *grenžiō `wende, drehe' in lit. gręžiù, grę̃žti `drehe, bohre' (Iter. grąžýti), grįžtù, grį̃žti `kehre zurück', grįžtė̃ `Wickel Flachs' = lett. grī̀zte `Zusammengedrehtes', lett. grìežu `wende, kehre' (= lit. gręžiù), lit. grą̃žtas `Bohrer', apr. granstis ds. (lit. grą̃žulas `Deichsel' vermutlich ebenfalls aus `Strang').
2. Dentalerweiterungen:
a. gr-et(h)-: ags. cradol m. `Wiege' (*kradula- `geflochtenes'), ahd. kratto `Korb' (*kraddan-), krezzo, mhd. krezze, nhd. Krätze `Tragkorb' (*krattian).
b. Nasaliert:
Ai. granth-, grathnā́mi, Fut. granthiṣyāmi `winden, knüpfen, einen Knoten binden', Partiz. grathitá- `gewunden, knotig, zusammengeballt', granthí-ḥ m. `Knoten, Gelenk, Anschwellung', grantha-ḥ `Knoten', grathín- `ränkevoll', grathila- `verrückt'; aber ghatā- `Menge, Schar' ist nichtidg. (Kuiper Proto-Munda 55 f.).
c. ger-d, gr-ed-, nasaliert grend-:
Air. grinne (*grend-n-i̯o-) `Bündel, Reisbündel, fascis';
anord. kartr, ags. cræt m. `Wagen' (wohl `geflochtener Wagenkorb'), wohl auch anord. kart-nagl `mißgestalteter Nagel', norw. kart m. `unreife Frucht, Knorren', ostfries. kret `verschrumpfte Frucht', mhd. krenze `Korb', ahd. kranz, nhd. Kranz;
lit. grandìs (reduktionsstufig grundis) `Armband, Eisenring, Reif des Rades, runder Käsekuchen', apr. grandis `der Grindelring am Pflug, der den Pflugbaum mit dem Vordergestell verbindet', lett. grùods `stark gedreht, drall';
poln. grędać się `sich drehen'.
3. Labialerweiterungen:
a. ger-bh-, gr-ebh-:
ai. grapsa-ḥ, glapsa-ḥ `Bund, Büschel', woneben mit mind. Entw. aus *gr̥psa-ḥ guccha-ḥ und als hypersanskrit. Rückbildung gutsá-ḥ `Büschel, Bund, Strauß'; gehört wohl besser zu S. 455.
mhd. krëbe m. (*kreƀan-) `Korb; Eingeweide', as. kribbia, ahd. krippa, ags. cribb `Krippe', im Nhd. (und Holl.) auch `Flechtzaun an Ufern, Einfassung eines Daches mit Reisigbündeln' (tiefstufige Nebenform mnd. krübbe, ags. cryb; mit germ. -pp-: nhd. schweiz. chrüp(e) `Krippe', wie andrerseits auch ahd. kripfa); mnd. kerve `Fischreuse, Netz', anord. kiarf, kerf(i) n. `Bündel, Garbe', aschwed. kærve `Getreidebund, Garbe', schwed. dial. karv `Korb', isl. karfa, körv `Korb' (aber nhd. Korb, mnd. korf trotzdem wohl nur Lw. aus lat. corbis).
Dazu verhält sich vielleicht gr. γρι̃φος `Binsenkorb, Fischernetz; etwas Verwickeltes, Rätsel' (hingegen mit π: γρι̃πος `Fischernetz', γρῑπεύς `Fischer'), wie scr-ībō, σκάρ-ῑ-φος zu *sker- `schneiden'.
b. gerb-, mit Hervortreten der Bedeutung `sich kräuseln, runzeln, einschrumpfen, sich zusammenkrampfen', aber auch für andere Arten des Biegens:
Air. gerbach `runzelig';
apr. garbis `Berg', lit. gárbana (s. unten) und garbanà f. `Haarlocke';
dazu ablaut. aksl. grъbъ `dorsum, convulsio', grъbо-nosъ `krummnasig', russ. gorb `Buckel, Höcker, Auswuchs, Erhöhung, Rücken', sloven. gr̂b, gŕba `Höcker, Buckel, Runzel', gŕbati `buckelig machen, krümmen, runzeln';
nisl. korpa f. `Runzel, Falte', korpna `sich zusammenziehen, zusammenschrumpfen';
eine schwere Basis, etwa *gerǝb- (?), scheint die Grundlage von arm. karth `Fischangel, Haken; Kniebug, Kniekehle, Schienbein, Bein' (*gr̥̄pti-) und lit. gárbana f. `Locke'; Berneker 368.
c. Nasaliert:
Ahd. krim(p)fan, mhd. krimpfen, mnd. krimpen `sich zusammenziehen, schrumpfen' = anord. kreppa (krapp) `zusammenziehen', mhd. krimpf `krumm; Krampf'; ags. crompeht `folialis', ahd. krampf `gekrümmt', substantiviert krampf(o) `Krampf', krampf `Haken', ndd. (und als Lw. nhd.) Krampe `Haken zum Verschließen', as. kramp(o) `Krampe, Krampf', Kaus. mhd. krempfen (*krampjan) = anord. kreppa (schw. V.) `zusammenziehen', nschwed. krumpen `zusammengeschrumpft', anord. kropna (*krumpna) `sich zusammenziehen, steif werden', ags. crump, ahd. krumpf `gekrümmt'.
Daneben ags. crumb, as. krumb, ahd. krump, nhd. krumm vermutlich zur idg. u-Wz. von gr. γρυμπάνειν γρυπου̃σθαι, συγκάμπτειν Hes., γρῡπός `krumm' (s. S. 389 unter B. 2.);
lett. grumbt `Runzeln bekommen', grum̃bulaîns `holprig', lit. grumbù, grubaũ, grùbti (analogisch entnasaliert für *grumbaũ, *grum̃bti) `holprig, hart oder gefühllos werden', grubùs (für *grumbùs) `holprig, hart';
aksl. grǫbъ `ἰδιώτης, ungelehrt, ungebildet', russ. grúbyj `rauh, grob, roh', poln. gręby `runzelig, rauh, widrig', poln. grąba, gręba f. `Erhöhung, Hügel, Rain';
d. grep- oder g(e)rǝp- (vgl. oben S. 387 *gerǝb-) in mnd. krappe `Haken, Kralle', holl.krap f. `Krampe', ahd. krā̆pfo `krumme Kralle, Haken', nhd. Krapfen `Haken; Backwerk von solcher Gestalt' (germ. pp; daneben germ. -bb- in:) ahd. krāpo, mhd. krāpe `Haken', schwed. dial. krabbe `Haken zum Suchen im Wasser'; anord. krappr `eng', holl. krap ds., nhd. bair. krapf `unansehnlich, gering', schweiz. chräpf `kräftig' (`*gedrungen)'; ahd. nhd. Kraft (vom Zusammenkrampfen der Muskeln), as. kraft, ags. cræft `Kraft, Tüchtigkeit, Kunst', anord. krǫptr, kraptr m. `Kraft, Zauberkraft', vgl. (als `fest worauf bestehen') anord. krǫf f. `Forderung', krefja `fordern', ags. crafian ds.; norw. krav m. `Eiskruste' (daneben anord. krap n., krapi m. ds.; `sich verdichten = einschrumpfen'; nord. -p- wohl zur Wzf. mit idg. b).
4. s-Erweiterung *gre-s-, nur germ.: ahd. kresan `kriechen', norw. mdartl. krasen `schwach, hinfällig'; vermutlich as. ahd. kresso `Gründling', nhd. Kresse, Kressling ds.; *ger-s- wohl in norw. karra `einschrumpfen, sich kräuseln'.
Daneben von der i-Erw. *gr-ei- auch *gr-ei-s- in mhd. krīsen, kreis `kriechen'.
B. Wurzelform gr-eu-; grū̆-mo- `Zusammengekratztes':
gr. γρυ̃ `ein wenig, das Schwarze unterm Nagel' (d. i. `was beim Kratzen sich unterm Nagel festsetzt');
norw. kryl `Buckel' (*krū-li-? *krūvila-?), dial. auch skryl, kryla `krummrückig sein' (auch gryla), schwed. dial. krylas i hop `zusammenkriechen', norw. dial. krylt (grylt, skrylt) `bucklige Person' (die Formen mit g- gehören samt anord. grūfa `sich vornüberbeugen, auf der Nase liegen', nhd. schweiz. grūben, groppen, gruppen `kauern, sich ducken' zu einer versch. Wz. mit germ. g-);
mit der Bed. `gekrümmte Kralle, mit gekrallten Fingern zusammenscharren': as. krauwil, ahd.krouwil `Kralle, Gabel mit gebogenen Zacken', nhd. Kräuel ds., ahd. krouwōn, nhd. krauen, afries. krāwia eigentlich `mit gekrümmten Fingern kratzen';
mit Formans -mo-: gr. γρῡμέα, -είᾱ, -αία `Gerümpel, Fischüberbleibsel, auch Tasche' (ähnlich die tā-Ableitung γρύ̄τη `Gerümpel, Fischüberbleibsel, Schmuckkasten', γρῡτοδόκη `Rumpelkammer'), eigentlich `Zusammengekratztes';
lat. grūmus `Erdhaufe' (als zusammengekratzte Erde);
mhd. nhd. Krume; mit ū: ags. crūma m., mnl. krūme (ablaut, krōme), holl. kruim `Brotkrume' (`was man aus der harten Brotrinde herauskratzt'), isl. krumr, kraumr, schwed. kråm, inkråm (inkrom) `Eingeweide von Vögeln und Fischen, Krumen'.
1. Gutturalerweiterung greu-g- in: air. gruc, nir. grug `Runzel' (*gruggu-), mir. grucānach `runzlig';
ahd. kriochan `kriechen', nhd. kriechen, ablaut. krauchen `sich ducken, schlüpfen, kriechen', Krauch `Wegebiegung' (mengl. crouchen, engl. crouch `sich bücken', ist frz. Lw.), mndl. kroke `Runzel, Falte', holl. kreuk ds. (*kruki-), mndl. crooc `Haarlocke' (*krauka-), norw. krjuka (krauk-) `sich zusammenziehen, kriechen', krūka `sich niederkauern', krøkla, krykla `verkrüppelter Baum, hinfalliges Geschöpf, Knochenbrüchigkeit'; dazu wohl als `Stab mit krummem Griff' norw. dial. krykkia, ags. cryce f., nengl. crutch, ahd. krucka, mhd. krucke, asächs. krukka `Krücke' (germ. *krukjō); vielleicht mhd. krūche (nhd. Krauche), as. krūka, ags. crūce `Krug' (vgl. oben ahd. kruog), ags. crocc, crocca, anord. krukka `Topf', wofür freilich auch alte Lehnbeziehung zu gr. κρωσσός `Krug' aus *κρωκι̯ός (über ahd. krūsel `Schmelztiegel' usw. s. Falk-Torp unter krus m. Nachtrag) zur Erwägung steht. Über nhd. Kriechbaum s. Kluge11 unter Krieche.
2. Labialerweiterungen:
greu-p-: gr. γρῡπός `gekrümmt, mit einer Adlernase', γρῡπόω `krümme', γρύψ, γρῡπός m. `Greif (nach dem krummen Schnabel und den krummen Fängen'), nasaliert γρυμπάνειν γρυπου̃σθαι, συγκάμπτειν Hes., wozu wohl zunächst ags. usw. krumb `krumm' (s. oben S. 387).
greu-b-: hierher vielleicht schott.-gäl. groban `top or point of a hill' (*grubb-);
anord. krjūpa, ags. crēopan, mnd. krūpen `kriechen' (`*sich krümmen wie ein Wurm'), ags. cryppan `beugen, biegen', nhd. mdartl. sich krüpfen `sich krümmen' (schweiz. chrüpfen `etwas so biegen, daß es eine rundliche Vertiefung bekommt'), mnd. kroppen `krummbiegen', norw. krøypa (*kraupjan) `krümmen'; anord. kryppa f. `Buckel', kryppil, ags. crypel `Krüppel', mnd. kröpel ds. (holl. kreupel; mhd. krüp(p)el, nhd. Krüppel aus dem Ndd.), hochstufig ags. créopel `Krüppel'; ags. cropp `Büschel von Beeren oder Blumen, Ähre, Kropf'; mit expressiver Verschärfung: ahd. kropf `Kropf, Vogelkopf', mnd. krop `Beule, Auswuchs, Kropf, Vogelkopf; Rumpf, (toter) Körper', nur in letzterer Bed. anord. kroppr `Rumpf'; mit einfachem b: anord. krof n. `Rumpf, geschlachteter Tierkörper', kryfia `ausweiden'; ein *krufta- `Ausbiegung, Hügel' in mndl. krocht `Hügel, Acker in den Dünen', ags. croft `kleines Feld';
lit. wahrscheinlich grubinė́ti `straucheln, stolpern', grùb(l)as m. `rauhe Unebenheit, Erdhügel'.
3. s-Erweiteruug greu-s-: mhd. mnd. krūs `kraus, lockig'; mnd. krūse `Gekröse, Bauchfett' (`*das Krause'); mit germ. -au- ndd. krōs `Eingeweide von Gänsen', mhd. (ge)kroese, nhd. Gekröse, ndd. krüse (*krūsi-) `Runzel, Falte, Furche, Locke', holl. kreus `Falz in Faßdauben'; ags. créas `zierlich', wfries. kreas `aufgeputzt'; ahd. mhd. krol (-ll-) `kraus' (*kruzlá-), mhd. krol(le), krülle `Locke', norw. krull ds.; norw. mdartl. kruslen, krusken `hinfällig', ndd. krusch `crispus', mhd. krūsp `kraus', nhd. obd. kraust `kraus'.
got. gasts, aisl. gestr (urnord. -gastik) `Gast', ahd. as. gast, ags. giest `Fremdling, Gast';
abg. gostь `Gast' (Entlehnung aus dem Germ. erwogen von Solmsen Unt. 203);
zu gostь wahrscheinlich auch abg. gospodь `Herr' usw. als Kurzung aus gostьpot-.
Kaum glaublich ist die Anreihung von gr. att. ξένος, ion. ξει̃νος, kor. ξένος `Fremder, Gastfreund' auf Grund eines Präsens *ghs-enu̯-ō, dehnstufig alb. (h)uai, geg. (h)uj `fremd' (aus*ghsēn-? s. Jokl IF. 37, 93); ganz unglaubhaft Schwyzer Gr. Gr. I 329; über neuphryg. ξευνε Vokativ (*ghs-enu̯e?) s. v. Blumenthal Gl. 20, 288.
aisl. gā (*gawōn) `achtgeben, sich kümmern', got. gaumjan `bemerken, sehen, seine Aufmerksamkeit richten auf', anord. geyma `beachten, sorgen für, hüten', ags. gīeman, as.gōmian, ahd. goumen ds., aisl. gaumr m. und gaum f. `Aufmerksamkeit', ahd. gouma `Aufmerken, Schmaus', schweiz. gaume `kleine Kinder hüten' (aus dem Germ. lett. gaũme `Geschmack', gaũmêt `sich merken, beobachten, schmecken'), as. gōma `Mahlzeit, Gastmahl', wovon as. gṓmian `bewirten'. (Die Bedeutungsverhältnisse sind im einzelnen noch zu klären; s. Slotty IF. 46, 369.) Dazu ablautend ags. ofergumian `vernachlässigen', as. fargumōn `versäumen', isl. guma `achten auf';
aksl. govějǫ, gověti `verehren', russ. gově́tь `fasten', sloven. dial. goveti `mürrisch schweigen', skr. gòvijêm, gòvjeti `gehorchen', čech. hověti `begünstigen, schonen, nachsehen'; aus dem Russ. stammt lit. gavė́ti `fasten', lett. gavêt ds.
got. gaurs `betrübt', gauriþa `Betrübnis', qaurjan `kränken', ahd. gōrag `elend, arm, gering'; aisl. gaurr m. `erbärmlicher Mensch' (Johansson KZ. 67, 221); vielleicht hierher mit Ablaut und n-Weiterbildung: ags. gyrn, gryn n. `Trauer', auch gnorn, grorn m., gnyrn f. ds., gryre m. `Schreck', mit verschiedenen Assimilationen und Dissimilationen, dazu as. gornōn, gnornōn, grornōn `trauern', gruri m. `Schreck';
klruss. žuryty `betrüben', žurba `Sorge', russ. žurítь `ausschelten'.
lat. caput, -itis `Kopf, Haupt'; bi-caps `zweiköpfig';
anord. hǫfuð n. `Haupt'; im Germ. daneben got. haubiþ `Haupt, Kopf', anord. haufuð, ags. hēafod, ahd. houbit, nhd. Haupt durch Verquickung mit einem zu ai. kakúbh- f. `Spitze, Gipfel', ahd. hūba `Haube' usw. (vgl. keu-2) gehörigen Worte; kret. κύφερον ἤ κυφήν κεφαλήν Hes.
Mit l-Suffixen: ai. kapā́la- n. `Schale, Hirnschale, Schädel, Pfanne am Schenkel, schalen- oder scherbenförmiger Knochen', pehl. kapārak (Scheftelowitz BB. 28, 144) `Gefäß', kapōlī `Kniescheibe', kapōla- m. `Wange';
ags. hafola `Kopf'.
Fraglich ist Zugehörigkeit von lat. capillus `Haar, bes. Haupthaar', siehe WH. I 158.
aisl. hōfr, ags. hōf, ahd. huof `Huf'.
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