Beziehung zu *apo `ab', ai. ápara- `hinterer, späterer' als Dehnstufenbildung wird von Specht Dekl. 23 angenommen.
got. af Präf. und Präp. m. Dat. `von, von-weg, von-her', anord. af Adv. und Präp. m. Dat., ags. æf, of, as. af, ahd. aba, ab- `von, von-weg', nhd. ab-.
Vgl. auch lit. apačià `der untere Teil' (als `abgewandter Teil', *apoti̯ā, zu ai. ápatya- n. `Nachkommenschaft' und hitt. ap-pé-iz-zi-ia-aš (appezii̯as) `hinterer'. Als kelt. Abkömmlinge von *apo werden in Anspruch genommen acymr. ncymr. o `ex, ab, de', a.-mcorn., a.-nbret. a ds. Doch kommt für diese lautarmen brit. Gebilde eher Zugehörigkeit zu air. ō, ua in Betracht (Thurneysen Gr. 524), so daß alles Brit. ganz unsicher bleibt.
In hett. a-ap-pa (apa) `hinter, zurück' (vgl. gr. ἀπο-δίδωμι `gebe zurück') sind vielleicht idg. apo und epi zusammengefallen (Pedersen Hitt. 188, Couvreur H̯ 94 f., Lohmann IF. 51, 324 f.).
Ableitungen: apо-tero-, ap-ero-, ap-i̯o-, ap-ōko- und oben apoti̯ā, apeti̯o-.
Ai. apataram Adv. `weiter weg', ap. apataram Adv. `abseits, anderswo', gr. ἀπωτέρω `weiter entfernt' (ἀπωτάτω `sehr weit entfernt'); vielleicht got. aftarō `von hinten, rückwärts', aftuma, aftumists `der letzte', ags. æftemest ds. und got. aftra `zurück, wiederum', ahd. as. aftar Adv. `hinten, nach' und Рräp. m. Dat. `nach, hinter-her, gemäß', ags. æfter ds., anord. eptir Adv. und Рräp. m. Dat. und Akk. `nach', aptr Adv. `zurück, rückwärts'.
Für diese germ. Worte steht aber auch Verwandtschaft mit gr. ὄπιθεν, idg. *epi, *opi zur Erwagung (Schulze KZ. 40, 414 Anm. 3), vgl. noch got. afta `hinten', ags. æft `hinter, später', got. aftana `von hinten', anord. aptan, ags. æftan, as. aftan, mhd. aften `hernach'.
Ai. ápara- `hinterer, späterer, folgender, anderer', Adv. -ám `nachher, später', av. ap. apara- `hinterer, späterer, folgender', Adv. -ǝm, -am, Sup. ai. apamá-, av. apǝma- `der entfernteste, letzte'; got. afar Adv. und Präp. mit Dat. und Akk. `nach, nachher', ahd. avar, abur (letzteres aus *apu-ró-m, wie anord. aur- `unterer, hinterer' in Kompos., s. Falk-Torp, 11 f.) `wieder, abermals, dagegen' (nhd. aber), anord. afar `besonders, sehr' (vgl. zur Bed. ai. ápara- auch `absonderlich, außergewöhnlich', Lidén Stud. 74 ff.; ags. eafora, as. aƀaro `Nachkomme'). S. noch *āpero- `Ufer'.
Gr. ἄπιος `abgelegen, fern' (wohl auch anord. efja f. Bucht in einem Fluß, in der die Strömung zurückläuft', ags. ebba m. `Ebbe', as. ebbia f., mndd. ebbe, woher nhd. Ebbe entlehnt, als `Abfluten').
Ai. ápāka- `abseits liegend, entfernt, von vorn kommend', arm. haka- als 1. Kompositionsglied `entgegen', hakem `piegare ad una parte, inclinare', aksl. opaky `wiederum', ksl. opako, opaky, opače `zurück, verkehrt', in welchen freilich z. T. auch zu *opi, gr. ὄπιθεν gehörige Formen stecken können (vgl. lat. opācus `schattig' = `von der Sonne abgewendet'; Liter. zur Bildung bei Brugmann Grdr. II2 1, 482). Daneben anord. ǫfugr `nach rückwärts gekehrt', as. aƀuh, avuh, ahd. abuh, abah `abgekehrt, verkehrt, böse' (nhd. äbig, äbicht), ags. *afoc in engl. awkward, aus *apu-ko-s (oder aus *opu-ko-s : ὄπιθεν, so daß im Ablaut zu got. ibuks `rückwärts gehend', ahd. ippihhōn `zurückrollen'? Johansson PBrB. 15, 230, im Konsonanten auf πυ-γή verweisend, s. auch Falk-Torp u. avet).
pō̆:
av. pa-zdayeiti `läßt wegrücken, scheucht'; lat. po-situs, pōnō aus *po-s[i]nō, po-liō, po-lūbrum, pōrcet aus *po-arcet; alb. pa m. Akk. `ohne', pa- `un-' (Gl. Meyer Alb. Wb. 317); afries. fån `von', as. fana, fan, ahd. fona, fon m. Dat. (= *Abl.) `von' (das ahd. -o- ist nach Persson IF. 2, 215 aus idg. *pu neben *po herzuleiten). Eine ähnliche Form sucht Trautmann Apr. 389 in apr. pan-s-dau `danach'. Gänzlich unsicher ist, ob arm. oɫork `poliert, schlüpfrig, glatt' nach Lidén Arm. St. 60 ff. o- aus *po- enthält. Dagegen hierher trotz vielfach abweichender Bed. (Brugmann Grdr. II2 2, 808 erwägt Aufsaugung von idg. *upo, und für sl. po in der Bed. `hinter, nach' m. Lok. wohl richtig Entstehung aus *pos): aksl. po `nach, an, bei, über etwas hin' (lit. pō mit Gen. u. Dat. `nach', mit Instr. `unter'), als wesentlich nur mehr perfektivierendes Verbalpräfix lit. pa-, aksl. po- (als Nominalpräfix aksl. pa-, lit. pa und pó-, vgl. z. B. aksl. pamьněti `sich erinnern', pamętь `Andenken'); apr. pa- wesentlich in nominaler, pō- in verbaler Kompos., vgl. Trautmann 203, Meillet Slave comm.2 505.
Über slav. po-dъ `unterhalb, unter' s. Brugmann Grdr. II2 2, 733 f. - S. noch idg. *po-ti und *po-s.
ap-u steht neben *apo (Lit. s. u. *pu) in ark. kypr. lesb. thess. ἀπύ, in ahd. abo = aba, anord. au-virđi n. `verächtliche Person' (Falk-Torp 11 f.), vgl. auch oben *apu-ro- neben *apero-, *apu-ko-, und *pu neben *po. Das -u vielleicht enklit. Partikel `und, auch' (Feist Зa, 508a, WH. I 87). Vgl. auch Schwyzer Gr. Gr. I 182.
pu (s. о. *apu) meist in der Bed. (`abgewendet' =) `hinter, zurück':
ahd. fona (s. o.), ai. punar `wieder zurück', gr. πύματος `der letzte'; ganz unsicher lat. puppis `Hinterteil des Schiffes'.
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*) E.-M. 74 will wegen arm. eri `Bug, Schulter von Tieren', y-eriurel `anpassen' eine Grundform *er- postulieren. Aber arm. eri geht nach Liden Mél. Pedersen 88 f. auf idg. *rēito-, *rēiti zurück! Vgl. Trautmann 242.
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Av. arānte `sie setzen sich fest, bleiben stecken', ai. ará-ḥ `Radspeiche', aram, álam Adv. (áraṃkar-, alaṃkar `zurechtmachen' und `dienen', wozu wohl аrа-tí- `Diener' und rā-tí- `bereitwillig', av. rāiti `dienstwillig, Diener') `passend, genug', av. arǝm `passend, entsprechend' (arǝ̄m-piɵwā `Mittag' = `die zum Mahle passende Zeit', woneben ra-piɵwā ds. mit schwundstufigem ra- neben *ara-, wovon arǝm Adv., Bartholomae Airan. Wb. 189, 1509), ratu- m., `Richter, Schiedsrichter' und `Zeitraum' (gemeinsame Grundbedeutung etwa `Zurechtlegung', woraus `Zurechtlegung des Rechts' und `richtiger Zeitpunkt'); ai. ar-p-áyati `steckt hinein, befestigt'; über hett. ḫar-ap- (ḫarp-) `hinstellen'? vgl. Couvreur Ḫ 114 f.;
arm. aṙnem `mache', y-ar `consentaneo, congiunto, contiguo, appresso' (arar `hat gemacht' = gr. ἄραρε), wovon yarem `aggiungere, congiungere' (Bugge KZ. 32, 21), č̣ar `schlecht' mit negativem č̣ [= oč̣] `nicht passend' (Bugge aaO. 23);
gr. ἀραρίσκω, Perf. ἄρᾱρα `füge zusammen', ἄρμενος `angefügt, passend', ὄαρ `Gattin' (wohl nach Brugmann IF. 28, 293, Schwyzer Gr. Gr. I 434 hierher mit Präf. *o-, kaum zur Wz.*ser- oder Wz. *u̯er-, ἀ-Fείρω); dazu ὀαρίζω `habe vertrauten Umgang'; auch `plaudere vertraulich'; χαλκο-άρας `erzgefügt, gepanzert', auch χερι-άρας τέκτων Pind., ἄρ-θρον `Glied, Geleuk', ἀρθμός `Verbindung, Freundschaft', ἄρθμιος `vereint'; mit t-Suffixen homer. δάμ-αρ-τ- `Hausfrau' (`die des Hauses Waltende'), äol. δόμορτις Hes.; πυλάρτης `Hades als Verschließer des Unterweltstores' (Schwyzer Gr. Gr. I 451, 5); ἀρε- in ἀρέσκω `gleiche aus, mache gut, befriedige', ἀρέσκει μοι `es paßt, gefällt mir', ἀρέσκεσθαι, ἀρέσσασθαι `sich verständigen, einig werden mit jemandem; sich geneigt machen, versöhnen', ἀρετή `Tüchtigkeit', ἀρείων `besser' (in Beziehung steht wohl ἀρι- `sehr' in Kompositis, womit Reuter KZ. 31, 594a 1 auch ai. ari-gūrtá-, -ṣ̌tutá- als `eifrig gepriesen' vergleichen möchte; unsicher wegen gr. ἐρι- `sehr' s. Boisacq s. v., oben S. 24 Anm.); ἄριστος `besser, best', ἀριστερός `links'.
Mit Dehnung θυμ-ήρης `wohlgefällig', ὅμηρος `Gatte; Geisel, Unterpfand', ὁμηρέω `treffezusammen'; nach Birt Philol. 87, 376 f. wäre ῎Ομηρος eigentl. `Begleiter, der Blinde, der mit seinem Führer geht'.
Aus dem Slav. vielleicht poln. ko-jarzyć `knüpfen, verbinden, vereinigen' (z. B. Miklosich EWb. 100, Berneker 31, 532).
Über das vielleicht verwandte gr. ἄρα, lit. ir̃ s. 4. ar `nun, also'.
Toch. A ārwar, В ārwer, ārwar `bereit', А аräm, В ere `Gesicht' (vgl. lat. figura). Van Windekens BSL. 41, 56, Duchesne-Guillemin ebenda 173.
t-Bildungen: r̥t-, art- `zusammengefügt'.
Ai. r̥tá- n. `passend, recht', r̥tám n. `wohlgefügte, heilige Ordnung' (zur Bed. s. Oldenberg GGN. 1915, 167-180; nicht `Opfer'), r̥tēna `rite', av. arǝta-, ǝrǝta- n., apers. arta- (in Kompos.) `Gesetz, Recht, heiliges Recht', av. aša- u., `was recht, wahr ist', ai. r̥tāvan(t)- `ordnungsgemäß, gerecht', av. ašā̆van/t/-; ai. r̥tú-ḥ `bestimmte Zeit, Ordnung, Regel', r̥tí-ḥ f. `Art, Weise' (zu unserer Wz. nach Kluge PBrB. 9, 193; s. auch Meringer IF. 17, 125, B. Geiger WZKM. 41, 107), av. aipi-ǝrǝta- `bestimmt, fest zugewiesen';
arm. ard, Gen. -u (= gr. ἀρτύς, lat. artus, -ūs, vgl. auch oben ai. r̥tú-ḥ) `struttura, costruzione, ornamento' (Hübschmann Arm. Gr. I 423, Bugge KZ. 32, 3), z-ard `apparatus, ornatus'; ard `soeben, jetzt' (= gr. ἄρτι) (Bartholomae Stud. II 23, Bugge aaO., Meillet Esquisse 36), ardar `gerecht' (Hübschmann Arm. St. I 21, Arm. Gr. I 423; PerssonBeitr. 636 a 2 erwägt dafür auch idg. dh; vgl. av. arǝdra- `getreu, zuverlässig, glaubenstreu, fromm' und die anderen unten genannten dh-Ableitungen), ardiun `struttura (Pedersen KZ. 40, 210);
gr. ἁμαρτή `gleichzeitig' (Instr. eines *ἁμ-αρτός `zusammengefügt, zusammentreffend'), ὁμ-αρτέω `schließe mich an jemanden an, begleite' (auf Grund eines *ὅμ-αρτος); ti-St. in ἀρτι-Fεπής (`des Wortgefüges kundig'), ἀρτί-πο(υ)ς `mit gesunden Füßen', ἀρτί-φρων `mit fest(gefügt)em Verstande' (vermutlich auch in ἄρταμος `Schlächter; Mörder', wovon ἀρταμέω `schlachte, zerstückle', nach J. Schmidt Krit. 83 f. aus *ἀρτι- oder allenfalls *ἀρτοταμος `kunstgerecht zerschneidend', vgl. ai. r̥ta-nī- `richtig führend', r̥ta-yuj `richtig eingeschirrt'); wohl auch ἀρτεμής `frisch und gesund', vеrmutlich dissimiliert aus *ἀρτι-δεμής zu δέμας `mit wohlgefügtem Körper'; ἄρτι `eben, gerade' von der Gegenwart oder nächsten Vergangenheit (vgl. oben arm. ard `soeben, jetzt' und ard-a-cin `neugeboren' wie gr. ἀρτι-γενής; morphologisch noch nicht ganz klar, vielleicht Lokativ); ἀπ-αρτί `genau, gerade', ἄρτιος `angemessen, gerade, vollkommen', ἀρτιάζω `spiele gerade oder ungerade', ἀρτίζω `mache fertig, bereite', ἄρσιον δίκαιον Hes., ἀνάρσιος `feindlich', ἐπαρτής `gerüstet';
ἀρτύν φιλίαν καὶ σύμβασιν, ἀρτύς σύνταξις (= lat. artus) Hes., ἀρτύω, ἀρτύνω `füge zusammen, bereite', ἀρτύ̄νας, ἄρτῡνος, ἀρτῡτήρ Beamtentitel von Argos, Epidauros, Thera.
Lat. artus `eng in Raum und Zeit, straff' (Adv. artē, ursprüngl. Instrumental wie ἁμαρτή); ars, -tis `die Geschicklichkeit, Kunst, Art und Weise' (eigentlich `Zusammenfügung, Gabe richtig zusammenzufügen' = mhd. art), dazu die Komposita in-ers `kunstlos, träge', soll-ers `geschickt', allers, alers `gelehrt'; artiō, -ire `fest zusammenfügen, zusammenpressen' (jünger artāre); artus, -ūs `Gelenk, Glied', articulus `ds.; Augenblick, Wendepunkt';
lit. artì `nahe' (Lok. des ti-St.);
mhd. art f. `Art und Weise', anord. ein-arđr `einfach, aufrichtig', einǫrd `Zuverlässigkeit';
toch. В ar(t)kye `reich, wertvoll' (?).
m-Bildungen:
A. Von der leichten Basis ar-.
Arm. y-armar `passend, angemessen' (Bugge KZ. 32, 21);
gr. ἁρμός `Fuge, Zusammenfügung, Gelenk', ἁρμοι̃ `eben, jüngst' (ἁρμόζω `verbinde, füge zusammen, passe an, ordne', ἁρμονία `Verbindung, Bund, Ebenmaß, Einklang'), ἅρμα `Wagen' (über den ` dieser Worte s. Sommer Gr. Lautst. 133, Meillet BSL. 28, c.-r. 21 f. [*arsmo-?], Schwyzer Gr. Gr. I 306; weitere Lit. bei Boisacq 79), ἁρμαλιά `zugeteilte Nahrung, Proviant';
lat. arma, -ōrum `Gerätschaften, Rüstzeug, Waffen', armentum `Rudel von Pferden oder Rindern'.
Darau klingt an anord. jǫrmuni `Rind, Pferd' und die PN got. *Aírmana-reiks, ags. Eormenrīc, aisl. Jǫrmunrekr, mhd. Ermenrīch; dasselbe erste Glied zur Bezeichnung von etwas großem auch z. B. in Ermunduri `Großthüringer', anord. jǫrmungrund `die weite Erde' = ags. eormengrund, ahd. irmindeot, as. Irmin-sūl, und in der Kurzform Herminones. Doch bestreitet Brückner KZ. 45, 107 mit Recht, daß `Großvieh' die ursprüngliche und `groß' die daraus abgeleitete Bed. sei und entscheidet sich umgekehrt für `groß, erhaben' als Ausgangspunkt wegen slav. raměnъ `gewaltig, stark, heftig, plötzlich' (ob hierher lit. er̃mas `Ungeheuer', lett. ęr̃ms `Affe, Possenreißer, wunderliche Erscheinung'?), das als `emporgeschossen' zu *er-, *or- (orior usw.; vgl. formell ὄρμενος), nicht als `festgefügt, massiv' zu *ar- `fügen' gehört.
Aksl. jarьmъ `Joch' (z. B. Miklosich EWb. 100, Berneker 31), sloven. jérmen `Jochriemen, Riemen'; mit schwundstufigem Anlaut und themat. Vokal: aksl. remenь, serb. rè́mēn usw. `Riemen'; Specht Dekl. 149 f.
Toch. В yarm, AB yärm `Maß'.
В. Von der schweren Basis аrǝ-mo-: r̥̄-mo- `Arm'.
Ai. īrmá-ḥ `Arm, Vorderbug' (ursprüngl. `Achselgelenk', vgl. ἄρθρον, lat. artus) = av. аrǝmа- `Аrm', osset. ärm `hohle Hand', älm-ärịn, ärm-ärịn `Ellenbogen', lat. armus `der oberste Teil des Oberarms, Schulterblatt, bei Tieren der Vorderbug' (aus *ar/ǝ/mos), gall. aramō `Gabelung', *aramones `Schеrenarme der Deichsel' (Wartburg I 119, Jud bei Howald-Меуеr Röm. Schweiz 374 ff.), apr. irmo f. `Arm', lit. ìrmėdė (`Armfraß', d. i.:) `Gicht in den Gelenken', irm-liga `Gicht' (s. Trautmann Apr. 347); hochstufig lit. žem. Pl. tant. armaĩ `Vorderarm am Wagen' (ibd.), aksl. ramo, ramę, serb. rà́me `Schulter', got. arms, ahd. usw. arm `Аrm', аrm. armukn `Ellenbogen' (Hübschmann Arm. Stud. I 21).
Wzf. rē-, rǝ-:
Lat. reor, rērī `berechnen, meinen, dafürhalten' (das primitivste Zählen wird vom Aufeinanderlegen oder -schichten der zu zählenden Stücke begleitet), Partiz. ratus `in der Meinung', aber auch `berechnet, bestimmt, gültig, rechtskräftig', ratiō `Berechnung, Erwägung, Vernunft, Beweggrund, Grund'; nach EM. 793 hierher (prō)portiō aus portiōne =prō ratiōne;
got. *garaþjan (nur Partiz. garaþana) `zählen', an. hundrađ, nhd. Hundert (*rađa n. `Zahl' = lat. rătum; s. Fick III4 336); ahd. girad `gerad (nur von Zahlen)', nhd. gerad (nur von durch 2 teilbaren Zahlen; verschieden von gerad = geradeaus), mit neuem Ablaut anord. tī-rø̄đr eigentlich `nach Zehnern gezählt' (Fick III4 336); got. raþjō `Zahl, Rechnung, Rechenschaft', as. rethia `Rechenschaft', ahd. radja, redea `Rechenschaft, Rede und Antwort, Rede, Erzählung', afries. birethia `anklagen', as. rethiōn, ahd. red(i)ōn `reden' (die genaue Übereinstimmung von raþjō mit lat. ratio bestimmt z. B. Kluge11 s. v. `Rede' zur Annahme von Entlehnung des germ. Wortes unter Einfluß von garaþian; richtiger scheint mir Falk-Torp 886 raþjō als primäre -i̯ōn-Ableitung von der germ. Wz. *raþ-[garaþjan] zu bestimmen).
Ob hierher auch anord. rǫđ `Reihe, bes. dem Strande entlang ziehende Erhöhung', mnd. rat f. `Reihe'? (Fick III4 337; `Reihe' als `aneinander Gefügtes, Geschichtetes'?).
Ahd. rāmen `nach etwas trachten, streben, zielen', as. rōmon `streben', mhd. mnd. rām `Ziel' kann als `geistig zurechtlegen, berechnen' unserem *rē- zugehören, wenn auch dabei das (erst jünger belegte) Subst. rām als Bildung mit Formans -mo- der Ausgangspunkt gewesen sein muß.
dh-Erweiterung rē-dh-, rō-dh-, rǝ-dh-:
Ai. rādhnṓti, rā́dhyati `macht (passend) zurecht, bringt zustande; gerät, gelingt, hat Glück womit; befriedigt, gewinnt jemanden', rādhayati `bringt zustande, befriedigt', rādha-ḥ m., rādhaḥ n. `Segen, Gelingen, Wohltat, Gabe, Freigebigkeit', av. rāδaiti `macht bereit', rāδa- m. `Fürsorger', rādah- n. `Sichbereitstellen, Bereitwilligkeit (in religiöser Hinsicht)', apers. rādiy (Lok. Sg.) `wegen' (vgl. aksl. radi s. unten), npers. ārāyad, ārāstan `schmücken'; air. imm-rādim `überlege, überdenke', аcуmr. amraud `mens', ncymr. amrawdd `Gespräch' mit ders. Bed. wie air. no-rāidiu, no-rādim `sage', mcymr. adrawd `erzählen' und got. rōdjan, anord. rø̄đa `reden' (vgl. auch oben nhd. Rede, reden; no-rāidiu und rōdjan setzen, wie sl. raditi, ein kaus.-iter. *rōdhei̯ō fort); got. garēdan `worauf bedacht sein, Vorsorge treffen', urrēdan `urteilen, bestimmen' (vgl. zur Bed. bes. lat. rērī), undrēdan `besorgen, gewähren', ahd. rātan `raten, beratschlagen, worauf sinnen, anstiften, deuten (Rätsel), auffordern, wofür sorgen, verschaffen', as. rādan, anord. rāđa, ags. rǣdan (letzteres auch `lesen', engl. read), Subst. ahd. rāt m. `vorhandene Mittel, Rat, Ratschlag, Überlegung, Entschluß, Absicht, Vorsorge, Vorrat', ähnlich as. rād, anord. rād, ags. rǣd; aksl. raditi `sorgen' (serb. râdîm, ráditi `arbeiten, trachten', rad `Geschäft, Arbeit'; s. Uhlenbeck KZ. 40, 558 f.), radi `wegen', woneben *rǝdh- in aksl. nerodъ `Vernachlässigung', sloven. rǫ́dim, rǫ́diti `sorgen, sich kümmern'.
Wzf. (a)rī̆-, rēi- (s. Person Wzerw. 102, 162, 232; Beitr. 741):
Gr. ἀραρίσκω (wenn nicht Neubildung, s. oben S. 56), ἀριθμός `Zahl', νήριτος `ungezählt', arkad. ἐπάριτος `ἐπίλεκτος, auserlesen', ἀριμάζει ἁρμόζει Hes.; lat. rītus, -ūs `hergebrachte Art der Religionsübung, Gebrauch, Sitte, Gewohnheit, Art', rīte `in passender Art, nach dem rechten religiösen Gebrauch' (Lok. eines neben rī-tu-s liegenden kons. St. *rī-t-); air. rīm `Zahl', āram (*ad-ri-mā) ds., do-rīmu `zähle', cymr. rhif `Zahl', anord. rīm n. `Rechnung, Berechnung', as. unrīm `Unzahl', ags. rīm n. `Zahl', ahd. rīm m. `Reihe, Reihenfolge, Zahl' (die Bed. `Vers, Reim' von anord. und mhd. rīm wohl nach Kluge10 s. v. Reim aus frz. rime, das aus rythmus herzuleiten ist).
Vielleicht ist auch *rēi- `Sache' (lat. rēs usw.) nach Wood ax 226 anzureihen als Wznomen der Bed. `aufgestapeltes Hab und Gut'.
Dazu wahrscheinlich als dh-Erweiterung rēi-dh- (vgl. oben rē-dh- neben rē-):
Got. garaiþs `angeordnet, bestimmt', raidjan, garaidjan `verordnen, bestimmen', anord. g-reiđr `bereit, leicht, klar', greiđa `auseinanderwickeln, ordnen, zurechtlegen, zustande bringen, entrichten, zahlen', mhd. reiten `zurüsten, bereiten, zählen, rechnen, berechnen, bezahlen', reite, gereite, bereite, ahd. bireiti `bereit', antreitī `series, ordo', lett. riedu, rizt `ordnen', raids `bereit, fertig', ridi, ridas `Gerät, Kram'.
Ganz fraglich ist die von Persson aaO. erwogene Zugehörigkeit von aksl. orądije `apparatus, instrumentum' (nicht aus ahd. ārunti `Botschaft' entlehnt, s. Pedersen KZ. 38, 310), rędъ `Ordnung', lit. rínda `Reihe', lett. riñda `Reihe, Zahl'. Unter der Voraussetzung, daß diese idg. d, nicht dh fortsetzen (*re-n-d-), reiht man (z. B. Fick I4 527, Pedersen aaO., s. auchEM. 711) auch die folgende Sippe an: ὀρδέω `lege ein Gewebe an', ὀρδικόν τὸν χιτωνίσκον. Πάριοι, ὄρδημα ἡ τολύπη τω̃ν ἐρίων Hes., lat. ōrdior, -īrī, ōrsus sum (aus der Webersprache, Bréal MSL. 5, 440) `anzetteln, anreihen, anfangen, beginnen', exōrdior `zettle ein Gewebe an', redōrdior `hasple ab', ōrdo, -inis `Reihe, Ordnung' (auch umbr. urnasier scheint = ordinariis zu sein, Linde Glotta 3, 170 f.; anders Gl. 5, 316), Trifft der Zusammenhang mit ar- `fügen', das dann auch von der Weberei gebraucht gewesen wäre, zu (Persson Wzerw. 26, Thurneysen Thes. unter artus, -ūs), so wäre der Vokal von *or-d-ei̯ō als Kausativ-Iterativ-Vokalismus zu rechtfertigen.
Noch fraglicher ist, ob nach Reichelt KZ. 46, 318 als k-Erweiterungen der Basen arǝ-, ar- mit derselben Anwendung auf die Weberei auch anzureihen seien:
Gr. ἀράχνη `Spinne', lat. arāneus `zur Spinne gehörig', arānea, -eus `Spinne' (*arǝ-k-snā; der Wortausgang zu *snē- `nere' als `Netzspinnerin'?); angeblich dazu (Walter KZ. 12, 377, Curtius KZ. 13, 398) gr. ἄρκυς `Netz', ἀρκάνη τὸ ῥάμμα ᾡ τὸν στήμονα ἐγκαταπλέκουσιναἱ διαζόμεναι Hes. (s. auch Boisacq 79), wozu nach Bezzenberger BB. 21, 295 lett. er'kuls `Spindel; Wickel von Heede zum Spinnen' (das für *arkuls stehen kann). Lidén IF. 18, 507 f. stellt besser ἄρκυς zu slav. *orkyta, serb. ràkita `Rotweide' und lett. ẽrcis, gr. ἄρκευθος `Wacholder' als Sträuchern mit zum Flechten verwendbaren Zweigen.
arm. aṙnum `ich nehme', Aor. aṙ (Hübschmann Arm. Gr. I 420; die Bed. aus medialem `teile mir zu' vgl. ai. dálāmi `gebe': ā datē `nehme an mich, empfange'; ebenso in:)
gr. ἄρνυμαι `erwerbe, suche zu erreichen, empfange, bes. als Preis oder Lohn', durativ gegenüber ἀρέσθαι `erwerben, gewinnen', Aor. ἀρόμηv, ἠρόμην; μισθάρνης, μίσθαρνος `Lohnarbeiter', ἄρος n. `Nutzen' (Aesch.);
hitt. ar-nu-mi `ich bringe' (Schwyzer Gr. Gr. I 696) gehört wohl eher als Kausativ zu 3. er- `sich in Bewegung setzen'.
Den Hochstufenvokalismus der Wz. sicherstellende Formen fehlen.
gr. ἀρόω (ἤροσα, ἄροτος) `pflüge, ackere', ἀρότης, ἀροτήρ `Pflüger', ἄροτρον `Pflug'; mit ursprünglicher Vokalisierung der 2. Silbe herakl. αρά̄ςοντι, gortyn. ἄρατρον. ἀρόω usw. setzt nach Persson Beitr. 669 ein idg. *aro- neben *arǝ- voraus (vgl. toch. āre), oder trat an Stelle von ἀράω gleichzeitig mit der Umbildung vieler faktitiver Denominative auf -άω zu solchen auf -όω nach den daneben liegenden o-Nomina, unter besonderem Einfluß von νεόω `Land neu umpflügen'.
lat. arō, -āre `pflügen, ackern' (für älteres *arǝ-mi), arātor `Pflüger', arātrum `Pflug' (-ā- für *-ă- nach arāre);
mir. airim `pflüge', cymr. arddu (aus *arj-) `pflügen', arddwr `Pflüger', mir. ar n. `Ackerland', cymr. ar f. ds., mir. ar-án `Brot', arathar (*arǝtrom), cymr. aradr, corn. aradar, mbret. arazr, nbret. arar `Pflug'; mir. airem (*ari̯omō), Gen. aireman `Pflüger', auch PN Airem-ón;
got. arjan, anord. erja, ags. as. erian, ahd. erran, mhd. ern `pflügen, ackern', anord. arđr `Pflug', ahd. art `gepflügtes Land', ags. earđ, ierđ f. `gepflügtes Land, Ertrag' (s. auch unter *ar- `fügen' über nhd. Art), mhd. arl, nhd. Arl, Arling `Pflug' (ob Lehnwort aus slav. *ordlo? echt germ. nach Meringer IF. 17, 121);
lit. ariù, árti `pflügen', árklas (*arǝ-tlom) `Pflug', arklỹs `Pferd' (als `Pflugtier'); artójas `Pflüger' (*arǝ-tāi̯a-), apr. artoys `Ackersmann' (mit sekundärer Dehnstufe lit. orė̃ `Pflügezeit', vgl. gr. πολύηρος πολυάρουρος Hes.), lett. ar'u `pflüge', ara, āre `Ackerland'; lit. armenà `oberflächlich gepflügte Erdschicht';
aksl. orjǫ, orati `pflügen'; ralo (serb. rȁlo, poln. radɫo) `Pflug' (*ar(ǝ)-dhlom: lit.árklas), ratajь `Pflüger'; über slav. *ora- s. Trautmannn 13;
toch AB āre `Pflug'. Hierzu gehört:
ar(ǝ)u̯-:
Arm. haravunk` `Ackerland' (Scheftelowitz BB. 29, 58), lat. arvus, -a, -um `zum Pflügen bestimmt, Acker, Saat', bes. arvum `Saatgefilde, Flur', umbr. arvam-en `in arvum' (= dem lat. fem. arvas A. Pl.), ar(u)via `Feldfrüchte'; mir. arbor (*aru̯r̥) `Getreide', Dat. arbaim, Gen. (schon air.) arbe (*aru̯ens), Pl. N. A. arbanna (r/n-St.: Stokes KZ. 37, 254, Pedersen KG. I 63, II 106; davon airmnech `der Mann, der viel Getreide besitzt', Corrnac's Gl., mit -mn- = -vn-, Stokes KZ. 38, 458); gr. ἄρουρα `Ackerland' (formell noch nicht klar; wohl nach Benveniste Norns 113 aus *ἀρο-ρᾱ, Erweiterung von ἀρο-αρ aus *aro-u̯r̥, vgl. mir. arbor. Unglauhhaft Otrębski KZ. 66, 78).
Die durch ihr altes e- abweichenden cymr. erw f. `Feld', Pl. erwi, er-wydd, corn. erw, ereu ds., abret. mbret. eru, nbret. ero `Furche' gehören dagegen zu ahd. ero `Erde', gr. ἔρα, arm. erkir `Erde' (für letzteres vermutet Pedersen KZ. 38, 197 ebenfalls ein *eru̯- als Grundlage), mögen aber die Anwendung für bebautes Feld von einem *ar(ǝ)u̯o- übernommen haben.
Aus dem Mangel arischer Entsprechungen darf nicht gegen die Bekanntschaft mit dem Pflug in indogermanischer Urzeit geschlossen werden.
Nach Specht KZ. 68, 422 weiterhin zur Wz. *erǝ- (er-5) `zertrennen' als `den Boden aufreißen'?
Thrak. ἄργιλος `Maus', FlN ῎Αρζος (*Argi̯os).
Gr. ἀργός `weiß, schnell', in Kompositis ἀργι- : ἀργι-κέραυνος `mit glänzendemDonnerkeil', ἀργι-όδων `mit blendend weißen Zähnen' (danach auch *ἀργινός für ἀργεννός, weitergebildet zu ἀργινόεις, Beiwort von auf weißen Kalk- oder Kreidebergen gelegenen Städten); ἀργαίνω `bin weiß'.
ἀργός wohl nach Wackernagel Verm. Beitr. 8 f. aus *ἀργρός dissimiliert, wozu sich der i-St. ἀργι- der Komposita verhält wie av. dǝrǝzi-raɵa- `feste Wagen besitzend' zu dǝrǝzra- `fest'. Das mit ἀργός lautlich gleiche ai. r̥jrá- bedeutet auch `glänzend', ist also in dieser Bedeutung mit ἀργός `weiß' etymologisch identisch (dazu auch ai. ŕ̥jīti-, r̥jīka- `strahlend'). Ai. r̥jrá- `schnell', Ṛji-śvan- `der über schnelle Hunde gebietende Verbündete Indras' = gr. ἀργός `schnell' (ebenfalls von Hunden, also bereits ursprachliches Beiwort, s. Schulze Kl. Schr. 124), ἀργί-πους `schnellfüßig', PferdeN Πόδ-αργος, hält Persson Beitr. 828 für ein von ἀργός (r̥jrá-) `weiß' verschiedenes Wort (zur Wz. reĝ- `gerade' in ai. r̥jīšá- `gerade darauf loseilend', r̥ji-pyá `dahin schießend', usw.), gegen Bechtel Lexil. 57, der den Begriff des Leuchtens aus dem der schnellen Bewegung geflossen sein läßt (vgl. `blitzschnell') wie auch Schulze aaO. Leuchtkraft der Farbe und Schnelligkeit der Bewegung (vgl. lat. micāre) als versch. Seiten derselben Anschauuug betrachtet.
ἄργεμον, ἄργεμα n. `das Weiße (im Auge, Nagel)', ἀργήεις, dor. ἀργα̃ς (*ἀργᾱFεντς `glänzend'; es-St. in ἐναργής `deutlich, klar', ἀργεσ-τής Beiwort des νότος, `aufhellend' (s. zuletzt Schwyzer Gr. Gr. I 5001), ἀργεννός `weißschimmernd' (*ἀργεσ-νός); vielleicht auch in ἀργειφόντης Beiwort des Hermes (`im Glanze tötend'?).
Ob der es-St. av. аrǝzah- `Nachmittag und Abend' damit etymologisch zusammengehöre, ist der Bed. halber mindestens ganz fraglich, s. Bartholomae Airan. Wb. 202, Bechtel aaO.
ἀργής, -η̃τος, -έτι, -έτα `weißschimmernd'; ἄργιλλος und ἄργῑλος `weißer Ton' (lat. Lw. argilla, argīla): ἄργυ-ρος s. oben, ἄργυ-φος, ἀργύ-φεος `weißglänzend' (im Wortausgang wohl zur Wz. bhā- `scheinen', Prellwitz BB. 22, 90, Bechtel Lexil. 57 f.).
Lat. argentum s. oben; arguō `mache klar, deutlich; helle einen Sachverhalt auf, überführe', argūtus `stimmkräftig, schwatzhaft; (seit Cicero auch:) strahlend, flimmernd' und `scharfsinnig'.
Toch. A ārki, В ā̆rkwi `weiß' (*arĝu̯i̯o-), ārcune `Beiwort des königl. Titels', A ārki-śoṣi `weiße Welt' (vgl. cymr. elfydd S. 30); hett. ḫar-ki-iš (ḫarkis) `weiß'.
e-Vokalismus zeigen die von Osthoff MU. V, S. V, und MU. VI 33 herangezogenen got. unaírkns `unrein', aírkniþa `Reinheit, Echtheit', ahd. erchan `recht, echt', anord. jarknasteinn, ags. eorcnanstān `Edelstein' (dazu auch anord. jarteikn n. `Wahrzeichen' aus *jar[kn]-teikn, Lidén bei Noreen Aisl. Gr.3 ̨p. 281, 6); vgl. auch Feist 25b.
Als gesichert kann ich die Zugehörigkeit der germ. Worte nicht ansehen, doch wäre hinsichtlich des Vokalismus Kreuzung von germ. *ark- = idg. *arĝ- mit einem *erk- = ai. árcati, idg. *erk- wenigstens denkbar.
Über das von Uhlenbeck KZ. 40, 552, 560 herangezogene lit. áržuolas, ąžuolas, dial. áužuolas, ostlit. dial. úžolas `Eiche', s. vielmehr Bezzenberger KZ. 42, 263, Trautmann Apr. 301, wonach anž- (vgl. аpr. ansonis) die ursprüngliche Form ist (anders Zupitza KZ. 36, 66, Germ. Gutt. 214).
Bei Hirts (Abl. 124) Ansatz *ar(e)ĝ- bereiten die germ. Worte Schwierigkeit, doch s. oben. Der Ansatz eines 2. Wurzelvokals (areĝ-) ist nur durch ai. rajatám an die Hand gegeben, also zweifelhaft.
Specht (Dekl. 1141) setzt wegen gr. ἄρμη λευκή Hes. eine Farbwurzel ar- an, die er mit al- (oben S. 31) gleichsetzt.
Arm. argel `Hindernis', denomin. argelum `wehre, halte ab, halte zurück'; vielleicht mit o-Abtönung orm `Mauer' (*ork-mo-?);
gr. ἀρκέω `wehre, halte vor, schütze, helfe; halte vor, reiche aus, genüge' (ἀρκέσω, ἤρκεσα) wohl aus *ἀρκέι̯ω; ἄρκος n. `Schutz' (Alkman); ἄρκιoς `ausreichend', αὐτ-άρκης `sich selbst genügend', ποδ-άρκης `rnit den Füßen ausreichend, schnell' (s. auch Bechtel Lexil. 279 f.);
lat. arceō, -ēre `verschließen, einhegen; durch Abschluß fernhalten, abwehren, verhindern', arca `Kasten, Kiste, Lade, Geldschrank; Sarg' (eigentlich `Verschluß', vgl. arcānus `unter Verschluß, geheim'; aus dem Lat. stammt got. usw. arka `Kasten, Geldkasten, Arche', ahd. arahha, archa `Arche' und aus dem Germ. wieder aksl. raka `Grabhöhle', apr. arkan Akk. Sg. `Arche'), arx `feste Höhe, Burg', arcera `bedeckter Wagen' (Suffix nach cumera, vgl. WH. I 63) osk. trííbarakavúm `aedificare' (setzt ein *trēbark- `ein Haus einhegen' voraus);
ahd. rigil, mhd. rigel `Riegel', mengl. rail (ags. *reogol), Güntert Kalypso 136;
lit. rãktas `Schlüssel', rakìnti `schließen';
hett. ḫar(k)- `halten, hahen', Götze und Pedersen Muršili 50.
Durch die Bed. wenig empfohlen wird Heranziehung von cymr. archen `Kleidung, Schuh', bret. arc'henna `Schuhe anziehen' (mir. acrann `Schuh, Kleidung' wohl aus arc- umgestellt, Stokes KZ. 41, 381).
Über den von W. Foy KZ. 35, 62 als `Burgberg' gedeuteten apers. Bergnamen arkadri- s. Justi IA. 17, 106 (angeblich (H)ara-kadriš `Bergschlucht'), aber dazu wieder Bartholomae Z. altiran. Wb. 105 Anm. 1, 116.
Gegen Anreihung von slav. račiti `wollen, gönnen' (Bruckner KZ. 45, 108 Anm.) spricht die Bed.
Als Form mit o-Abtönung (oder allenfalls mit or = r̥) gilt lat. Orcus `Unterweltsgott; Unterwelt, Totenreich' (`Verschließer'? unsicher).
Wegen des Bedeutungsunterschiedes ganz fragliche Gleichung; keinen Einwand bietet freilich der nicht ausreichende Anklang von ἄρακος an ὄροβος ἐρέβινθος. Nichtverwandt trotz Fick II4 16, 17 sind gr. ἄρτος `Brot' (dunkler Herkunft, s. Boisacq 84), mir. arbar `Getreide' (s. *ar- `pflugen'), arān `Brot'.
Über ai. aryamán n. `Gastlichkeit', m. `Gastfreund', av. airyaman-, npers. ērmān `Gast', s. oben unter al-1.
Sollte W. Krause (Runeninschriften 539) richtig urnord. arjostēR N. Pl. `die Vornehmsten' lesen, so müßte allerdings ein urnord. *arjaR `vornehm' und ein idg. *ari̯o- angesetzt werden, das im Ai. lautlich mit einer Ableitung von arí- `Fremder' zusammengefallen wäre. Kelto-germ. PN Ario-vistus beweist allerdings nichts, da Ario- für *Hario- stehen könnte. Auch air. aire, airech `Freier' sind zweideutig, s. oben unter al-1.
Für den Ansatz arqu- (und nicht arqu̯-) würde sprechen russ. rakíta, čech. rokyta, serb. rokita usw. `Haarweide', wo *arqūta (Miklosich EWb. 226, Torbjörnsson BB. 20, 140) zugrunde liegt, und gr. ἄρκευθος `Wacholder', welches Wort mit Lidén IF. 18, 507 mit aller Wahrscheinlichkeit hierzu zu ziehen ist; dazu ἀρκευθίς `Wacholderbeere'. Allerdings nimmt Lidén Verwandtschaft mit gr. ἄρκυς `Netz' (s. Bezzenberger BB. 21, 285) an, wozu man unter ar-1, S. 61 vergleiche.
Eine andere Verbindung für gr. ἄρκευθος und russ. rakíta usw. sucht Endzelin KZ. 44, 59 ff., der richtiger lett. ẽrcis, ẽcis (*ẽrcis) `Wacholder' vergleicht; ferner ẽrcêties `sichquälen, grämen, streiten', ẽrceša `eine sehr zänkische Person'; lett. ẽrkš(k')is `Dornstrauch' wäre nach Endzelin Mischung von *erkīs und einer dem lit. erškė̃tis `Dornpflanze' wurzelhaftentsprechenden Form; gr. ἀρ- müßte dann Schwundstufe von *er- enthalten. S. unter erk-.
lat. harundō `Rohr'; zur Bildung vgl. hirundō und nebrundines : νεφροί.
Das von Persson De orig. gerundii 59 angereihte lat. arista `Hachel, Granne an der Ähre', aristis `holcus' unterliegt wegen seines zu genista u. dgl. stimmenden Suffixes stark dem Verdachte, etruskisch zu sein (s. Herbig IF. 37, 171, 178).
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