aisl. brūn `Kante', wovon brȳna `wetzen', brȳni `Wetzstein'; ags. mhd. brūn `scharf' (von Waffen).
Lit. briaunà `Kante, Rand, Gesims' (*bhrēunā), ablaut. mit aisl. brūn.
slav. *brušǫ *brusiti (ursprgl. Iterativ) in bulg. brúsja (brusich) `abschütteln, abschlagen', skr. brûsim brúsiti `wetzen', čech. brousiti ds., dazu aksl. ubrusъ `Schweißtuch', skr. brûs (Gen. brûsa), russ. brus (Gen. brúsa; meist brusók) `Schleifstein'; russ. usw. brusníka `Preiselbeere' (`leicht abstreifbar'); ablaut. r.-ksl. brъsnuti `schaben, rasieren', russ.brosátь (dial. brokátь), brósitь `werfen', brósnutь `Flachs riffeln', bros `Abfall' usw. im Ablaut zu bulg. brъ́šъ `reibe ab'. Mit ū der Iterativstufe: aksl. sъ-brysati `abschaben', brysalo `penicillus'.
Vielleicht hierher skr.-ksl. brutъ `Nagel', bulg. brut ds. als *bruktъ, vgl. zur Bed. lit. brùkti `mit Gewalt hineinstecken', zur Form lett. braukts `Messer zum Flachsreinigen'.
Vielleicht hierher der illyr. VN Breuci, PN Breucus und der gall. ON Bρευκό-μαγος, heute Brumath (Elsaß); dazu stellt Krahe (Gl. 17, 159) den illyr. VN Βρευ̃νοι: Breones (aus *Breu̯ones).
Über russ. brykátь `ausschlagen' usw. s. Berneker 93.
Mhd. briustern `aufschwellen', aisl. ā-brystur f. Pl. `Biestmilch' (auch broddr ds. aus *bruz-da-z), schweiz. briescht ds. (daneben briesch ds. aus *bhreus-ko-); as. briost N. Pl., ags. brēost, aisl. briōst `Brust', schwundstufig got. brusts f. Pl., ahd. brust, nhd. Brust; as. brustian `knospen' (slav. *brъstъ `Knospe'), nhd. Brös-chen (aus dem md.) `Brustdrüse des Rindes', schwäb. Brüste, bair. Brüsel, Briesel, Bries ds., dän. brissel, schwed. kalfbräss, mit k-Suffix dän. bryske, engl. brisket `Brust der Tiere'.
Aisl. briōsk `Knorpel', mhd. brūsche, nhd. Brausche `Beule', nhd. dial. brausche, brauschig `turgidus, wulstig', brauschen `aufschwellen'.
Russ. brjúcho `Unterleib, Bauch, Wanst', dial. brjúchnutь `weichen, quellen, anschwellen', čech. alt. břuch, břucho, heute břich, břicho `Bauch' usw. (*bhreuso-s, -m);
hierher auch klr. brost' f. dial. brost m. `Knospe', bulg. brъs(t) m. `jüngere Sprossen', skr. br̂st m. ds., br̀stina `Laub'.
air. brūu `zerschmettere, zerschlage' (*bhrū̆si̯ō, gall. brus-, frz. bruiser), mir. brūire, brūile `Bruchstück', bruan ds., bruar `Bruchstücke', brosna (*brus-toni̯o-) `Reisigbündel', gall. *bruski̯ā `Gestrüpp', afrz. broce ds., mir. brusc `Krümchen' usw.; air. bronnaim `schädige' (*bhrusnāmi) (Subjunktiv robria von *bris- `brechen' entlehnt, s. unter bhrēi-); mcymr. breu, ncymr. brau `gebrechlich', mcorn. brew `gebrochen' (*bhrōuso-); mbret. brusun `Krümchen' (*brous-t-);
ags. briesan (*brausjan), brȳsan (*brūsjan) `zerbrechen trans., zerschlagen', engl. bruise `quetschen', wahrscheinlich auch ahd. brōsma, mhd. brōsem, brōseme, brōsme `Brosame, Krume, Bröckchen'; ags. brosnian `zerfallen'.
Mit germ. *bruska-z `Gestrüpp', *bruskan `knistern' (-sk- kann idg. zg sein) vergleicht man die baltoslav. Gruppen lit. brũzgai Pl. `Gestrüpp', briauzgà `Schwätzer', bruzgù, -ė́ti `rascheln', russ. brjuzgáju, -átь `murmeln', brjužžátь `brummen, murren, knurren' usw.; doch sind die Verba vielleicht eine erst baltoslav. Schallbildung. Wegen der germ. Bed. `spritzen' ist vielleicht andererseits russ. brýzgaju, -atь `spritzen, sprühen' usw. zu vergleichen.
gr. ὀφρυ̃ς, -ύος f. `Braue', übertragen `erhöhter Rand, Hügelrand' (nach Meillet BSL 27, 129 f. mit griech. Vokalprothese?);
maked. ἀβρου̃τες `ὀφρύες' (von Kretschmer Einl. 287 in ἀβρούFες geändert; von Meillet, s.Boisacq 733 Anm. 3, wegen der anderweitig bezeugten Form ἀβροτες und wegen av. brvat- festgehalten);
mir. brūad Gen. Du., brāi, brōi Nom. Du. f. `Brauen' (zum Diphthong s. Thurneysen Grammar 199), air. forbru Akk. Pl. (*bhrūns : Akk. ὀφρυ̃ς), forbrú Gen. Pl. `supercilia'; unklar sind mir. Pl. abrait (*abrant-es oder *abrantī) `Augenlider, Brauen', desgleichen mbr. abrant `Braue', cymr. amrant `Augenlid', die Specht (Dekl. 83, 162) zu lat. frōns `Stirn' stellen möchte; aberVokalismus und Bedeutung weichen ab;
ags. brū, aisl. brūn, Pl. brynn `Braue' (kons. St., aus *ƀruwūn-, vgl. *tungūn, tungo, kontrahiert und dadurch zur flexivischen Sonderentwicklung gelangt).
lit. bruvìs m. `Braue', žem. auch brū̆nės Pl., apr. wubri f. `Wimper' (scheint Umstellung aus*bruwi);
abg. brъvь (ursprünglicher Nom. *bry, wie kry : krъvъ), skr.-ksl. obrъvъ, skr. ȍbrva usw. `Braue'.
Eine e-Abl. bhru̯ē- mit silbisch gewordenem r sieht Trautmann KZ. 44, 223 in lit. birwe = bruvìs.
Toch. A pärwān-, В pärwāne (Dual) `Augenbrauen'.
gall. brīva `Brücke' (*bhrēua);
abg. brъvъno `Balken', skr. br̂v f. `Balken, Stegbrücke' (usw., s. über die slav. Formen Berneker 92).
Unklar ist der Guttural in den germ. Formen: *brugī- aus *bruu̯ī-, oder k- Suffix? S. Kluge11 unter `Brücke' und Specht Dekl. 2113 f., der Zusammenhang mit bhrū-1 annimmt.
Got. brūkjan, ahd. brūhhan, as. brūkan, ags. brūcan `brauchen', got. brūks, ahd. brūhhi, ags. brȳce `brauchbar'.
Gr. πυθμήν (*φυθ-) m. `Boden, Fuß eines Gefäßes', πύνδαξ m. ds. (für φύνδαξ nach πυθμήν Schwyzer Gr. Gr. I 71, 333).
Maked. ON Πύδνα (*bhudhnā), dissimil. Κύδνα?
Lat. fundus, -ī m. `Boden eines Gefäßes, Grund' (*bhundhos), profundus `tief' = mir. bond, bonn m. `Sohle, Grundlage, Stütze'.
Ahd. bodam, nhd. Boden, as. bodom, ags. *boðm > mengl. bothem m. neben ags. botm m. > engl.bottom und ags. bodan `Boden, Grund', an. botn `Boden', ags. byðme `Schiffsboden' neben bytme, bytne ds., aisl. bytna `in einen Boden enden', mit unklarem Dentalwechsel; es scheint ein urgerm.*buþma- zugrunde zu liegen, das wohl analogisch zu erklären ist; vgl. Petersson Heterokl. 18, Sievers-Brunner 167, Kluge11 unter siedeln. Über nhd. Bühne, ursprgl. `Bretterboden', angebl. aus germ. *bunī, idg. *budhniā, s. Kluge11 unter Bühne.
arm. buz `Lamm';
mir. bocc, pocc, nir. boc, poc, cymr. bwch, corn. boch, bret. bouc'h `Bock', dazu mir. boccānach `Gespenst';
germ. *bukka- (nach Pedersen Litteris 7, 23 f. aus dem Kelt. entlehnt?) in aisl. bukkr, bokkr, bokki, ags. bucca, nengl. buck, ahd. mhd. boc, -ekes, nhd. Bock.
Das im Konsonantismus abweichende ai. bukka-ḥ `Ziegenbock' (unbelegt) ist wohl von bukkati `bellt' (s. unter beu-1, bu-) beeinflußte hypochoristische Umbildung eines *bhūja- =av. būza-. Auch npers. dial. boča `junge Ziege', pām. buč, büč scheinen Ergebnis ähnlicher Umbildung zu sein.
Benveniste stellt zu arm. tam-uk noch hett. dame(n)k- `als Regen fallen' (BSL 33, 143).
gr. δαίομαι med. `teile, verteile' mit wohl nach Fut. δαίσω und den folgenden Worten bewahrtem ι (lautgesetzlich δάηται Konj. Ф 375 `wird zerstört'); δαίς, -τος, δαίτη, hom. auch δαιτύς, -ύος `Portion, Mahl, Opfer' (: ai. dā́tu); δαιτυμών `Gast' (als `dem Mahle beiwohnend'), δαιτρός `der Vorschneider' (: ai. dātár-), δαιτρόν `Portion' (: ai. dātrám; das αι dieser gr.Worte ist teils lautgesetzlich - āi, ǝi - teils analogisch, wie im kret. Perf. δέδαισμαι zu δατέομαι, vgl. auch kret. δαι̃σις `Teilung', καρποδαισταί `Verteiler von Früchten'), δαίνῡμι `bewirte', wohl auch δαίμων m. `Gott, Göttin; Geschick' (eigentlich `zuteilend; oder `Totengott als Leichenfresser', Porzig IF. 41, 169 ff., Kretschmer Gl. 14, 228 f.; über des Archilochos δαίμων `δαήμων' s. u. *dens- `hohe Geisteskraft'); δαί̈ζω, Fut. -ξω, Aor. -ξα `teilen, zerschneiden, zerstören' (auf Grund eines *δᾰFό-ς `zerschnitten, zerstört'), ἄ-δατος ἀδιαίρετος Hes., δάνος n. `Zins, Wucher' (auf Grund eines Partiz. *dǝ-nó-s = ai. diná-ḥ, vgl. δάνας μερίδας);
gall. arcanto-danos `monetarius' als `das Silber verteilend'.
Mit Formans -mo- : dāmos f. `Volk': gr. δη̃μος, dor. δα̃μος m. `(Volks-abteilung) Volk, Gebiet; in Athen der einzelne Gau', air. dām f. `Gefolgschaft, Schar', acymr. dauu `cliens', ncymr. daw, dawf `Schwiegersohn'; offenbar alter fem. o-Stamm; dazu hett. da-ma-a-iš (damaīš?) `ein Anderer, Fremder', aus `*fremde Leute', ursprgl. `*Volk', Pedersen Hitt. 51 ff.
Mit Formans -lo- vielleicht aksl. dělъ `Teil' (*dǝi-lo-) (s. unter *del- `spalten'); über air. fo-dālim usw. s. ebendort. Hierher gehört wohl auch got. dails `Teil', runeninschr. da[i]liþun `teilten', aisl. deill, ags. dǣl, ahd. teil m. `Teil'; aisl. deila f. `Teilung, Zwiespalt', ahd. teila f. `Teilung'; aisl. deila, ags. dǣlan, ahd. teilan `teilen' usw. Sie können kaum aus dem Slav., wohl aber aus dem Ven.-Illyr. stammen, da die Wzlform *dǝi- im südillyr. PN Dae-tor bezeugt ist. Eine Nebenform idg. dhǝi- neben dǝi- wäre unglaubhaft.
Mit Tiefstufe dī- : arm. ti, Gen. tioy `Alter, Jahre, Tage, Zeit' (* < dī-t(i)- oder *dī-to-, *dī-tā), ahd. zīt f. (n. Isidor), as. ags. tīd, anord. tīð f. `Zeit, Stunde' (*tīþ-, idg.*dī-t-, ursprgl `Zeitabschnitt'), dazu anord. tīðr `üblich, häufig', ags. tīdan `vorfallen', anord. tīða `trachten, streben'; anord. tī-na `zerpflücken, einzeln herausnehmen, ausscheiden, reinigen';
Über got. til `passend' usw. s. unter ad-2, aber got. dails unter del-3;
hierher dagegen ahd. zila `Reihe, Linie', westfäl. tīle `Garbenreihe', nhd. Zeile, wohl aus *tīð-lá-.
p-Erweiterung dāp-, dǝp-; dǝp-no-, -ni- `Opfermahl':
ai. dāpayati `teilt'; arm. taun (*dap-ni-) `Fest'; gr. δάπτω (*δαπι̯ω) `zerreiße, zerfleische, zerlege', mit Intensivredupl. δαρδάπτω `zerreiße, (κτήματα) verprasse', δαπάνη f. `Aufwand, besonders aus Bewirtung (: daps) erwachsender', δάπανος `verschwenderisch', δαπανάω `wende auf' (daraus lat. dapinō `tische auf'), δαψιλός (Empedokles), δαψιλής `(*verschwenderisch) üppig, reichlich, freigebig'; lat. daps `(*Portion) Mahl, Schmaus, bes. Opfermahl', damnum `Verlust, Schaden, Nachteil, Geldbuße', damnōsus `verderblich' (*dap-no- : δαπάνη, anders Pedersen Hitt 42); anord. tafn (*dap-no-) `Opfertier, Opfermahl', vgl. den germ. GN Tanfana (Tacit.), wenn aus *tafnana, Marstrander NTS. 1, 159.
Aus dem Germ. reiht man noch vieles an, was ein Bed.-Entw. von `zerteilen' zu `zerreißen, zupfen, kurz betasten, kurze täppische Bewegungen machen' u. dgl. voraussetzen würde; am nächstender Bed. von δαπανα̃ν, damnum kommt aschw. tappa und tapa `ein Ende machen, verlieren', aisl. tapa ds.; afries. tapia `zupfen', ags. tæppe f. `Tuchstreifen', mengl. tappen (engl. tap) `leicht schlagen', mnd. tappen, tāpen (Dehnung in offener Silbe?) `zupfen, pflücken'; anord. tǣpr `kaum anrührend', isl. tǣpta (*tāpatjan) `eben anrühren', norw. mdartl. tæpla `leicht berühren, leise treten'; aber norw. mdartl. taap(e) m., dän. taabe `Tor, Tropf, täppischer Mensch', norw. taapen `schwach, kraftlos, untauglich', tæpe n. `unbedeutendes Ding', anord. tǣpiligr `knapp', mit anderen Labialstufen schwed. mdartl. tabb, tabbe `Tölpel', tabbet `einfältig', sind wohl Schallworte, ehenso wie ndd. tappe, schweiz. tāpe, nhd. Tappe `Pfote', sowie tappen, täppisch usw.; s. auch unter dhabh-1.
Ebenfalls fernzuhalten sind ahd. zabalōn, nhd. zappeln, sowie ahd. zapfo, nhd. Zapfen, ags.tæppa ds. (germ. *tappon-); ebenso nur germ. Worte mit i und u (vgl. Specht Dekl. 152 f.):mengl. tippen, engl. tip `leise anrühren, leise stoßen', nhd. tippen, mhd. zipfen `(in kurzen Bewegungen) trippeln', anord. tifask `trippeln', mhd. zipf `Zipfel, Spitze', nasaliert mnd.timpe f. `Zipfel, Ende', ags. ā-timplian `mit Nägeln versehen'; andrerseits norw. mdartl. tuppa, nhd. zupfen, anord. toppr `Haarschopf, Gipfel', ags. topp m. `Spitze, Zipfel', toppa m. `Faden', ahd. zopf `Zopf, Haarflechte, Ende eines Dings'; mnd. tubbe, tobbe `Zapfen', tobben `zupfen, reißen', süddt. zöfeln `zögern' (wie zapfeln); vielleicht hierher auch ahd. zumpo `penis', mhd. zumpf(e), nhd. Zumpt, worüber unter dumb-.
Hierher toch. A tāp `aß', Van Windekens Lexique 187.
t-Erweiterung dǝ-t- (vgl. aber das Partiz. dǝ-tó-s):
gr. δατέομαι `teile, zerreiße, verzehre' (Fut. δάσσεσθαι, Aor. hom. δάσσασθαι, att. δάσασθαι), wozu δασμός `Teilung', δάσμα `Anteil', δατήριος `zerteilend' (dies sicher von *δᾰ-τήρ: ai. dā-tár- `Schnitter'), ἄδαστος `ungeteilt'; δατέομαι ist griech. Neubildung (Schwyzer Gr. Gr. I 676) und nicht idg. *dǝ-t-;
got. ungatass `ungeregelt' (vgl. ἄ-δαστος), mndl. getes `sich fügend, passend'; ahd. zetten `(verteilend) streuen, ausbreiten', nhd. verzette(l)n, wohl auch anord. teðja `Mist ausbreiten', tað n. `(*ausgebreiteter) Mist'; ahd. zota, zata f. `Zotte, zusammen herabhängende Haare, Fädenoder Wolle' (davon zaturra `scortum'), ags. tættec (expressives tt) `Fetzen, Lumpen', an. tǫturr `Fetzen'; altdän. tothae, älter dän. und dän. mdartl. tøde, taade `verzögern, hindern'.
Daneben mit u-Vok. anord. toddi `kleines Stück', holl. todde `Fetzen', ahd. zota, zotta `Haarbüschel', nhd. Zotte, Zote; mhd. zoten `langsam gehen', nhd. zotteln, ostfries. todden `ziehen, schleppen' u. dgl.; über nhd. zaudern s. Kluge11 704.
toch. A tät-k `teilen, zerschneiden'.
s-Erweiterung d-es-:
ai. dásyati `leidet Mangel, verschmachtet', upadásyati `geht aus, wird erschöpft';
norw. dial. tasa `ausfasern', schwed. dial. tasa `Wolle zupfen, Heu ausbreiten', ndd. tasen `pflücken, rupfen', nhd. Zaser, älter Zasel `Faser', norw. dial. tase m. `schwächlicher Mensch', tasma `ermatten', tasa `entkräftet werden'; ablaut. dän. mdartl. tæse `langsam arbeiten', ndd.täsen `schwer arbeiten', identisch mit norw. dän. tæse `entwirren, auffasern, aufzupfen'; vgl. in ähnlicher Bed. norw. tasse `leise gehen', taspa `langsam und schleppend gehen', mhd. zaspen `scharren, schleppend gehen', ahd. zascōn `rapere' (eigentlich `schleppen') = nhd. dial. zaschen, zäschen `schleppen, ziehen, langsam arbeiten', zäschen f. `eine Schleppe am Kleide'; über ahd. tasca `Tasche' s. Kluge11 612.
hitt. tešḫā- `sich fernhalten von' (3. Sg. Prät. ti-eš-ḫa-aš).
Daneben mit i-Vokalismus (idg. *di-s als Erweiterung zu dī̆-? Oder erst germ. Neuschöpfung?):
schwed. dial. teisa, tesa `zerpflücken', dän. dial. tese `zupfen (z. B. Wolle)', ags. tǣsan `zerpflücken', ahd. zeisan, zias `zausen, Wolle zupfen'; ostfries. holl. teisteren `reißen', ags. tǣsel, ahd. zeisala `Kardendistel', norw. mdartl. test `Weidenbrand, Haarlocke', mit ī norw.tīst `Faser', tīsl `Gesträuch', mit ĭ mhd. zispen `schleppend gehen' (wie zaspen), wohl auch (?) ags. teoswian `plagen, verunglimpfen', teoso `Beleidigung, Betrug, Bosheit'.
Endlich mit u-Vokalismus: norw. dial. tosa `zerfasern, zupfen', auch `pfuschen, langsam arbeiten', tose `hinfällige Person', tos `Fasern, zerfasertes Tauwerk', tossa `streuen, ausbreiten', mengl. tōtūsen `zerzausen', mnd. tōsen `reißen, zerren', ahd. zirzūsōn `zerzausen', mhd. zūsach `Gestrüpp', zūse f. `Gestrüpp, Haarlocke' u. dgl.; vielleicht zu lat. dūmus `Gestrüpp, dichtverwachsener hoher Strauch' (*dū̆s-mo-s) und air. doss `Busch'.
Gr. δάκρυ, δάκρυον, δάκρυμα `Träne'; daraus entlehnt altlat. dacruma, lat. lacruma, lacrima ds. (mit sabin. l?); air. dēr n., cymr. deigr (kann auf einen Pl. *dakrī der o-Dekl. zurückgehen), Pl. dagrau, abret. dacr-(lon) `uvidus', corn. dagr `Träne' (inselkeltisch *dakrom `siehe' Thurneysen KZ. 48, 66 f); germ. *táhr- und tagr- : got. tagr n. `Träne', anord. tār n. (aus*tahr-), ags. tæhher, tear, teagor m., ahd. zahar m. (nhd. Zähre aus dem Pl.; ob im Germ. noch vom alten u-St. oder einem daraus geneuerten o-St. auszugehen sei, ist fraglich).
Idg. *dak̂ru ist wahrscheinlich aus *drak̂ru dissimiliert wegen ahd. trahan, as. Pl. trahni `Träne', mnd. trān ds. und `(durch Kochen aus Fett herausgepreßter Tropfen:) Tran', mhd. traher ds. (-er wohl nach zaher geneuert) und arm. artasuk` `Tränen', Sg. artausr aus *drak̂ur.
Andrerseits sucht man Vermittlung mit ai. áśru, aśra-m `Träne', av. asrūazan- `Tränen vergießend', lit. ašarà, ãšara `Träne', lett. asara ds.; wohl bloßes Reimwort, indem *ak̂ro- `acer, scharf, acerbus' als Beiwort der Träne (`bittere Tränen') teilweise an Stelle von dak̂ru trat, wobei es dessen u-Flexion übernahm? Vgl. auch Mühlenbach-Endzelin I 142 f.
arm. erkn (zu δύη) `Geburtswehen';
gr. δαίω (*δᾰ-ι̯ω) `zünde an', Perf. δέδηε `steht in Flammen' (: ai. dudāva), Partiz. δεδαυμένος (δαυ̃σαι ἐκκαυ̃σαι Hes., ἐκδαβῃ̃ ἐκκαυθῃ̃ Λάκωνες Hes.), δάος n., δαΐς, -ίδος f. `Fackel' (zum ᾳ: von att. δᾱͅς, δᾱͅδός s. Schwyzer Gr. Gr. I 266), δᾱνός `leicht brennbar = trocken' (*δαεινός aus *δαεσ-νός), δᾱλός `brennendes Stück Holz' (*δαελός = lakon. δαβελός); δήιος `feindlich', dor. (Trag.) δᾱΐος, δᾳ̃ος `gequält, elend', hom. δηΐοω `töte, erschlage' (att. δῃόω `ds., verwüste'), δηιοτής, -τη̃τος `Kriegsgetümmel, Kampf', hom. δᾰΐ Lok. `in der Schlacht' (zum Nom. *δαυ̃ς, idg. *dāus Schwyzer Gr. Gr. I 578), δαι-κτάμενος `im Kampf getötet'; wohl δύη `Leid', δυόωσι `sie stürzen ins Unglück' (ἀνθρώπους, Od.), δυερός `unglücklich'.
Über ὀδύνη (meist Pl.), äol. ἐδύνας Akk. Pl. `Schmerz', ὀδυνα̃ν `Schmerz verursachen, betrüben' s. unter ed- `essen'; vielleicht hierher δαυ̃κος ὁ θρασύς (`hitzig') Hes.
Alb. dhunë (*dus-n-) `Leid, Schmerz, Gewalt, üble Tat; Schmach, Beleidigung' (dhunon `schmähe'; dhun `bitter', ursprgl. `unangenehm'? oder wie sl. gorьkъ `bitter': gorěti `brennen'?) mit *du-s- (vermutlich als Tiefstufe eines -es-St. = oder wie gr. δά()ος); tosk.derë `bitter' (*deu-no-);
lat. vermutlich duellum, bellum `Krieg' (WH. I 100 f.), mit unklarem Suffix.
air. dōīm `senge, brenne' (über air. dōīm `besorge, übe aus' s. unter deu̯(ǝ)-), Verbalnom.dōud = ai. davathu-ḥ `Brand'; atūd `anzünden' aus *ad-douth, cymr. cynneu `anzünden'u. dgl., auch bret. devi, cymr. deifio `brennen' (mit v aus w vor i̯) hierher (Thurneysen KZ. 61, 253, Loth RC. 42, 58); air. Gen. condid, mir. connad, condud `Brennholz', cymr. cynnud `Feuerung', corn. kunys, bret. keuneud `Brennholz' (Pedersen KG. I 108, II 39, Gdf. etwa*kom-dauto-); cymr. etewyn `Feuerbrand' (*ate-dau̯-ino-), bret. Kollektiv eteo ds.
ahd. zuscen `brennen'; nach φρύ̄νη : braun hierher auch ags. tosca `Frosch', schwed. mdartl. tosk ds.; vielleicht (mit *eu, s. unten) anord. tjōn n. `Schaden, Unrecht, Verhöhnung', ags. tēona m., tēone f. `Schaden', as. tiono `Böses, Unrecht, Feindschaft', wovon anord. tȳna `vernichten, verlieren', ags. tīenan `plagen, ärgern, verleumden', as. gitiunean `Unrecht tun gegen jemanden'.*
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*) Trotz Osthoff IA. 1, 82 ist die Sippe von nhd. zünden, got. tundnan `entzündet werden', tandjan `zünden', mhd. zinden fernzuhalten, da deren i und a nicht wohl erst Ablautneubildung zu u sein wird; nach Thurneysen IA. 83, 32 als t-andjan zu air. ad-and- `anzünden'.
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Berneker IF. 10, 158 stellt hierher auch lit. džiáuti `zum Trocknen hinlegen', lett. žaut `trocknen, räuchern' als *dēu-ti, wie auch die alb. und germ. eu-Formen idg. ēu enthalten können; das Verhältnis dieses *dēu- zu *dāu- ist unklar; oder zu di̯eu- `Himmel'?
gr. -δε in ὅ-δε, ἥ-δε, τό-δε `der hier' (ich-deiktisch), ἐνθά-δε, ἐνθέν-δε, τει̃-δε, hinter Akk. der Richtung, z. B. δόμον-δε, οἶκον δε, οἶκόνδε, ᾽Αθήναζε (*Αθᾱνᾰνσ-δε), wie av.vaēsmǝn-da (arkad. θύρδα ἔξω Hes., Umbildung von -δε nach Doppelformen wie πρόσθε : πρόσθα), auch in δε-υ̃ρο (δευ̃ρο nachgebildeter Pl.) `hierher', lat. quan-de, quam-de `als wie' =osk. pan, umbr. pane `quam', ebenso osk. pún, umbr. pon(n)e `quom' (*quom-de), lat. in-de `von da' (*im-de), un-de `woher'; gr. δέ `aber'; gr. δή `eben, nun, gerade, gewiß', ἤ-δη `schon', ἐπει-δή `quoniam'; δαί hinter Fragewörtern `(was) denn?';
idg. *de steckt auch im air. Artikel in-d (*sind-os, idg. *sēm-de);
ital. -*dām in lat. quī-dam, quon-dam, umbr. ne-rsa `donec' (wohl erstarrter Akk. f.*ne-dām `nicht die Weile'; daneben m. oder n. in:);
lat. dum (*dom) `noch', als Konj. `während, indes, indem', ursprgl. demonstratives `dann', vgl. etiam-dum, interdum, nōndum, agedum (: gr. ἄγε δή), manedum, quidum `wie so?' u. dgl., dann in relativ-konjunktioneller Bed., wie auch in dummodo, dumnē, dumtaxat; osk. ísídum `idem' ist aber in ís-íd-um zu zerlegen, wie auch in. lat. īdem, quidem, tandem, tantusdem, totidem kein mit dum aus *dom ablautendes -dem anzuerkennen ist; īd-em aus *id-em = ai. id-ám `eben dieses', vgl. osk. ís-íd-um, wie quid-em aus *quid-om = osk. píd-um, und infolge der Silbentrennung i-dem wurde -dem als Identitätspartikel gefühlt und wucherte weiter);
aber die Grundbedeutung von dum ist `ein Weilchen', weshalb das u vielleicht alt ist (vgl. dūdum) und dum zur Wz. deu̯ǝ- gehört (EM2 288 f.).
idg. *dō ursprgl. `herzu' in lat. dō-ni-cum (altertümlich), dōnec (*dō-ne-que), seit Lukrez auch donique `so lange als, bis daß, bis endlich', aber auch `dann' (dō- gleichbed. mit ad-, ar- in umbr. ar-ni-po `quoad' aus *ad-ne-qʷom) und in quandō `wann' = umbr. panupei `quandoque'; air.do, du, acymr. di (= ði), corn. ðe `zu' aus *dū (in gall. du-ci `und'), Thurneysen Grammar 506; ags. tō, as. tõ (te, ti), ahd. zuo (za, ze, zi; die kürzeren Formen sind trotz Solmsen KZ. 35, 471 nicht als bereits uridg. Ablautvarianten aufzufassen), nhd. zu (got. du `zu' mit Dat. und Präverb, z. B. in du-ginnan `beginnen', scheint proklitische Entw. aus *tō(?), von Brugmann II2, 812 als unaufgeklärt bezeichnet); alit. do Präp. und Präf. `zu'; aksl. da `so, und, aber; daß' (Bed.-Entw. `*dazu' - `noch, und', woraus dann die unterordnende Anknüpfung); anders Pedersen Toch. 5.
Daneben idg. *dŏ in aksl. do `bis, zu'.
Lit. da-, perfektivierendes Verbalpräfix, und lett. da `bis - zu', auch Verbalpräf. z. B.in da-iet `hinzugehen', stammen aus dem Slavischen.
en-do: alat. endo, indu `in', lat. nur mehr als Kompositionsglied, z. B. indi-gena, ind-ōles, weitergebildet in hom. τὰ ἔν-δ-ῑνα (richtig ἔνδῐνα) `die Eingeweide', mir. inne `ds.' (*en-d-io-); dagegen wird air. ind- Präp. und Präf. `in' von Thurneysen Grammar 521 als nach in- umgefärbte Entsprechung von gall. ande betrachtet und weiter von Pedersen KG. I 450 mit got. und `bis', ai. ádhi verbunden; und gr. ἔνδο-θι `drinnen', ἔνδο-θεν `von innen' sind wie lesb. dor. ἔνδοι nach οἴκο-θι, -θεν, -ι aus ἔν-δον umgebildet, s. *dem- `bauen'; hitt. an-da `in' ans *en-do(oder *n̥-do?), Pedersen Hitt. 166. Hingegen ist das Adverbial- und Prädikatsnomenzeichen air. in(d), abret. in, mcymr. yn wohl Instrumental des Artikels; s. ferner Thurneysen Grammar 239.
dē (wie dō wohl ein Instr. der Erstreckung) in lat. dē `von - weg, von - herab, in betreff', falisk. de (daneben osk. dat `dē' (für *dād, mit t nach post, pert usw.; osk.-umbr. *dād ist wohl Ersatz für *dē nach ehtrād usw., bzw. nach dem ablativisch umgeformten Instr. -ē(d), ō(d):ād); als Präverb in da[da]d `dedat', dadíkatted `dedicavit', umbr. daetom `delictum'; dazu Komp. lat. dēterior `minder gut, schlechter', Sup. dēterrimus, dēmum (altlat. auch dēmus) `eben, nun, erst' (`*zu unterst' - `zuletzt, endlich'), dēnique `und nun gar, und dann, endlich';
air. dī (daneben de aus idg. dĕ, womit vielleicht gall. βρατου-δε `e judicio' gleichzusetzen ist), acymr. di, ncymr. y, i, corn. the, bret. di `von - herab, von - weg', auch als Privativpartikel (z. B. acymr. di-auc `segnem', wie lat. dēbilis; steigernd air. dī-mōr `sehrgroß' wie lat. dēmagis)
Die Bed `von - herab, von - weg' dieser mit gr. δή, δέ formell gleichen Partikel ist wohl erst eine gemeinsame Neuerung der Kelten und Italiker; auch der Germanen? (Holthausen KZ. 47, 308: ahd. zādal `Armut, Not' aus *dē-tlom, von *dē `von - weg', wie wādal `arm' : lat. vē?).
Zu unserem Stamme gehört auch der Ausgang folgender Adverbialgruppen: ai. tadā́ `dann', av. taδa `dann', lit. tadà `dann'; ai. kadā́ `wann?', av. kadā, jav. kaδa `wann?', lit. kadà `wann'; ai. yadā́ `wann, als', av. yadā, jav. yaδa `wann', aksl. jeda `wann' (vgl auch ai. yadi `wenn', apers. yadiy, av. yeδi, yeiδi `zur Zeit als' und av. yaδāt `woher'); ai. idā́ `jetzt'; auch die slav. Bildungen wie russ. kudá `wohin', aksl. kądu, kądě `woher', nikъda-že `nunquam', poln. dokąd `wohin', aksl. tądě `von dort', sądu `von hier' u. dgl., die aber auch idg. dh enthalten könnten.
Ein verwandter St. *di vielleicht in dem enklit. iran. Akk. av. apers. dim `ihn, sie', av. dit `es', diš Pl. m. f., dī Pl. n., und apr. Akk. Sg. din, dien `ihn, sie' (usw.); vgl. aber Meillet MSL 19, 53 f.
gr. (hom. att.) δέω (*δέjω) `binde', δετός `gebunden', δετή `zusammengebundene Späne als Fackel' (δε- für idg. *dǝ- wie θετός : τίθημι), ἀμαλλοδετήρ `Garbenbinder', δέσις `das Binden, Bindung', δεσμός `Band', κρήδε-μνον `Kopfbinde', δέμνια Pl. `Bettgestell'; hom. Präs. δίδημι `binde' ist zu δήσω nach τίθημι: θήσω `neugebildet'; ὑπό-δημα (vgl. ai. dā́man-) `Sandale', διάδημα `umgeschlungenes Band, Turban, Diadem';
alb. duai `Garbe' (über *dōn- aus idg. *dē-n-), del `(*Band), Sehne, Flechse, Ader' (idg.*dō-lo-).
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