lat. albus `weiß', umbr. alfu `alba', osk. Alafaternum `Alfaternorum', prälig. Alafis `Albius' (und viele andere Namen z. T. etruskischer Prägung sowohl auf Grund der osk.-umbr. Lantgebung alf-, als der lat. alb-, s. Schulze Lat. Eig. 119 f.; etr. Aussprache von lat. albus muß auch das von Paul. Diac. 4 L. als sabinisch bezeichnete alpum sein); dazu albula, alburnus `Weißfisch', albarus `Weißpappel', albūcus `Asphodillpflanze' usw.;
cymr. elfydd m. `Erde, Welt' aus *albíi̯o- (vgl. aksl. světъ `Licht, Welt');
ahd. albiz, elbiz, ags. aelbitu, ielfetu, anord. elptr, ǫlpt f. (germ. *alƀ-it-, -ut-) `Schwan', (Formans -d- in Tierbezeichnungen: s. Brugmann Grdr. II2 1, 467, Charpentier KZ. 40, 433 f., Specht Dekl. 229; ebenso:) aksl. lebedь, russ. lebedь lebjadь, im Ablaut zu poln. ɫabędź, serb. lȁbud, čech. labud' `Schwan' (ursl. *olb-edь, -ędь, -ǫdь, vgl. zu letzterer Suffixform lit. bal-añdis `Тaubе', eigentlich `die weiße'; s. Meillet Et. 322, MSL. 14, 377, Schulze SBprAk. 1910, 800 = Kl. Schr. 122 f.; nach der Farbe benannt russ. lebedá, poln. lebioda, ɫoboda `Melde', Lidén Stud. 97); ndl. alft, elft `Weißfisch' (formal = ahd. usw. albiz `Schwan'; Lehnworte aus lat. albula sind dagegen trotz Falk-Torp 189 f. mhd. albel `Weißfisch', nhd. Albe, nd. alf, albe `Weißfisch'), vgl. lat. alburnus ds.;
nhd mdartl. Alben `kalkhaltiger Sand unter der Fruchterde', schwed. mdartl. alf ds.;
wahrscheinlich auch anord. alfr, ags. ælf, engl. elf (woraus nhd. Elf m., Elfe f. entlehnt), mnd. alf `Аlp, Mare, böser Geist', mhd. nhd. Alp, Pl. die Alben (ursprüngl. wohl `weißliche Nebelgestalten'), sowie ahd. alba `Insektenlarve, locusta quae nondum volavit', ndl. elften f. Pl. `Engerlinge', norw. alma ds. (m aus dem Gen. Pl. *albna, woraus *almna). S. zu diesen germ. Worten bes. Falk-Torp unter aame (4, 1428), al (19, 1431), alv (22, 1431), elv I (188 f., 1454), emd (189, 1454); als `Weißwasser' auch der Name der Elbe (lat. Albis, Albia, aus germ. *Alƀī, Gen. Alƀiōz =), anord. elfr `Fluß' und Flußname (dazu wohl auch mnd. elve `Flußbett'), vgl. die gall. FlN Albis, Albā (heute Aube; Gegensatz Dubis, Dubā, d. i. `Schwarzwasser'), lat. Albula, gr. ᾽Αλφειός (s. bes. Schulze SBprAk.1910, 797 = Kl. Schr. 120).
Fraglich ist dagegen, ob oder in welchem Umfange Namen wie gall.-lat. Albiōn, mir. Albbu, Gen. Albban (St. *Alb-i̯en-) `Britannien' (zu cymr. elfydd? oder von den weißen Kreidefelsen?), lat. Alpēs, ῎Αλπεις (alti montes?) und die auf ital., ligur. und kelt. Gebiete häufigen Ortsnamen wie Alba, Albium u. dgl. auf den Begriff `weiß' zurückgehen oder aber nichtidg. Herkunft sind (Bertoldi BSL. 32, 148, ZrP. 56, 179 f.).
Arm. aɫauni `Taube', kaum für *alabh-n- (Bugge KZ. 32, 1, Pedersen KZ. 38, 313), s. unten. Über die Zugehörigkeit von *albhi- `Gerste' s. d.
Hett. al-pa-áš (alpas) `Wolke' gehört vielleicht trotz Couvreur (H̯ 106, 149) hierher.
Zum Ablaut: neben *albho-s scheint eine zweisilbige Wzf. vorzuliegen in gr. ἀλωφός (auch ἐλεφιτίς?) und arm. aɫauni, und dazu stimmte die slav. Intonation (serb. lȁbūd), s. Osthoff IF. 8, 64 f., Pedersen aaO. Da ferner -bho- ein in Farbenbezeichnungen häufiges Suffix ist (z. B. lat. galbus lit. raĩbas `bunt' neben raĩnas; Brugmann Grdr. II2 1, 388 f), ist *albhos auf die einsilbige Wz. *al- beziehbar und dürfte andrerseits ἀλωφός nach Brugmann aaO. zu lit. al̃vas `Zinn' (`weißes Metall'), apr. alwis `Blei', russ. ólovo `Zinn' (aus idg. *alǝu̯o-? Die bait. Entsprechungen sind nach Niedermann aus dem Slav. entlehnt) in einem ähnlichen Verhältnis stehen, wie gr. κορω-νός zu lat. curv-us, ai. palā-la-ḥ (: palāv-aḥ) zu apr. pelwo, also auf eine Wzf. *alō[u]-: *alǝu-: *alu- (in arm. aɫawni und den slav. Worten) zurückgehen; gr. ἐλεφιτίς reicht bei den Umbildungen, denen Tier- und Pflanzennamen überall ausgesetzt sind, nicht aus, um daneben noch ein *ale-bh- zu sichern;
hierher als `die glänzende' gall. alausa `Maifisch, Alse' (frz. alose, span. alosa), vgl. auch die gall. GN Alaunos, Alounae, brit. FlN Alaunos (nengl. Aln), cymr. PN Alun sowie arm. aɫauni `Taube' aus *alǝu-n-.
Eine Stammform ali- `weiß' ist nicht nachweisbar, trotz Specht Dekl. 114, da hett. ali- `weiß' sehr unsicher scheint (Couvreur H̯ 149 f., Friedrich IF. 58, 94) und gr. ἀλίφαλος, ἀλίφατα, ἄλiξ anders zu erklären sind.
Hierher aber wohl (als `hellgelbe Pflanze') hisp.-lat. ala `inula, Alant' (Isid.), span.-portug. ala ds., dazu mit -nt-Suffix ahd. alant ds., damit etymologisch identisch der Fischname ahd. alunt (jünger alant), as. alund `Weißfisch, Alant' = (mit gramm. Wechsel) aisl. -ǫlunn `ein Fisch', idg. Grundform *al-n̥t-/*al-ont-. Die ursprüngliche Bedeutung von al- ist wohl `weiß, glänzend', daher dann auch `hellgelb' usw.
Eine genaue Trennung der Bedeutungen von al- und el- ist nicht immer möglich, weshalb Specht (Idg. Dekl. 59, 160) beide Stämme für ursprünglich identisch erklärt, also al- als el- auf el- zurückführt, womit еr ferner (aaO. 114) die Farbwurzel ar- (s. unten areĝ-), er- identifiziert.
Dazu baltoslav. *aldii̯ā- in ksl. ladiji, alъdiji f. `Kahn', lit. aldijà, eldijà f. `Flußkahn', auch lit. eldijė̃lė `Räucherpfanne'.
Norw. lodje `russisches Fahrzeug', schwed. lodja, mnd. lod(d)ie, loddige sind aus russ. ɫodьjá (= asl. ladiji) entlehnt. Falk-Torp 652 (s. auch 789 unter`olde').
ags. ealgian `schützen, verteidigen' (*algōjan); got. alhs (f., kons. St.) `Tempel', ags. ealh, as. alah m. ds., urnord.-run. aluh `Amulett' (?), alit. elkas, al̃kas m. `heiliger Hain, Stelle auf einem Hügel, wo man früher Opfer verrichtet hat', lett. èlks m. `Götze' (die germ. und balt. Worte ursprüngl. `heiliger, abgeschlossener oder der Nutznießung entzogener Hain');
toch. В alāsk `beseitigen'.
Gr. ἀλφή `Erwerb' = lit. algà, apr. Gen. Sg. ālgas `Lohn', ἀλφάνω, ἀλφει̃ν `einbringen, verdienen' (ἀλφει̃ν = ai. árhati, aber durch das vollere Präs. ἀλφάνω in die Geltung als Aorist gedrängt), ἀλφεσίβοιος `Rinder einbringend'.
Eine Nebenform auf unaspirierte Media ist ai. arjati `erwirbt, verdient, schafft herbei'.
Anreihung auch von hom. ἀλαπαδνός (bei Aeschylos λαπαδνός) `schwach', ἀλαπάζω `leere aus, erschöpfe', att. λαπάζω `plündere', λαπάττω `leere (den Leib)aus' ist bedenklich wegen ihrer zweisilbigen Wzf. gegenüber der leichten der ai. und lit. Worte; auch stehen sie, sowie die ihnen, angereihten λαπαρός `schmächtig, dünn, offenen Leib habend', λαπάρα `Flanke, Dünnung des Leibes an der Hüfte', λάπαθος `Aushöhlung, Grube', λάπαθος `Sauerampfer' als `βοτάνη κενωτική' in der Bedeutungsfärbung (`ausleeren, eingefallen') doch erheblich ab. Ganz fragwürdig auch alb. (Jokl SBAk. Wien 168, I 48) laps `bin müde, überdrüssig'.
Ob hierher hett. al-pa-an-da- (alpant-) `krank, schwach'?
Die Wurzel erscheint in Nordeuropa mit der Bedeutung `Bier, Met' (zu der Bedeutungsdifferenz vergleiche ksl. kvasъ `Alaun, Bier'); an. ǫl n. `Bier, Trinkgelage', ǫldr n. `Trinkgelage' (*aluþra-), ags. ealu(đ) n. `Bier', as. in alo-fat, mhd. in al-schaf `Trinkgefäß'; daraus entlehnt apr. alu n. `Met', lit. alùs (m. geworden wie medùs = preuß. meddo n.; J. Schmidt Pluralbild. 180), ksl. olъ (m. geworden wie medъ) `Bier'. Aus dem Germ. ist auch finn. olut `Bier' entlehnt.
m̥bhi: ai. abhí-taḥ, av. aiwito `zu beiden Seiten, rings' (über av. aibiš, apers. abiš strittiger Bed. s. Pedersen KZ. 40, 127, Bartholomae IF. 19, Beiheft S. 106; die Endung -s in geschichtlichem Zusammenhang mit der von gr. ἀμφίς?); ai. abhí kann in der Bed. `um', apers. abiy, av. aibī, aiwi in der Bed. `über, in betreff von' aus *m̥bhi stammen oder idg. *obhi oder *ebhi fortsetzen; gall. ambi- `um' (z. B. ᾽Αμβί-δραυοι `die am Fl. Dravos Wohnenden'), cymr. am- (durch i-Urnlaut em-, ym-), corn. bret. am-, em-, air. imb-, imm- `um'; ahd. as. umbi, aisl. umb, ags. ymb, ymbe `um' (im Got. von bi aufgesogen).
bhi: got. bi in der Bed. `um', mit Auslautdehnung in betonter Stellung as. ags. be-, bī-, ahd. bi-, bī-, nhd. bei (über zweifelhafte Ableitungen s. Falk-Torp 37 und 1437 unter bil II `Zwischenraum, Zeitraum', 73 und 1437 unter billede `Bild').
ambhō(u) `beide':
Gr. ἄμφω `beide' (Ableitung ἀμφότερος); lat. ambō, -ae, -ō `beide';
ai. ubhāu `beide', av. uwa- ds.; lit. abù, aksl. oba ds.; got. bai m., ba n., Gen. *baddjē (bajōþs, s. zur Bildung Brugmann Grdr. II2 2, 77; anders - im Ausgang zu lat. nostrātes - Fick III4 255), as. bē thie, ags. bā, þā, engl. both, ahd. beide, bēde, anord. bāðer, Gen. beggja `beide' (: got. *baddjē < bai̯i̯ē); toch. A āmpi, āmpe, В ant-api.
Von diesen wurde ai. ubhāu, av. uwa bisher als Zusammensetzung mit einem u- `zwei' (lat. uīgintī) betrachtet; Sommer IF. 30, 404 leugnet ein solches u- und betrachtet die ar. Formen als durch den Labial bewirkte Verdumpfung eines *abhāu = *m̥bhōu unter Berufung auf ai. Kubera-ḥ aus *Kabēraḥ (vgl. Patronymikon Kāberaka-ḥ; Wackernagel KZ. 41, 314 ff). Lit. abù, aksl. oba beruhen wohl auf Umbildung von *amb-o zu einer Zeit, als die Präp. *ambhi `um' zugunsten von *obhi (ab. obъ, s. lat. ob) aufgegeben wurde.
Das Verhältnis *ambhō(u), *ambhi: got. usw. bai, bi läßt es kaum zweifelhaft sein, daß am- (vielleicht aus an-4) ein erstes Kompositionsglied sei, der zweite Teil ist idg. *bhōu `beide'.
Anders - auf Grund von idg. meis-, mois-, mis- - Schrader Sprvgl.2 367, 3II 140, Fick II4 205: merula aus *misula, cymr. mwyalch usw. aus meisalkā, endlich mit -oi- ahd. *meisa, ags. māse, aisl. meisingr `Meise'. Doch wird letztere in der Bed. abweichende Gruppe von Wood KZ. 45, 70 wohl richtiger auf ein Adj. *maisa- `klein, winzig' bezogen wegen norw. mdartl. meis `dünne, schwächliche Person', meiseleg `dünn und schwächlich', wfläm. mijzen `zerkrümeln', mejzel `Bißchen. Krümchen'. Am zuverlässigsten ist der Vergleich des lat. mit dem brit. Worte.
Eine Verbalableitung ist vielleicht lat. amāre `lieben' (vgl. mhd. ammen `warten, pflegen' zu amme). Nach Kretschmer (Gl. 13, 114) vielmehr etruskisch.
Nach Zimmermann KZ. 44, 368 f., 47, 174 gehört auch lat. amoenus hierher. Von einem lat. *amoi (vgl. Summoi CIL. II 1750) könnte amoinos = amoenus gebildet sein, wie Mamoena (zu *mamoi) neben Mamana, ferner durch gr. Γοργόνη; (zu Γoργώ) neben Γόργοιτος (zu Γοργώι) gestützt;
toch. В ammakki (Vok.) `Mutter' aus *amma + akki (ai. akkā).
Ahd. ano, mhd. ane, an, ene, nhd. Ahn `Großvater, Urgroßvater, Ahn'; ahd. ana, mhd. ane `Großmutter, Urgroßmutter, Ahne'. Deminutivbildungen sind: altn. Āli (*anilo), ags. Anela, ahd. Anelo Personennamen; mhd. enel `Großvater, Enkel'. Ferner ahd.eninchil, mhd. enichlīn, nhd. Enkel (`der kleine Ahn'). Bei den Indogermanen wurde der Enkel als Abbild oder Ersatz des Großvaters betrachtet; vgl. gr. ᾽Αντίπατρος. Gegen diese von W. Schulze KZ. 40, 409 f. = Kl. Schr. 67 f. vertretene Ansicht wendet Hermann, Nachr. d. Ges. d. Wiss. zu Göttingen, Phil.-hist. Klasse 1918, 215 f., ein, daß bayr. enl, änl, österr. ǣnl, ānl usw. die Bedeutung `Großväterchen' und `Enkel' tragen und man es hier mit der gleichen Erscheinung zu tun hat wie bei nhd. Vetter (ursprüngl. `des Vaters Bruder', dann auch `des Bruders Sohn'); die Anrede wird vom Großvater an den Enkel zurückgegeben. Diese ältere Auffassung (vgl. die Literatur bei Hermann aaO.) ist beachtenswert.
Preuß. ane `alte Mutter'; lit. anýta `Schwiegermutter'.
Hitt. an-na-aš `Mutter'; ḫa-an-na-aš (ḫannaš) `Großmutter', lyk. χñ̃na ds.
Wohl mit Recht stellt M. E. Schmidt KZ. 47, 189 arm. aner `Vater der Frau' hierzu. Es liegt eine ähnliche Bildung vor wie in lat. matertera `Mutterschwester', cymr. ewythr `Oheim', acorn. euitor; bret. eontr (urkelt. *aventro-, s. Pedersen Kelt. Gr. I 55). *anero- hätte die ursprüngliche Bedeutung `etwas wie der Ahn'.
Unsicher ist ahd. hevianna, woraus umgebildet mhd. hebamme. Da ahd.*anna `Weib' nicht zu belegen ist, nimmt Kluge11 238 Entstehung aus *hafjan(d)jō `die Hebende' an, woraus die späteren Umdeutungen entstanden seien. Doch vgl. PBB. 30, 250.
lat. an `ja, wohl', sekundär Fragepartikel, erweitert anne, air. an-d `hier', got. an `denn, nun'; lit. an-gu `oder', apr. anga-anga `ob = oder ob'.
Davon abgeleitet:
ani̯os `anderer' in:
ai. anyá- `anderer', av. anya-, ainya-, apers. aniya- ds. Vgl. oben S. 26.
anteros `anderer' (von zweien) in:
ai. ántara-, oss. ändär `anderer', got. anþar ds., aisl. annarr `anderer, zweiter', ahd. andar, ags. ōþer `anderer', apr. anters, antars (*antras) `anderer, zweiter', lit. añtras, lett. ùotrs neben lit. añtaras, ostlett. ũtors ds., slav. *ǫterъ, *ǫtorъ in čech. úterý m. `Dienstag', osorb. wutory `anderer, zweiter'. Über aksl. vъtor-ъ `zweiter' s. u̯i- `auseinander'.
av. ā̊ntya, parā̊ntya `des Ein- und Ausatmens' (*anti- `Atmen' mit ā und parā; s. Bartholomae IF. 7, 59; über ainiti- `Milde' s. aber Airan.Wb. 125 f.).
Gr. ἄνεμος `Hauch, Wind', ἀνήνεμος (mit Dehnung im Kompositum), νήνεμος `windstill', ἠvεμόεις `windreich' (ἠ-metrische Dehnung), ἀνεμώλιος (`windig', d. i.:) `nichtig, vergeblich' (dissimiliert aus ἀνεμώνιος, s. zuletzt Bechtel Lexil. 44, auch 226, über das wohl aus *μετ-ανεμώvιoς durch Ferndissimilation gekürzte μεταμώνιος `vergeblich, ohne Erfolg'); anders Risch 113; vgl. Frisk Indog. 15; ἄνται ἄνεμοι ἀντάς πνοιάς Hes. sind in ἀη̃ται, ἀήτας zu bessern. Vielleicht hierher νεᾱνίᾱς `Jüngling' als νεFο-αν- junger Schnaufer', nach Schwyzer Gr. Gr. I 4263; auch ἄσθμα `Atemnot', aaO. 337.
Lat. animus `Geist, Seele', anima `Lufthauch, Atem, Seele, Leben' (osk. anamúm `animam'), davon animal `Lebewesen, Tier', hālō, -āre `hauchen, duften' (Denominativ eines *an-slo-; mit unechtem h, das hier schallmalenden Wert erlangte und auch in an(h)-ēlāre eindrang; über letzteres s. *an 4).
Air. anāl, cymr. anadl `Atem', mbret. alazn (Umstellung), nbret. holan (*anǝ-tlo-); mcymr. eneit, ncymr. enaid `Seele' (*anǝ-tī-), abrit. PNAnate-mōros `großherzig'; air. animm, nir. anam `Seele', Gen. anman (St. *ana-mon-; die i-Farbe des Nom. sg. nach den neutr. -men-St. s. Pedersen KG. II 61; zur Kreuzung mit lat. anima s. Pokorny ZfcPh. 10 69 f.), corn. eneff, mbret. eneff (Pl. anaffon) nbret. anaoun `Seele' (die umgelauteten corn. und bret. Formen wohl Lw. aus dem Lat., s. Vendryès De hib. voc. 112 f., Pedersen KG. I 170, II 111); dazu air. osnad `Seufzer' (uss-anad), ferner (`ausschnaufen = rasten, ruhen') anaid `bleibt, ruht, hört auf', con-osna `desistit, desinit' (com-uss-an-) usw. (s. Pedersen KG. II 455 f., 672); mcymr. anant Pl. `Dichter', cyn-an `Wort, Lob';
got. uz-anan (Prät. uzōn) `ausatmen'; mit t-Formantien: anord. ǫnd, g. andar f. `Atem, Lebenshauch, Leben, Seele' (= gr. ἄνται), anda, -aða `atmen, keuchen' = ags. ōđian `stark pusten', anord. andi m. `Atem, Geist, Seele', afries. omma (*an-ma) `Atem', ags. oroð (*ŭz-anþ-) `Atemzug'*); vielleicht hierher ahd. unst, aisl. ags. yst f. `Sturm' aus *n̥-sti-;
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*) Dazu auch as. ando, ags. anđa, anođa `Aufgeregtheit, Zorn, Leidwesen', ahd. anado, ando, anto `Ärger, Zorn', mhd. ande `Gefühl der Kränkung', ahd. anadōn, antōn, mhd. anden `seinen Zorn auslassen', nhd. ahnden unter einer Mittelbed. `vor Erregung keuchen' (Kluge s. v., -Falk-Torp 5 und 1428 unter aand; Schröder Аbl. 9). Über das zweite a von ahd. anado, ags. anođa s. Specht Phil. Stud. Voretzsch 36.
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aksl. vonja (*ani̯ā) `Geruch' (vonjati `riechen, duften'), *ǫchati `duften' in aruss. uchati usw. (-ch- vielleicht Nachahmung von duchati, also ohne geschichtlichen Zusammenhang mit dem s von lat. hālāre aus *an-slo-);
alb. geg. âj, tosk. ēnj `ich schwelle', geg. âjun `aufgeblasen' kënjem, gnem `Weihrauch' (*kɛ-(a)nemo- Jokl Stud. 37);
toch. AB āñm- `Leben, Geist', В āñme `Absicht', A āñcām (*āntemo-) `Leben, Geist' (K. Schneider IF. 57, 203, Pedersen Toch. 48); auch В onolme, wnolme `Lebewesen'?
arm. holm `Wind' (Bugge IF. 1, 442) bleibt (trotz Meillet Lit. 6, 3) fern (s. Lidén Arm. St. 38 f., Peterson KZ. 47, 246). - Ai. ātmán `Seele' vielmehr zu ahd. ātum `Atem', s. ēt-men-.
Die Wz. zeigt neben zweisilbigen Formen, wie ai. ani-ti, ani-laḥ, kelt.*ana-tlo- usw., und solchen wie ἄνε-μος, auch Formen von der einsilbigen Wzf., so lat. *an-slo- > hālō, anord. ǫnd (usw.).
arm. am- in am-baṙnam ham-barnam `ich erhebe', ham-berem `ich ertrage' vielleicht aus -an (das h dann durch Vermischung mit dem aus dem Pers. entlehnten ham- `zusammen';
ion.-att. ἄνα, ανά `auf, in die Höhe, entlang', dor. böot. ark. kypr. ἀν, lesb. thess. ark., z. Teil kypr. ὀν, vereinzelt ark. kypr. ὐν (aus ὀν) ds. (die einsilbige Form scheint die ursprüngliche, und ἀνά erst nach κατά erweitert zu sein; vgl. Schwyzer Gr. Gr. I 622; wahrscheinlich ist nach Schwyzer Gr. Gr. I 275 ὀν aus ἀν entstanden; Adv. ἄνω `aufwärts, empor';
ein lat. Rest scheint an-hēlō `atme stark und mühsam' (an + *anslō); umbr. an-, (mit en `in' gleichbedeutend geworden und mit ihm wechselnd, daher en-tentu neben:) an-tentu `intendito', anseriato `observatum', anglar `oscines' (*an-klā zu clamo) usw.
Vielleicht hierher air. an-dess `von Süden her' usw.;
got. ana (m. Dat. mid Akk.) `auf, an, gegen, wegen, über', anord. ā Adv. und Präp. m. Dat. und Akk. `an, in', m. Dat. `an, in, auf, bei', m. Akk. `nach, auf, entgegen', as. an, ags. on, ahd. aua, an, nhd. an (*ana oder *anō, *anē) Präp. m. Dat. und Akk. und Instr. `an, auf, in, bis, gegen';
lit. anóte, anót m. Gen. `entsprechend, gemäß'; über das zunächst auf ursl. *on zurückgehende slav. vъ(n)- `in, auf' s. Brugmann Grdr. II2 2, 828 und *en `in'.
Mit Schwundstufe der ersten Silbe, also Anlaut n-:
lit. nuõ m. Gen. `von-herab, von-weg' (diese woher-Bed. erst durch die Verbindung mit dem Ablativ neu entstanden), als Nominalpräf. nuo-, als Verbalpräf. nu- (proklit. Kürzung wie in pri- neben priẽ), let. nùo m. Gen. `von', als Präfix nuo-; apr. no, na m. Akk. `auf (wohin), gegen, über-hin', als Präf. `nach; von-weg' (s. auch BezzenbergerKZ. 44, 304); aksl. na m. Akk. und Lok. `auf-hin; auf, an' (dazu nach prě : prě-dъ neugebildet na-dъ `oberhalb, über' m. Akk. und Instr. und Präverb); ai. nā- vielleicht in nādhitá `bedrängt', s. u. nā- `helfen'.
Hierher vermutlich lit. -na, -n `in (Richtung wohin)', Postposition bei Verben der Bewegung, av. na-zdyah-, ai. nḗdīyas- `näher' (`*herangerückter'); Wz. sed- `sitzen'; vermutlich ähnlich got. nēƕ, ahd. nāh Adv. `nahe' als `heranschauend, herangewendet' (mit Wz. oqʷ- als 2. Glied); s. Brugmann Grdr. II2 2, 798 f., wo auch über die mehrdeutigen ai. ádhi `über, auf, ap. adiy `in' (*-n̥dhi oder *edhi, *odhi?).
Als fürs Uridg. gesichert dürfen gelten die Formen *an und *anō, *nō, wohl auch *nŏ (nĕ?). Die Annahme von Beziehung zur Demonstrativpartikel an- bedarf noch näherer Begründung, ist aber grundsätzlich ebenso zulässig, wie z. B. die Verwandtschaft von ai. ā `an, auf, herbei' mit dem Demonstrativstamm е-, о-.
Über got. anaks adv. `plötzlich, sogleich', angeblich zu abg. naglъ `plötzlich, jäh' (?), s. Feist 42.
Mir. ainder, aindir `junge Frau', cymr. anner `junge Kuh', Pl. anneirod, acymr. enderic `vitulus', cymr. enderig `Stier, Ochse', bret. ounner (Trég. annouar, Vannes an̄noér) `junge Kuh'; hierzu frz. (l)andier m. `Feuerbock, Widder', auch `Mohn' (= `junges Mädchen', vgl. ital. madona, fantina `Mohn'), weiter zu bask. andere `Frau', iber. FN Andere, Anderca, MN Anderus; vielleicht kelt. Herkunft? (*andero- `blühend, jung'?).
Nach Schwyzer Gr. Gr. I 339 hierher gr. ἀν-ήνοθε `kam hervor, sprudelte hervor', ἐπεν-ήνοθε `befand sich darauf', κατεν-ήνοθε `bedeckte', usw.
Trotz der etwas abweichenden Bedeutung wohl auch hierher mit Tiefstufe *n̥dh-:
ai. ádhvan m. = av. advan m. `Weg, Bahn', wozu ai. adhvará-ḥ `religiöse Handlung' (ursprüngl. `Gang' - `feierlicher Gang') aus *n̥dhu̯ero-, und wohl auch mit Suffixablaut (*n̥dhuro-) isl. ǫndurr m. `eine Art Schneeschuh'.
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