Mordovian:juv 'Acheln, Spreu', E juvodo- 'worfeln, schwingen', E judma 'Mulde, Futterschwinge'
Udmurt (Votyak):ju (S G), K d'u, d'u̇ 'Getreide', S ji̮di̮, K d'ǝ̑dǝ̑, G je̮dị̑ 'Gerste'
Komi (Zyrian):ji̮ki̮ (S) 'Granne (an Ähren)', P jiki 'Spreu, Kleie, Spelze, Granne (an Ähren)', PO jiki 'Spreu' (ki̮, ki 'Ährenspitze') S P id (idj-, id-), PO id 'Gerste'.
K. Redei's notes:Aus dem Iran. od. Urperm. (wohl Syrj.): sam. jur. (88) O jā 'Mehl (wird auch in Fleischbrühe gekocht)'; Jen. Ch. jau-ja, B jâ-sa 'Mehl'; twg. jâ,ja. < frühurar. *i̯eu̯a- od. frühuriran. *yeva-: aw. yauua- 'Getreide', altind. yáva- 'id., Korn, Feldfrucht, Gerste', litau. jãvas 'Getreideart'. Wotj. di̮, syrj. d ist ein Ableitungssuffix. Auf Grund des frühurar. Grundwortes kann *jewä erschlossen werden, wo wegen der Vokalharmonie urar. *a in der zweiten Silbe durch *ä ersetzt wurde. Aus *jewä wurde im FW unter dem Einfluß des *w *jüwä. Denkbar wäre allenfalls frühuriran. yava- mit Assimilation von a in der ersten Silbe an y: *yeva. Mord. u als Fortsetzung des FW *ü kann durch den Einfluß des inlautenden v erklärt werden. Im Wotj. wurde *ü> *i̮ > u; die sporadische Labialisierung *i̮ >u ist durch den Einfluß des folgenden (und später geschwundenen) v eingetreten. Syrj. P PO i hat sich möglicherweise unter dem Einfluß des y aus *i̮ palatalisiert. Im syrj. Wort id (< urperm. *ju̇di) hat sich ein Lautwandel *ju̇->ji̮->ji~>i- vollzogen. Im Mord. und Syrj. fand eine Bedeutungseinengung statt. Die Verbindung von ost. jem, jemm 'Same' mit dem finn. Wort (Castren, Versuch 86; Lindström: Suomi 1852:29; Setälä: FUFA 12: 7) ist nicht akzeptabel. Zum ostj. Wort s. Steinitz:ALH 15:86. Zu finn. jauha- 'mahlen', jauho 'Mehl' und Entsprechungen, die zu den sam. Wörtern gestellt wurden (Lindström: Suomi 1852:26; VglWb. 387; Halasz: NyK 24:466; Lehtisalo: MSFOu. 72:234; FUV mit ?), s. *jaŋša 'Mehl; mahlen' FW.
Saam (Lapp):âmiidi- ~ hâmiide- (N) 'have a very sweet taste; have a very delicious taste (esp. of sweets etc. that one can seldom get)'
Udmurt (Votyak):jumal (S), K d'umal, (Wichm.) G jumal 'süß, süßlich, ungesäuert'
Komi (Zyrian):jum (S I) 'süßer Teig aus Mehl (und Malz) zum Brauen von Bier und Dünnbier (S); Süßigkeit, Süße (I)', S jumol 'süß, schmackhaft'.
K. Redei's notes:Das anlautende FP *j ist möglicherweise im Frühurfinn. geschwunden. Läpp. h ist sekundär. Der Vokal der ersten Silbe hat sich in den perm. Sprachen unter dem Einfluß des m labialisiert. Ostseefinn. lä, l, r usw., perm. l sind Adjektivsuffixe; lä (l, le) sind möglicherweise in FP Zeit an das Grundwort getreten. Läpp. iidi ist ein denom. Verbalsuffix. Die Zuordnung von ung. émelyeg- 'Übelkeit empfinden', émelygȍs 'widerlich, ekelhaft, eklig' (Mikola: NyK 65:406) stößt vor allem auf semantische Schwierigkeiten (Redei: NyK 67:329). Sam. jur. ŋamńaly, ŋamnily, selk. ńūńä, kam. ńemga 'süß' (Setälä: FUFA 23 :24, JSFOu. 30/5:35; SKES; ESK mit ?) gehören nicht hierher. Das jur. und kam. Wort sind Ableitungen eines sam. Verbs *am- 'essen' und das selk. Wort eine Ableitung des Verbs ńu- 'lecken' (letzteres s. *ńole- 'lecken' U).
Addenda:Lüd. (Kuj.) imel 'mämmi; aus gemalztem Roggenmehl bereitete süße Speise, die zur Osterzeit gegessen wird; Malzbrei', ämäl 'suuren mallasjauhoista paistetun leivän pehmeä, imelä sisusta, josta kalja tehdään panemalla se tynnyriin veteen; das weiche, süße Innere des aus Malzmehl gebackenen großen Brotes (es wird in ein Faß Wasser gelegt und Dünnbier davon gemacht)'
Finnish:jyrsi- 'nagen an etw., etw. benagen, annagen' ( > Saam. N jur'sâ- ~ jur'se- -rs- 'gnaw (at)') ?
Estonian:jüra-, jürä- 'nagen'
Udmurt (Votyak):ji̮rji̮- (S), K d'ǝ̑rjǝ̑- 'nagen; (metaphorisch) jemanden fortwährend schimpfen, schelten, jemandem das Leben aufessen' ?
Komi (Zyrian):jir- (S P) 'nagen, beißen (Tiere Gras, Menschen z.B. an ihren Nägeln)', PO jør- 'nagen' (> Mansi T jär-, KU P jǟr-, So. jar- 'nagen') ?
K. Redei's notes:Finn. si (< *ti) und wotj. j sind Ableitungssuffixe. Das finn. und est. Wort sind möglicherweise auf onomat. Ebene Formvarianten von finn. järsi- bzw. est. järä- 'nagen' und gehören dann nicht zu den perm. Wörtern. Syrj. S P i (< urperm. *i̮) der ersten Silbe läßt sich durch den palatalisierenden Einfluß des anlautenden j erklären. Die Zusammenstellung ist wegen des onomat. Charakters der Wörter sehr unsicher. Mehrere Forscher (Lindström: Suomi 1852:29; VglWb. 377; Anderson, Wandl. 152; Liimola: Vir. 1953:126; SKES mit ? usw.) stellen finn. järsi- und est. järä- 'nagen' zu dieser Wortfamilie, was jedoch nicht akzeptabel ist. Die Zusammenstellung der perm. Wörter mit mord. E jarsa-, E M jarca- 'essen, speisen, fressen' (Lytkin, VokPerm. 179) ist falsch. Es kann nicht akzeptiert werden, daß das wog. Wort eine uralte Entsprechung der finn. (Ahlqvist: MSFOu. 2:8) bzw. der perm. Wörter (Liimola: Vir. 1952: 126) ist.
Saam (Lapp):jârem 'slight widening of a river' (N), L jårrē 'kleiner Talkessel, tiefes Loch, tiefer Kolk in einem See od. Fluß', L jarēm 'kleiner Talkessel mit reicher Vegetation; kleine runde Ausbuchtung in einem Fluß od. einem Bach', (T. I. Itk., WbKKlp. 55) Ko. Not. jēr̨em 'tiefe Stelle im Wasser (bes. unterhalb eines Wasserfalls)' (> finn. dial. järämä 'pieni koski; kleiner Wasserfall')
Udmurt (Votyak):jer 'tiefe Stelle (im Wasser), Tiefe, Strudel' ?
Komi (Zyrian):jir (S P) 'tiefe Stelle im Fluß od. See (S), Vertiefung; tief (bes. v. Wasser, auch z.B. v. einer Grube (P)', PO jør 'tiefe Stelle (im Wasser)' ?
K. Redei's notes:Läpp. m ist ein Ableitungssuffix. Syrj. S P i (< urperm. *i̮) wurde unter dem Einfluß des anlautenden j palatalisiert. Die Zugehörigkeit von wotj. jer ist wegen des abweichenden Vokalismus unsicher. Das syrj. Wort kann auch in einen anderen etymologischen Zusammenhang gehören (s. *jurma 'tiefe Stelle im Wasser (im Fluß od. See)' ?U). Die Zusammenstellung des syrj. Wortes mit finn. jyrkkä 'steil, schroff, jäh, abschüssig' (Lytkin, VokPerm. 184; ESK) und finn. järvi 'See, Binnensee' (Steinitz, FgrVok. 41 mit ?) ist aus lautlichen und semantischen Gründen nicht akzeptabel.
References:VglWb. 374; T. I. Itkonen: JSFOu. 32/3:66; Tunkelo: MSFOu. 58:290; SKES.
Number:1264
Proto:*(j)iša
English meaning:skin
German meaning:Haut
Finnish:iha (dial.) 'glad, glättig, munter; froh, fröhlich, munter', (dial.) ihaa- 'vara glad, fägna sig, glädja sig åt, beundra; åskåda, bese, betrakta, syna, längta; froh sein, sich (er)freuen, bewundern; zuschauen, besehen, betrachten, besichtigen, sich nach etw. sehnen', ihala 'hell, schön', ihana 'herrlich, entzückend, hold; lieblich, süß; wunderbar', iho 'Haut; Haut-, Gesichtsfarbe, Teint' (? > Saam. R jiffe 'pinguitudo'), (Kangas: Vir. 1956:131) (altfinn.) ihoitse- 'ikävöidä, kaivata, halata; ersehnen, sich nach etwas sehnen, wünschen', ihokas 'med gott hüll; mit guter Haut; (Kangas: a.a. O. 129) (dial.) kaunisihoinen; kaunis, näyttävä, sievä; eine schöne Haut habend; schön, hübsch, nett'
Saam (Lapp):âsse -s- (N) 'back of skins or furs; the skin as distinct from the hair on it; the outer layer of flesh, as the place where a shudder is feit', âl'bmĕ-â. 'the vault of heaven', L assē 'die Fleischseite (Aasseite) einer Haut; Haut des Menschen', Wfs. (478) jissiɛɔ 'die Haarseite eines Felles'
Mordovian:jožo (E), M jož, joža 'die äußere Haut; Oberfläche', E meńel'-j. 'Himmelsgewölbe' (meńel' 'Himmel')
Mari (Cheremis):juž (KB): j.-wǝt 'das Wasser, welches sich in der Schwiele sammelt' (wǝt 'Wasser')
Komi (Zyrian):ež (S), I ēž 'Hautteil des Felles (nicht Haare) (S), die innere (nicht behaarte) Seite der Haut (I)', Lu. jen-ež 'Himmel' (jen 'Gott, Himmel'), (Wied.) ež-vi̮li̮n mića 'hübsch, nett; Schmuck'.
Sammalahti's version:*iša
K. Redei's notes:Die Bedeutungsvarianten im Finn. lassen sich durch die von der Farbe der Haut erweckten Eindrücke erklären. Die beiden Gruppen iho und iha haben sich durch folgenden Bedeutungswandel getrennt: 'Haut (des Menschen), Hautfarbe' -> 'eine schöne Haut habend' -> 'schön; froh, fröhlich' (vgl. ung. vidám szinű 'farbenfreudig'); 'wunderbar' -> 'froh sein; bewundern; wünschen'. Zur ähnlichen Bedeutungsentsprechung vgl. finn. hipiä 'Teint; Gesichts-, Hautfarbe' hiviöitse- 'wünschen, sich nach etwas sehnen', schwed. hy 'Haut, Teint, Hautfarbe', engl. hue 'Farbton, Farbabstufung'. Möglicherweise begann das Wort bereits in FP Zeit mit *j, aber es ist auch nicht auszuschließen, daß j im Mord. und Tscher. ein Sekundärlaut ist. Zum irrtümlich hier eingeordneten ostj. (110)V el 'Körper', O el 'Haut' usw. (Paasonen: FUF 12:304; Setälä: FUFA 12:57; Steinitz, OstjChr.2136; SKES; FUV usw.) s. *wilä (*wülä) 'Oberfläche' FU, ? U.
German meaning:der (die, das); irgendein, jeder (<- ?der, jener)
Finnish:jo-: joka 1. 'der (die, das)', 2. 'jeder, -e, -es', jokainen 'jeder, ein jeder', jokin 'irgendein, einige' (Finn. jotakin ? > Est. dial. jodagi), joku 'irgendein, jemand', jos 'wenn, falls, vorausgesetzt', jotta 'damit, auf daß'
Estonian:jos (dial.) 'jos; wenn, falls'
Saam (Lapp):juo- (N): juogâ 'something, something or other', juokke ~ juokkĕ 'each, every', ? jǫ̈s ~ jus ~ juos 'if, supposing', L juo- : juoka 'ein, irgendein', juohkka (-e) 'jeder', ? jus 'wenn, falls', juhte 'denn, daß', K (465) T jikke, ji̊ikke, Kld. juikke, Not. ju(o)ihke, A jukke, juikk 'jeder', ? (T. I. Itk., WbKKlp. 69) Ko. P jos 'wenn'
Mordovian:ju- (juza) (E): juza toza (čijńä) '(er läuft) hin und her'
Mari (Cheremis):ju- : KB juž, U B južo 'irgendein, jemand', (Ramst.) KB juš, juž 'etliche'.
K. Redei's notes:Vgl. ieur. *i̯o- (Relativstamm): altind. yáh, yā́, yát 'wer, welcher', gr. `os 'wer'. Finn. ka, kainen, kin, s, tta, läpp. gä, kke, mord. za, tscher. š, ž, žo usw. sind Ableitungs- bzw. Kasussuffixe. Die läpp. Belege mit ? sind möglicherweise Entlehnungen aus finn. jos. Der erschlossene Pronominalstamm dürfte ursprünglich als Demonstrativpronomen fungiert haben (vgl. Mord.), woraus die späteren Relativ- und Indefinitpronomina entstanden sind.
Addenda:Kar. (KKS) joka 'joka, jokainen; der (die, das); jeder, ein jeder'; Wot. (SKES) jekajeka 'joka; jeder, ein jeder'
K. Redei's notes:Beke (s. Literatur) hielt wotj. juz 'Kühle; kühl' für identisch mit juž 'hart gewordene ... Schneefläche', was jedoch wegen des inlautenden Konsonantismus nicht akzeptabel ist (wotj. juž s. *jač3 'harte Schneefläche' FP).
Saam (Lapp):jul'bme -lm-, julmâs, julmok (N) 'fierce-looking, reserved, uncommunicative' ?
Udmurt (Votyak):jun (junm-) (S G), K d'un 'stark, fest (S K G); sehr (S G); kompakt (K)', S junmat- 'befestigen, bestärken, erstarken, fest anlegen', junmi̮- 'stark od. fest werden, erstarken' ?
Komi (Zyrian):jon (S P PO) 'stark, kräftig (S P PO); Stärke, Kraft (S); gesund (P)', S jonme̮d-, V jonme ̮̇t- 'befestigen, stärken, kräftigen' (> ostj. I jon 'stark', Kr. jon: kĕntȧ jonȧ ot tȧte 'werde dann nicht böse')
K. Redei's notes:Die Zusammenstellung ist aus mehreren Gründen unsicher: 1. In Läpp. N wäre in der ersten Silbe eher o als u zu erwarten; möglicherweise ist das läpp. Wort eine Entlehnung aus dem Finn. 2. Das auf Grund der permischen Sprachen erschließbare urperm. *o kann nur dann dem finn. u entsprechen, wenn unter dem Einfluß des *a in nichterster Silbe im Urperm. eine Assimilation in Öffnungsgrad *u > *o eingetreten ist. 3. Falls die Zusammenstellung richtig ist, muß im Finn. bzw. Läpp. ein Bedeutungswandel 'stark, kräftig' -> 'kräftig' -> 'grausam' vor sich gegangen sein.
Finnish:jumala 'Gott' ( > Saam. N ibmel, L jupmel, K Kld. jimmel, A jummel), (SKES dial.) maajumala 'noita, tietäjä; Zauberer, Wahrsager', jumalan voima 'ukkonen; Donner' (voima 'Kraft')
Estonian:jumal, jummal (Gen. jumala) 'Gott'
Mordovian:(Strahl., mitg. SKES) jumi-ši-pas (Strahl.) 'mordvalaisten jumalia; mordwinische Götter'; jon-: E jondol, M jondul 'Blitz' ?
Mari (Cheremis):jǝ̑mǝ̑ (KB), U jumo 'Gott', B jumo 'Himmel, Obergott'.
K. Redei's notes:Finn. la und est. l sind Ableitungssuffixe, die möglicherweise bereits in ostseefinn. Zeit an den Stamm getreten sind. Die Zugehörigkeit des Mord. ist sehr unsicher, weil die Form Jumi nur in einer alten Quelle und auch dort nur in einer Zusammensetzung belegt ist und jondol, jondul ebenfalls ein Kompositum ist, wobei die zweite Komponente möglicherweise 'Feuer' (= tol) bedeutet. jon- kann nur dann hier eingeordnet werden, wenn seine Bedeutung 'Gott' bzw. 'Himmel' war.
Finnish:juuri (Gen. juuren) 'Wurzel, Fuß; Ursprung, Anfang, Grund', juuri 'gerade, eben, ganz' (> Saam. N jur, jurâ, jurĕ 'just, quite, altogether', ? urfinn. *jūrta-, vgl. Finn. juurta-'Wurzel schlagen', Est. juurdle- 'nachforschen, erforschen' > Saam. N jur'dēli- 'think quickly, think a single thought', L jur'tēli- 'denken (in Eile od. ein wenig)', K T Kld. Not. A juirte-, A joirte- 'denken, vermuten')
Estonian:juur (Gen. juure) 'Wurzel'
Mordovian:jur (E M) 'Stammende, Wurzelende, der untere Teil eines Dinges; Gebüsch'
Udmurt (Votyak):ji̮r (S), K d'ǝ̑r 'Kopf, Haupt; Ähre; oberer od. hervorragender Teil (an Gegenständen)', (Wichm.) G jị̑r 'Kopf, Haupt' ?
Komi (Zyrian):jur (S P PO) 'Kopf (S P PO), Haupt (S P); kleiner Heuhaufen (S P)'
K. Redei's notes:Die Zugehörigkeit der perm. Wörter ist aus semantischen Gründen unsicher. Vgl. jedoch finn. perä 'das Hintere, Hinterteil, Unterteil' - mord. E pŕa, M pŕä 'Kopf, Haupt, Gipfel, Wipfel, Ähre' (s. *perä 'Hinterraum, Hinterteil' FU); finn. pää 'Kopf, Haupt' ~ wotj. pum, puŋ 'Ende, Grenze, Spitze', syrj. pon, pom 'Ende, Anfang, Spitze' (s. *päŋ3 'Kopf, Haupt' U). Die Glieder der Wortfamilie *jökkö-r3 'Wurzel' Ug. (Sajn., Dem. 113; MUSz. 162; VglWb. 365; NyH7; SzófSz.) können wegen des Vokalismus und auch wegen des Konsonantismus nicht hierher gestellt werden.
Saam (Lapp):gæč'čâ- -ǣčč- (N) 1. 'look, look at; look for, see whether', 2. 'regard, notice, observe; take care', 3. 'look after, tend, herd', L kähttja- 'sehen, ansehen, auf etw. blicken, angucken, anschauen, nachsehen; betrachten', K (177) T kiehči̊-, Kld. kīhče-, Not. kiehče-, A kīčče-'blicken, betrachten'
Komi (Zyrian):kaźal- (S), P kaźa.v-, PO ka.-źal- 'bemerken (S P PO), beobachten (S P), auf etw. verfallen, erraten, vermuten (P), gewahr werden (PO)' ( > Khanty Trj. kȧsȧл- 'argwöhnen', DN kȧšȧt-, Ni. kaśat-, (seit.) Kaz. kaśaлǝ- 'bemerken (DN Ni. Kaz.), sehen (DN Ni.), erblicken (Ni.), merkbar zu- od. abnehmen (Kaz.)'; Mansi TJ käšǟl-, KU kɔ̈̄šǝl-, P kāšl-, So. kāsal- 'erblicken', [*kaźaś- >] So. kāsaś-: ɔ̄s at kāsaśeɣt 'bemerkte man wieder nicht')
K. Redei's notes: Finn. o, est. u und syrj. al sind deverb. Verbalsuffixe. FP *a > lapp. œ, ä usw. läßt sich durch den Einfluß des *ć erklären. Ebenso die syrj. Vokalvertretung: *a > *ä > a. Ostj. (438) V VK käs- 'finden' hängt mit den zitierten ostj. Wörtern zusammen und ist möglicherweise durch Rückbildung entstanden (vgl. Redei: NyK 72:159).
German meaning:bitter, sauer, verdorben; ? bitter, sauer, verdorben werden
Mari (Cheremis):kaškǝ̑ (KB), B kaske, M kośkü 'faul, schal, verdorben, sauer und verschimmelt (von Getränken)', KB U B kaška- 'kahmig werden, verderben (Bier, Dünnbier) (KB U), sauer werden (Bier, Dünnbier) (B)'
Udmurt (Votyak):kuź (URS): kuź-ki̮lak 'щавель', S kuǯ́al 'bitter', kuǯ́an 'Sauerampfer (Rumex acetosa)', kuǯ́i̮t, K kuźǝ̑t, (Wichm.) G ku̇źị̑t 'salzig (S K G); sauer (S K)', S kuǯ́it turim 'Sauerampfer' {turim 'Gras')
K. Redei's notes:Wotj. al, an, i̮t, ǝ̑t und ị̑t sind Nominalsuffixe. Im tscher. U- und B-Dialekt steht anstelle des zu erwartenden o ein a in der ersten Silbe. Dies ist möglicherweise durch den Einfluß des a der zweiten Silbe der Verben zu erklären. Das syrj. Wort kommt nur in Zusammensetzungen vor. Die ursprüngliche Form dürfte *kuʒ́ turun 'eine sauere Pflanze; Sauerampfer' gewesen sein. Die Komposita ve̮v-k. und ve̮l-k.-turun lassen sich möglicherweise durch volksetymologischen Einfluß von S kuʒ́ 'Urin, Harn' bzw. der Zusammensetzung * ve̮l-k., ve̮v-k. 'Urin, Harn des Pferdes' erklären. Nomen-Verbum?
K. Redei's notes:Finn. ea, aa ( < *eδa, *aδa), o, tscher. δä, δa, wotj. al, at sind Ableitungssuffixe. Die obengenannten Wörter wurden von mehreren Forschern (MUSz. 90; VglWb. 65, 66; NyH7) zu anderen Etymologien gestellt (s. *kać3- 'bersten, reißen' Ug.). Das ist jedoch aus lautlichen Gründen nicht akzeptabel. Zu mord. kočka- 'pflücken, sammeln; wählen', das von Toivonen (FUF 19:123) mit ? hier eingeordnet wurde, s. *kička- 'ausreißen, pflücken' FW.
Saam (Lapp):gaśke- -sk~ 'bite, bite to pieces, gnaw; castrate (by biting the testicle to pieces)', L kaskē-, K (187) Kid. Not. kāicke-, Not. auch koaicke- (>finn. kaskaa- 'kuohita (poro); kastrieren das Rentier')
K. Redei's notes:Das tscher. Wort wurde wegen der Stammvariante mit r (z.B. KB mä kartna 'wir aßen') von mehreren Forschern (MUSz. 87; VglWb. 142; SzófSz. usw.) mit den Wortfamilien *kar3- oder *kor3- 'beißen' FU zusammengestellt. Sie gehören jedoch nicht zusammen, weil im Tscher. ein Lautwandel č > t > r vor sich gegangen ist (Beke, CserNyt. 80; Lakó: MNy. 43:33). Syrj. e̮ ist unregelmäßig.
Komi (Zyrian):koči̮s (I), koče̮s-duk (S SO) 'Brandgeruch' (duk 'Geruch') ?
K. Redei's notes:Mord, mo, m und Syrj. i̮s, e̮s sind Ableitungssuffixe. Im Est. entwickelte sich aus der Bedeutung 'Geruch, Gestank' die Bedeutung 'Seuche, Pest'. Das Syrj. Wort kann nur dann hierher gehören, wenn das in ihm anzunehmende urperm. o aus frühurperm. *o̯ unter dem Einfluß des folgenden *č entstanden ist. 641 Läpp. N guośmo- 'get scorched brown' (MUSz. 39; Wiklund: MSFOu. 10:129; Setälä: FUF 2:226) gehört wegen seines inlautenden Konsonanten nicht hierher. Das irrtümlich hierher gestellte ostj. Vj. kačǝm: k.jĕrjk 'siedendes Wasser' (jerjk 'Wasser'), DN χočǝm 'warm' (MUSz. 39; Setälä: FUF 2:226 mit ?) s. *kač3 'Wärme; warm werden' FU, das wog. Verb So. kos- 'ohne Flamme brennen' (Setälä: ebd.) s. *kiče- (*küče-) 'glühen, ohne Flamme brennen' FU. Das selk. Ke. k<ack<o, N k<ačk<a, kăčka 'Rauch' kann wegen des ursprünglichen anlautenden *j nicht hierher gehören.
Mari (Cheremis):kač (KB), koč (U) (Adj., Adv., Postp.)' was quer od. quer über geht; quer, über', koč (B) 'quer über' |
Komi (Zyrian):ke̮čče̮b (Ud.) (Postp.) 'über': more k. 'über das Meer', ti̮ k. 'über den See', ke̮čeb (I) 'совсем, совершенно': k. abu 'совсем нет' (Rédei, Postp. 151—2)
K. Redei's notes:Syrj. e̮b ist ein denom. Nominalsuffix. Das tscher. und syrj. Wort wären semantisch nur schwer voneinander zu trennen, deshalb ist es trotz der spärlichen Belege anzunehmen, daß im Syrj. das e̮ der ersten Silbe nicht auf eine palatale (urperm. *ȯ < *ä, urperm. *e < *ä), sondern auf eine velare Vorform (urperm.*ȯ̯ < *a oder *o) zurückgeht. Die syrj. Geminate čč ist sekundär, vielleicht emphatischen Ursprungs.
K. Redei's notes:Im Lapp. auslautenden o verbirgt sich möglicherweise ein Suffixelement. Die Zusammenstellung ist wegen der geringen Belege im Läpp. unsicher.
Saam (Lapp):guojeti- (N) 'appear in a wood or in a mist; get clearer, lift (of weather, mist etc.)', L kuojēti- 'in den Sinn kommen; einem einfallen' | .
Mari (Cheremis):KB kaja- 'sich zeigen' (Ramst.), kaja- (KB), koja- (U) 'sichtbar sein, erscheinen' (Wichm.), B koja- 'zu sehen sein'
Janhunen's version:(1) U *kaja (mit Sam. *kaja)
Sammalahti's version:U *kaja (mit Sam. *kaja)
K. Redei's notes:Läpp. ti ist möglicherweise ein Ableitungssuffix. Im Mord. kann ein Bedeutungswandel 'erscheinen' -> 'die Saat erscheint' —> 'die Saat geht auf' angenommen werden. Onomat. Mehrere Forscher (s. Literatur) haben finn. kajaa- 'Licht zurückwerfen, leuchtend erscheinen' und kajasta- 'klar werden' hier eingeordnet. Beide Wörter sind Ableitungen von kajaa- 'widerhallen, tönen', das jedoch wegen der abweichenden Bedeutung nicht in diesen Zusammenhang gehört (s. SKES). Syrj. kaj- 'aufsteigen' wurde von mehreren Forschern (Toivonen: FUF 31:125 mit ?; Lytkin: NyK 71:98; ESK) hierher gestellt. Das ist jedoch nicht akzeptabel (s. *kaŋ3-(*kaŋk3~) 'klettern, steigen' Ug., ? FU).
Saam (Lapp):skai'ge- -ig- 'shout loudly, or make some other loud noise, in the distance, so that the shout, sound, is heard echoing' (N) , Wfs. (617) Gȧi̯k̀ȧ- 'ein Tag, ein Wetter, bei dem man auf lange Entfernung gut hören kann'
K. Redei's notes: Finn. u und mord. ńe sind Verbalsuffixe. Das anlautende s im Läpp, ist sekundär. Die Zusammenstellung ist unsicher, weil es sich um onomat. Wörter handelt und das finn. Wort möglicherweise mit kajaa- 'schallen, erschallen' zusammengehört. Onomat.
Saam (Lapp):gavce -ḱc- (N), kaktse (L), kākce (K (118) T ), Kld. Not. kāχc
Mordovian:kavkso (E), kafksa (M)
Mari (Cheremis):känδäksšǝ, känδäkš (KB), (Beke: FUF 22:101) V känδäŋšǝ, U B kanδaš.
K. Redei's notes:Das Numerale 'acht' der FW Sprachen ist, falls das Negationsverb in FW Zeit noch eine medial-reflexive Konjunktion besaß, aus folgenden Elementen entstanden: *kakta + (Negationsverb) *e + (modal-reflexives Konjugationssuffix) *k + (Px3 Sing.) *sä + (Dualsuffix) *n: *kakta e-k-sä-n> *kakteksan. Die ursprüngliche Bedeutung von 'acht' war 'zwei existieren nicht (zwei fehlen von zehn)'. Die Wortverbindung verlor, sobald sie zu einem Wort verschmolzen war, ihren prädikativen Charakter. Im Läpp. und Mord. kann Synkope angenommen werden. Im Läpp. ist auslautendes *n, das die schwache Stufe hervorgerufen hat, für ein Genitivsuffix gehalten worden und geschwunden, während im Mord. die Konsonantenhäufung vereinfacht und die Form ohne n verallgemeinert wurde. Im Tscher. gelangte inlautendes n durch Metathese an seine heutige Stelle. Der palatale Vokalismus im Tscher. hängt mit der Analogiewirkung von KB ǝnδǝkšǝ, U inδeše, B inδeš 'neun' zusammen. Das Wort wurde früher für ein Kompositum aus *kakta 'zwei' und *deksam (< ieur. *dek̑m̯) 'zehn' gehalten (s. Literatur und *ükte e-k-sä > *ükteksä 'neun' FW). Diese Auffassung ist aus lautlichen Gründen nicht akzeptabel. Collinders Etymologie (Vir. 1953:92): *kakta + (tscher. nt) + *ks + (FU) *luka 'zehn' kann, da in den behandelten Numeralien keine Spur eines luka 'zehn' existiert, aus semantischen Gründen nicht akzeptiert werden. Siehe auch *kakta ~ *käktä 'zwei' FU, ?U und *ükte e-k-sä >*ükteksä 'neun' FW.