mit dissimilator. Schwund des ersten -r- alb.-ligur.-kelt.-germ. eburo- `Eberesche, Eibe':
in alb.-geg. ber-sh-e m. `Eibe' (*ebur-isio-, mit kollekt. Suffix), ligur. ON Eburelianus saltus, gallorom. eburos `Eibe' (in vielen ON und PN), air. ibar m. `Eibe', auch als PN, cymr. efwr `Bärenklau', mhd. eberboum, nhd. Eber-esche;
aisl. iarpr `braun', ahd. erpf `fuscus' (oft in FlN), ags. eorp `dunkelfarbig, schwärzlich'; davon aisl. iarpi `Haselhuhn' und ndd. erpel `Enterich' (im Gegensatz zum helleren Weibchen); mit Vollstufe der 2. Silbe ahd. repa-, reba-huon, schwed. rapp-höna `Rebhuhn' < mnd. raphōn;
lett. ir̃be in meža ir̃be `Haselhuhn', lauka-ir̃be `Feldhuhn' (s. darüber Mühlenbach-Endzelin, Lett.-D. Wb. I 708 f.; kaum slav. Lehnwort wie lit. íerbë ėrubė̃, jėrubė̃, jėrublė̃ `Haselhuhn', vgl. klr. jarubéć);
slav. mit Nasalierung: mbg. jerębь, r.-ksl. jaŕabь, *jeŕabь, skr. jȁrêb usw. `Rebhuhn', von der Farbe benannt, wie klr. oŕábyna, orobýná, sloven. jerebíka, čech. jeřáb usw. `Vogelbeere'; ohne anlaut. Vokal russ. rjabój `scheckig' (vgl. oben rjabinóvaja nočь, abg. rębъ, russ. rjábka `Rebhuhn', rjabína `Vogelbeerbaum', rjábčik `Haselhuhn', usw.).
Ob hierher auch spätanord. raf n. `Bernstein', aisl. refr `Fuchs' als `der rote'? Aber wohl hierher aisl. arfr `Ochs' usw. als `der rotbraune'.
Vgl. Specht Dekl. 115 f., der von einer Farbwurzel er- ausgeht; s. auch rei-, reu-b- `buntgestreift'; zum b : bh s. Specht 261 f.
Ob dazu gr. ἄρδᾰ `Schmutz', ἄρδαλος `schmutzig'?
Vielleicht hierher der häufige kelto-ligur. FlN Rodanos (frz. Rhône = nhd. der Rotten, ital. Rodano usw.) als `der fließende' (gräzis. ᾽Ηρίδανος aus iberisiert. *Errodanos), dazu die Rednitz (Bayern) aus *Rodantia.
lat. ervum n. `eine Hülsenfrucht' (aus *erou̯om, *eregʷ(h)om oder *erogʷ(h)om);
ahd. araweiz, arwiz, nhd. Erbse, as. er(iw)it, mnd. erwete, ndd. erwten Pl., anord. ertr f. Pl. (Dat. ertrum) ds. (-ait wohl bloßes Suffix);
aber mir. orbaind `grains' steht für *arbainn, älter arbanna (oben S. 63).
Wahrscheinlich Entlehnungen aus einer gemeinsamen, wohl ostmediterranen Quelle, aus der auch ai. aravindam `Lotosblume' stammt.
lat. ricinus 1. `ein sich in die Haut von Schafen, Hunden oder Rindvieh einbohrendes Ungeziefer, Zecke' (unsicher ist die Zugehörigkeit von 2. `eine Strauchart, Ricinus communis') kann auf älteres *recinos zurückgehen und mit lit. érkė `Zecke, Schaflaus' (*erki̯ā), lett. ẽrce `Kuhmilbe, böse Person' unter idg. *erek- zusammengehören. Weiterhin ist zu vergleichen arm. o(r)jil `Nisse, Lausei' (hier scheint eine Wurzelvariante er(e)gh- vorzuliegen, wie auch in der folgenden alb. Form) und ork`iun `ringworm, itching, erysipelas' (aus *orqii̯ōno- (?) mit einem-no-Suffix wie im Lat. nach Petersson KZ. 47, 263 f.), alb. ergjiz `kleine Laus' (s. G. Meyer Alb.Wb. 96; Zweifel bei Hermann KZ. 41, 48; doch kann der abweichende Guttural im Armen. und Alban. auf tabuierender Entstellung beruhen).
lit. j-ėrkà, pra-j-ėrkà `Schlitz'; (über lett. er̃cis `Wacholder' usw. s. oben S. 67 f.); mit anderer Ablautstufe lit. rankù, ràkti `aufstochern', rakštìs `Splitter, Dorn', usw.
Ai. r̥ṣáti `stößt, sticht', r̥ṣṭíṣ `Speer', av. aršti- ds.;
lit. erśkė̃tis `Dornpflanze', vgl. oben S. 67;
sloven. rệsǝk `Gänsedistel'.
lat. rōs, rōris `Tau' (kons. St. mit ursprünglich bloß nominativischer Dehnstufe ō);
alb. resh, reshën `es schneit', auch `regnet Asche, Feuer' (wohl ebenfalls aus *rōs-);
gr. ἀπ-εράω (*erǝsō) `gieße eine Flüssigkeit, speie weg' (?), ἐξ-εράω `schütte aus, speie aus', κατ-εράω `gieße hinein', μετ-εράω `gieße um', συνεράω `gieße zusammen'; nach Debrunner IF. 48, 282 wäre die Grundbed. von ἐράω `auf die Erde ausschütten' und das Verb von ἔρα `Erde' (oben S. 332) abgeleitet;
aksl. rosa `Tau', lit. rasà ds.
2. Wurzelform ers-, r̥s-; r̥sen `männlich'.
ai. árṣati `fließt'; ferner mit der Bed. `männlich' (aus `benetzend, Samen ergießend') ai. r̥ṣa-bhá-ḥ `Stier', aja-rṣabhá-ḥ `Ziegenbock', av. apers. aršan `Mann, Männchen', gr. hom. ἄρσην, att. ἄρρην, ion. äol. kret. ἔρσην (ohne -!) `männlich' (dazu *αρνηός, hom. ἀρνειός `Widder' = att. ἀρνεώς, äol. ἀρνήαδες f., dazu ἀρνεύω `mache einen Luftsprung, tauche', eigentlich `mache einen Bocksprung', ἀρνευτήρ `wer einen Purzelbaum schlägt, einen Luftsprung macht', Lit. bei Boisacq u. ἀρνειός und ἀρνευτήρ Nachtr.), wohl auch ahd. or[re]huon, anord. orre `Auerhahn' (daraus durch Kreuzung mit ahd. ūr, ūrohso das mhd. ūrhan, nhd. Auerhahn).
3. Zugehörigkeit unserer Wz. *eres- zu *er-, *or- `in Bewegung setzen, lebhafte Bewegung' ist erwägenswert. Andere s-Formen von Wz. er-, or- zeigen weitere Bedeutungen:
Arm. eṙam (*ersā-i̯ō; vgl. oben ai. arṣati) `siede, walle; bin in unruhiger Bewegung; wimmle; bin leidenschaftlich erregt; bin oder werde eifrig, zornig', er̄andn `Wallen usw.; Erregung', z-eṙam `bewege mich umher, bin stark bewegt, erregt, schwimme usw.';
gr. ἐρωή `Schwung, Andrang' (*rōsā́; davon aber auch ἐρωέω `fließe, ströme, eile');
lat. rōrārii `leicht bewaffnete Plänklertruppe' (Ableitung von *rōsā `Schwung' = βελέων, δουρὸς ἐρωή);
anord. rās f. `Lauf', mndd. rās n. `heftige Strömung', ags. rǣs m. `Lauf, Anfall' (engl. race skand. Lw.), mhd. rāsen `rasen', ags. rǣsan `anstürmen', anord. rāsa `einherstürzen'; anord. ras n. `Eile', rasa `stürzen, gleiten' (Ablaut *rōs- : *rēs- : *rǝs-?); got. rēs im PN Rēs-mēr;
dazu mit dem Begriffe teils der unruhigen, auch ziellosen Bewegung, teils der Aufgeregtheit, des gewalttätigen Zornes:
einerseits: lat. errō (*ersāi̯ō) `irre' (= arm. eṙam), got. aírzeis `irre, verführt', ahd.irri `irre', got. aírziþa f. `Irrtum, Betrug', ahd. irrida ds., irr(e)ōn (*erziōn) `irren';
anderseits: as. irri `zornig', ags. eorre, yrre `zornig, erbittert', eorsian, iersian `übelwollen'.
4. eres- in ai. irasyáti `zürnt, will übel, benimmt sich gewalttätig' (*eres-), irasyā́- `das Übelwollen' und ī́rṣyati `ist neidisch' (*erǝs-), av. Partiz. arǝšyant- `neidisch', ai. īrṣyā́- `Neid, Eifersucht' av. aras-ka- `Neid', mpers. npers. arašk `Neid, Eifer', tiefstufig av. ǝrǝši- `Neid'; ved. ŕ̥ṣi- m. `Dichter, Seher' (*Rasender);
arm. heṙ `Zorn, Neid, Hader';
gr. ἄρος ἀκούσιον βλάβος Hes., hom. ἀρειή `Schmähwort' (= ai. irasyā́), dazu ἐπήρεια `gewalttätige, feindselige Handlung' (urgr. ā, vgl. ark. ἐπηρειάζεν, mit Dehnung im Kompositum auf Grund eines *ἐπ-ᾱρής), vgl. auch ἐρεσχηλέω `treibe Neckerei'; ῎Αρης `Gott der Rache' scheint Personifizierung des verwandten Subst. ἀρή `Verderben, Gewalttat', wovon ἀ̄ρήμενος `betroffen, versehrt, gequält';
lit. aršùs `heftig';
hitt. arsaniya- `beneiden, eifersüchtig sein', Denom. von *arsana- `eifersüchtig' (vgl. oben ai. īrṣyā́ `Neid'), Benveniste BSL. 33, 139;
nach Pedersen REtIE. 3, 18 hierher toch. A ārṣal `giftiges Gewürm', В arṣāklai `Schlange' (*r̥sātlā);
zu ai. árṣati `fließt' (oben S. 336) stellt Couvreur H̯ 96 hitt. a-ar-aš-zi (arszi) `fließt';
toch. A yär-s-, В yar-s- `baden' (-s- aus -sk-), ohne sk-Suffix A yär- ds., wird mit hitt. arra- `waschen' verglichen (?).
anord. raun f. `Versuch, Probe, Untersuchung', reyna `prüfen, erfahren'.
anord. ørr, err n. `Narbe' (*arwaz, *arwiz), als finn. Lw. arpi, Gen. arven; mnd. are, nhd. dial. arbe `Narbe';
gr. ἐρέ-της `Ruderer', Ersatz für *ἐρετήρ (= ai. aritár-) wozu fem. ᾽Ερέτρια ON erhalten, ἐρέσσω, att. ἐρέττω `rudere' (*ερετ-ι̯ω, Denominativ), ἐρετμός, Pl. ἐρετμά (statt *ἐρη̃μος = lat. rēmus, nach ἐρέτης, Schwyzer Gr. Gr. I 4932) `Ruder', hom. εἰρεσίη (εἰ- metr. Dehnung) `das Rudern', ὑπηρέτης `Ruderknecht, Matrose'; übertragen: `schwer arbeitender Diener', πεντήρης `Fünfdecker'; εἰκόσ-ορος, τριᾱκόντ-ορος, ion. τριηκόντ-ερος usw. (die -ορος-Formen durch gr. Assimilation von ο aus ε?); ἁλι-ήρης `das Meer durchrudernd', ἀμφ-ήρης `doppelruderig', τριήρης `Dreidecker';
lat. rēmus `Ruder', triresmom, septeresmom Columna rostrata (Grundf. eher *rē-smo- als *ret-smo-);
air. rā- `rudern', imb-rā- `rudern, zu Schiffe fahren' (z. B. Impf. -raad, Perf. imm-rerae `profectus est', Verbn. imram `das Rudern'), rāme `Ruder';
anord. rōa, ags. rōwan, mhd. rüejen `rudern'; ahd. ruodar, ags. rōðor n. `Ruder', anord. rōþr (u-St. *rōþru-) `das Rudern';
lit. iriù, ìrti `rudern', ìrklas `Ruder', ablaut. apr. artwes f. Pl. `Schiffsreise'.
gr. ἐρωή (πολέμοιο) `(Kampfes)ruhe', ἐρωέω `lasse ab' = anord. rō, ags. rōw, ahd. ruowa, nhd. Ruhe (*rōu̯ō), ablautend mit ahd. rāwa ds.; ἀρά-μεναι ἡσυχάζειν Hes. (?);
cymr. araf `ruhig, mild, langsam' (*erǝ-mo-);
nach Rozwadowski R. Sl. 6, 58 f. angeblich hierher der Name der Wolga ̔Ρα̃ als `ruhiges, stehendes Wasser' aus *Rava (mordvin. Ravo) zu lit. rova (= germ. *rōu̯ō `Ruhe'), lett. rāwa `stehendes Wasser', lit. FlN Rova = slav. Rava; besser oben S. 336.
Anreihung von gr. ἔρως `Liebe', ἔραμαι `liebe' (vgl. ai. rámate `ruht, steht still, läßt sich genügen, findet Gefallen, pflegt der Liebe') ist eine höchstens ganz schwache Möglichkeit (s. Boisacq m. Lit., Persson Beitr. 667).
Eine s-Erw. *r-e-s-, r-o-s- in got. rasta `Meile' (`Rast'), anord. rǫst f. `Wegstrecke', ahd. rasta f. `Ruhe, Rast, Wegstrecke, Zeitraum', as. rasta und resta (*rastja) `Ruhe, Lager', ags. ræst und rest `Ruhe, Ruhelager, Grab'; ablautend mnd. ruste, roste `Ruhe, Wegstrecke', spätmhd. rust `Ruhe'; got. razn n. `Haus', anord. rann ds., ags. ærn, ren n. `Haus' (mit merkwürdiger Bed. ræsn n. `Planke, Zimmerdecke'), afries. ern in fiā-ern `Vieh-haus'; unsicher ags. reord (*rezdō) f., gereord n. `Mahlzeit, Fest, Futter', anord. greddir `Fütterer, Sättiger'(*garazdīz), grenna `füttern' (*ga-raznian).
lat. arduus `hoch, steil';
gall. Arduenna silva, air. ard (*r̥̄du̯o-) `hoch, groß'; cymr. hardd `schön';
aisl. ǫrðugr `steil' setzt (wie allenfalls auch ǝrǝdva-) eine Parallelform auf dh- fort, indem verschiedene Erweiterungen von er- `(in Bewegung setzen) hochbringen' durch dh (vgl. ὀροθύνω `treibe an' usw.) vorliegen.
Sicher mit dh lat. arbor `Baum', wozu kurd. ār- aus *ard- `Baum' in ārzang `die durch Wind und Wetter verursachte dunkle Färbung auf den Bäumen', eig. `Baumrost';
alb. rit `wachse', aus r̥d- oder r̥dh-;
slav. *orstǫ, abg. rastǫ, russ. rastú, čech. rostu usw. `wachse' (*ord-, ordh-tō);
toch. A orto `empor'.
gr. ὀρχέω `πάλλω, κινέω', meist ὀρχέομαι `tanze, hüpfe, springe, bebe'.
Wegen der in er-3 ebenfalls vorliegenden Bed. `ἔρις' u. dgl. können dazu in Beziehung stehen:
av. ǝrǝɣant- `arg, abscheulich';
ahd. ar(a)g `feig, träge, böse, arg', ags. earg ds., aisl. argr und mit Metathese ragr `unmännlich, wollüstig, schlecht';
lit. aržùs `lüstern, sinnlich'.
arm. erg `Lied';
air. erc `Himmel', mir. suairc `angenehm, schön, strahlend' (*su-erkʷis);
toch. A yärk, В yarke `Verehrung' (Pedersen REtIE. 3, 18);
hitt. ar-ku-u̯a-nu-un `ich betete' (arku̯anun); anders Hendriksen 45 und 74.
gr. ὄρρος m. `Hinterer' (dazu οὐρά: f. `Schweif' aus *orsi̯ā) =
ahd. ars, ags. ears m., aisl. ars, rass `Arsch' =
hitt. a-ar-ra-áš (arras), Dat. ar-ri-iš-ši (arrisi); das -si enklit. Pronomen;
e-stufig air. err (*ersā) f. `Schwanz, Ende' (auch des Streitwagens), davon eirr `Wagenkämpfer' (*ers-et-s), Gen. erred;
arm. em, es, ē;
gr. hom. att. εἰμί (= ẹ̄mi, äol. ἔμμι, dor. ἠμί), εἶ (= ei aus *esi, nur att., hom. εἰς, ἐσσι), ἐστί, εἰμέν (wie εἰμί; att. ἐσμέν wie ἐστέ; dor. ἠμές), ἐστέ, εἰσί (dor. ἐντί), Dual ἐστόν;
venet. est;
alb. jam (*esmi);
lat. sum (durch Einfluß der 1. Pl.), es(s), est (Inchoat. escit, wie gr. ἔσκε), sumus, estis, sunt (Inchoat. escunt); osk. súm, est (íst); umbr. est;
air. (nur als Kopula) am (*esmi), a-t, is, ammi (*esmesi), adi-b, it (*senti, acymr. hint);
got. im, is, ist, 3. Pl. sind (*senti); aisl. em, est (ert), es (er); ags. eom (nach bēom), northumbr. am (*os-m̥), eart (Endung des Präteritopräs.), is; 3. Pl. northumbr. aron (*os-ṇt), usw.;
alit. esmì, (heute esù, dial. esmù) esì, ẽsti, Dual alt und dial. esvà, estaũ und està; lett.esmu (dial. esu), esi usw.; apr. asmai, assai (essei), est (ast);
aksl. jesmь, jesi, jestъ (*esti), jesmъ, jeste, sǫtъ (= lat. sunt); Dual jesvě, jesta, jeste, usw.;
toch. Präs. В 3. Sg. ste, star- (mit Enklitikon), 3. Pl. skente, stare, skentar; Imperf. A 1. Sg. ṣem, 2. Sg. ṣet usw., В ṣai(-), mit Optativformans idg. -oi- (nach Pedersen Tochar. 161 soll auch В nes-, A nas- `sein' die Wurzel es- enthalten, das Präverb n- sei mit der Postposition В neidentisch??);
hitt. e-eš-mi (esmi), 3. Sg. e-eš-zi (eszi), 3. Pl. a-ša-an-zi (asanzi; das as durch Vokalharmonie aus *es-?).
2. Wichtige Übereinstimmungen:
Imperf. ai. ā́sam, ās, ās, bzw. Perf. ā́sa, ā́sitha, ā́sa, Pl. ā́sma, ā́sta, ā́san, Dual. ā́stam, ā́stām: gr. hom. 1. Sg. ἦα, 2. Sg hom. att. ἦσθα, 3. Sg. dor. usw. ἦς, Pl. hom. ἦμεν, ἦτε, ἦσαν, 3. Dual hom. ἤστην; mit ἦσθα vgl. hitt. e-eš-ta (ēsta) `war, warst'; themat. 1. Sg. 3. Pl.äol. ἔον (*e-s-om, bzw. *e-s-ont): augmentlos 3. Pl. ai. san, av. hǝn (*sent oder *sont).
Neubildungen scheinen lat. erat (*es-ā-t) = cymr. oedd `war'.
Gr. Imperf. ἔσκον, ἔσκε : alat. escit (die Futurbedeutung erinnert an arm. i-c̣em `daß ich sei' aus prothet. *i + s + (s)ke-, Meillet Esquisse 121);
Konjunkt. ved. 2. Sg. ásas(i), 3. Sg. ásat(i): lat. Fut. eris, erit;
Optat. ved. s(i)yā́m; gr. εἴην (das ε von *ἐσμι): lat. Konj. siem, siēs, siet, umbr. sir, sei `sīs', si, sei `sit', sins `sint': ahd. 3. Sg. sī;
Imper. 2. Sg. gath.-av. zdī : gr. att. ἴσθι (*es-dhi); 3. Sg. gr. hom. att. ἔστω : lat.estō(d) : osk. estud;
3. Partizipium sent-, sont-, sṇt- `seiend', z. T. mit Entwicklung zu `wahr, tatsächlich', und weiter teils zu `gut', teils zu `der wirkliche Täter, der Schuldige': Ai. sánt- sát- m., n. (f. sat-ī́) `seiend, gut, wahr', av. hant-, hat- ds.;
gr. ἐόντ-, ὄντ-, dor. ἐντ- `seiend' (Schwyzer Gr. Gr. I 473, 525 4, 567, 678), Nom. Pl. τὰ ὄντα `Gegenwart, Wahrheit, Besitz', abgeleitet ουσία, dor. ἐσσία, ὠσία f. `Eigentum, Natur, Wirklichkeit', usw.;
lat. in prae-sēns, -sentis `gegenwärtig', osk. praesentid `praesente', ab-sēns `abwesend'; sōns, Gen. sontis `schuldig, schädlich' (vgl. sonticus morbus `Epilepsie'?);
urgerm. *sanþa- `wahr' in anord. sannr, saðr, ahd. sand, as. sōð `wahr, und `wessen Schuld ohne Zweifel steht', ags. sōð `wahr'; daneben tiefstufig germ. *sun(ð)já-z, got. *sunjis `wahr' (sunja `Wahrheit'); die eigentliche Bed. noch in bisunjanē `ringsum', ursprüngl. Gen. Pl. `der ringsum seienden' = ai. satyá- `wahr, recht' (*sṇti̯o-), n. `Wahrheit', av. haiɵya- `wahr, echt', apers. hašiya- ds.;
mit erhaltenem oder assim. d ahd. suntea, as. sundea, afries. sende, aisl. synð, synd < mnd. sünde, ags. synn f. `Sünde, Verbrechen' (urgerm. *sunðī: *sun(ð)jāz), weiter zu as. ahd. sunnea `Hinderung, Not', aisl. syn `Ableugnung';
apr. Nom. Sg. sins, Dat. Sg. sentismu, alit. Akk. Sg. m. santį, lit. są̃s, sañčio (jünger ẽsąs, ė̃sąs m., ẽsanti f.), lett. esuots `seiend'; Gerundium lit. sant;
aksl. sy (: ai. sán), Gen. Sg. m. sǫšta;
hitt. aš-ša-an-za (assanz) `seiend';
to-Partiz. *s-e-tó-, s-o-tó- in gr. ἐτά ἀληθη̃. ἀγαθά Hes., ἐτάζω `prüfe', ἐτεός, ἐτυμός `wahr, wirklich' und ὅσιος `recht, erlaubt, fromm';
ti-Abstrakta: ai. abhí-ṣti- f. `Hilfe' (abhi-ṣtí- m. `Helfer'), av. aiwišti- f. `Studium'; ai. úpа-stí- m. `Untergebener' (ai. sv-astí- f. `Wohlsein' wohl ar. Neubildung); vgl. gr. ἐστώ `οὐσία', ἀπεστώ, ἀπεστύς Hes. `Abwesenheit' u. dgl.;
über das vielleicht hierher gehörige gr. ἐσ-θλός `tüchtig, gut, glücklich', dor. ἐσλός, arkad. ἑσλός vgl. Schwyzer Gr. Gr. I 5335, Specht Dekl. 256.
hitt. a-aš-šu-uš (assus) `gut'; zum a- s. Pedersen Hitt. 167 u. Anm.; vielleicht als Schwundstufe dazu (Friedrich IF. 41, 370 f.) das Präfix su-, s. dort;
hierzu vielleicht lat. erus `Herr', fem. era, alat. esa `Herrin';
doch ist hitt. iš-ḫa-a-aš (isḫas) `Herr' fernzuhalten, da dies zu arm. isxan `Herr', isxal `herrschen' gehört (?), das selbst nichtidg. Herkunft ist (Couvreur H̯ 9);
fern bleiben gall. GN Esus (mit ē-), wohl wegen der Namen mit Aes-, Ais- am ehesten zu 1. ais- oder 2. ais- (oben S. 16), weniger wahrscheinlich zu 2. eis- (oben S. 299); ebenso der air. PN Éogan (*ivogenos) und der cymr. PN Owein (älter Ywein, Eugein, Ougen) = air. PN Úgaine (*ou̯o-geni̯os), vgl. dazu Bergin Ériu 12, 224 f.
got. asans (o-stufig) f. `Ernte, Sommer', anord. ǫnn (*aznō) `Ernte, Mühe', ahd. aren m., arn f., mhd. erne `Ernte' (dazu ahd. arnōn `ernten');
got. asneis, ags. esne, ahd. asm `Taglöhner', abgeleitet aus der Entsprechung von as. asna `Lohn, Abgabe' (*Erntelohn), dazu ahd. arnēn `verdienen' = ags. earnian ds.; vgl. Wissmann Nom. postverb. 1454;
serb.-ksl. jesenь, skr. jȅsên; russ. ósenь, wruss. jèsień; apr. assanis (aus *esenis oder *asanis);
unsicher, ob hierher mir. ēorna (*esor-n-i̯ā) `Gerste';
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