lat. rōs, rōris `Tau' (kons. St. mit ursprünglich bloß nominativischer Dehnstufe ō);
alb. resh, reshën `es schneit', auch `regnet Asche, Feuer' (wohl ebenfalls aus *rōs-);
gr. ἀπ-εράω (*erǝsō) `gieße eine Flüssigkeit, speie weg' (?), ἐξ-εράω `schütte aus, speie aus', κατ-εράω `gieße hinein', μετ-εράω `gieße um', συνεράω `gieße zusammen'; nach Debrunner IF. 48, 282 wäre die Grundbed. von ἐράω `auf die Erde ausschütten' und das Verb von ἔρα `Erde' (oben S. 332) abgeleitet;
aksl. rosa `Tau', lit. rasà ds.
2. Wurzelform ers-, r̥s-; r̥sen `männlich'.
ai. árṣati `fließt'; ferner mit der Bed. `männlich' (aus `benetzend, Samen ergießend') ai. r̥ṣa-bhá-ḥ `Stier', aja-rṣabhá-ḥ `Ziegenbock', av. apers. aršan `Mann, Männchen', gr. hom. ἄρσην, att. ἄρρην, ion. äol. kret. ἔρσην (ohne -!) `männlich' (dazu *αρνηός, hom. ἀρνειός `Widder' = att. ἀρνεώς, äol. ἀρνήαδες f., dazu ἀρνεύω `mache einen Luftsprung, tauche', eigentlich `mache einen Bocksprung', ἀρνευτήρ `wer einen Purzelbaum schlägt, einen Luftsprung macht', Lit. bei Boisacq u. ἀρνειός und ἀρνευτήρ Nachtr.), wohl auch ahd. or[re]huon, anord. orre `Auerhahn' (daraus durch Kreuzung mit ahd. ūr, ūrohso das mhd. ūrhan, nhd. Auerhahn).
3. Zugehörigkeit unserer Wz. *eres- zu *er-, *or- `in Bewegung setzen, lebhafte Bewegung' ist erwägenswert. Andere s-Formen von Wz. er-, or- zeigen weitere Bedeutungen:
Arm. eṙam (*ersā-i̯ō; vgl. oben ai. arṣati) `siede, walle; bin in unruhiger Bewegung; wimmle; bin leidenschaftlich erregt; bin oder werde eifrig, zornig', er̄andn `Wallen usw.; Erregung', z-eṙam `bewege mich umher, bin stark bewegt, erregt, schwimme usw.';
gr. ἐρωή `Schwung, Andrang' (*rōsā́; davon aber auch ἐρωέω `fließe, ströme, eile');
lat. rōrārii `leicht bewaffnete Plänklertruppe' (Ableitung von *rōsā `Schwung' = βελέων, δουρὸς ἐρωή);
anord. rās f. `Lauf', mndd. rās n. `heftige Strömung', ags. rǣs m. `Lauf, Anfall' (engl. race skand. Lw.), mhd. rāsen `rasen', ags. rǣsan `anstürmen', anord. rāsa `einherstürzen'; anord. ras n. `Eile', rasa `stürzen, gleiten' (Ablaut *rōs- : *rēs- : *rǝs-?); got. rēs im PN Rēs-mēr;
dazu mit dem Begriffe teils der unruhigen, auch ziellosen Bewegung, teils der Aufgeregtheit, des gewalttätigen Zornes:
einerseits: lat. errō (*ersāi̯ō) `irre' (= arm. eṙam), got. aírzeis `irre, verführt', ahd.irri `irre', got. aírziþa f. `Irrtum, Betrug', ahd. irrida ds., irr(e)ōn (*erziōn) `irren';
anderseits: as. irri `zornig', ags. eorre, yrre `zornig, erbittert', eorsian, iersian `übelwollen'.
4. eres- in ai. irasyáti `zürnt, will übel, benimmt sich gewalttätig' (*eres-), irasyā́- `das Übelwollen' und ī́rṣyati `ist neidisch' (*erǝs-), av. Partiz. arǝšyant- `neidisch', ai. īrṣyā́- `Neid, Eifersucht' av. aras-ka- `Neid', mpers. npers. arašk `Neid, Eifer', tiefstufig av. ǝrǝši- `Neid'; ved. ŕ̥ṣi- m. `Dichter, Seher' (*Rasender);
arm. heṙ `Zorn, Neid, Hader';
gr. ἄρος ἀκούσιον βλάβος Hes., hom. ἀρειή `Schmähwort' (= ai. irasyā́), dazu ἐπήρεια `gewalttätige, feindselige Handlung' (urgr. ā, vgl. ark. ἐπηρειάζεν, mit Dehnung im Kompositum auf Grund eines *ἐπ-ᾱρής), vgl. auch ἐρεσχηλέω `treibe Neckerei'; ῎Αρης `Gott der Rache' scheint Personifizierung des verwandten Subst. ἀρή `Verderben, Gewalttat', wovon ἀ̄ρήμενος `betroffen, versehrt, gequält';
lit. aršùs `heftig';
hitt. arsaniya- `beneiden, eifersüchtig sein', Denom. von *arsana- `eifersüchtig' (vgl. oben ai. īrṣyā́ `Neid'), Benveniste BSL. 33, 139;
nach Pedersen REtIE. 3, 18 hierher toch. A ārṣal `giftiges Gewürm', В arṣāklai `Schlange' (*r̥sātlā);
zu ai. árṣati `fließt' (oben S. 336) stellt Couvreur H̯ 96 hitt. a-ar-aš-zi (arszi) `fließt';
toch. A yär-s-, В yar-s- `baden' (-s- aus -sk-), ohne sk-Suffix A yär- ds., wird mit hitt. arra- `waschen' verglichen (?).
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